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Der Launer geht in den Knast

Die grauen Wände sind hoch und oben drüber türmt sich der Stacheldraht. Das äußere Tor schließt und mir wird ein wenig mulmig. Vor mir Beamte in Uniformen. „Justiz“ steht auf dem Rücken. Ich werde abgepiept. „Zeigen Sie mal die Gürtelschnalle“, noch klingt der Ton ganz freundlich…

Anstehen, um in den Knast zu kommen.
Anstehen, um in den Knast zu kommen.

Am vergangenen Sonnabend hatte der Freistaat zum „Tag der offenen Albertstadt“ eingeladen und unter anderem den Knast am Hammerweg geöffnet. Allerdings nur in eine Richtung. Als ich kurz nach 10 Uhr dort eintreffe, hat sich schon eine kleine Wartegemeinschaft versammelt. Anstehen für den Knast, das ist schon ein bisschen skurril. In kleinen Gruppen werden die Leute eingelassen. Merkwürdig, während der halben Stunde Wartezeit kommt keiner mehr raus. Die werden uns doch nicht hierbehalten wollen?

Nun ist das Tor ganz zu und ich bin komplett gefilzt. Handy und Ausweis musste ich abgeben, dafür darf ich jetzt einen Rundgang unternehmen. Oder Stopp, erstmal werden Bratwürste gereicht und Brötchen aus der Gefängnis-Bäckerei. „Wer keine Wurst nimmt, kommt nicht wieder raus“, tönt einer der Wärter. Soll wohl lustig klingen, doch um mich herum lacht keiner.

Ich trete ein in die tristen Gänge, sehe die Werkstätten. Hier können die Knackies eine Ausbildung absolvieren. Es gibt eine Tischlerei, eine Wäscherei, eine Schlosserei, eine Lampen- und eine KFZ-Werkstatt. Arbeiter sind nicht zu sehen, der Kontakt zu den Besuchern wäre wohl zu gefährlich. Aber der Schlosserei-Chef zeigt stolz die Produkte, einen Grill könnte ich sofort mitnehmen, als kleines Andenken an den Knast vielleicht.

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„Sagen Sie doch bitte Anstalt, das klingt besser“, wendet er ein, dann könne man auch denken, es gehe um eine Irrenanstalt. „Sagen Sie doch bitte nicht Irre“, entgegne ich noch, merke aber, das Spitzfindigkeiten hier nicht gefragt sind.

Dann treten wir in den Hof. Eine riesige schwarze Krähe landet auf einem Vorsprung, räuspert sich – dann Stille. Ich sehe graue Betonblöcke, Bänke aus Stahl, vergitterte Fenster und immer wieder Stacheldraht. Bedrückende Stimmung. Hier ist Platz für insgesamt 805 Häftlinge, die meisten sind Männer und einige von denen machen sich jetzt bemerkbar. Sie rufen den Besuchern und sich gegenseitig derbe Scherze zu.

Ich gehe weiter. Nun werden die Schulungsräume gezeigt. Es ist möglich hinter Gittern den Hauptschul- oder Realschulabschluss abzulegen. Die Räume sehen wie ganz normale Klassenzimmer aus, wenn da nicht die schweren Gitter vor den Fenstern wären. Schließlich gelange ich zum Bratwurst-Stand zurück, die anderen Besucher decken sich mit Souvenirs aus dem Knast-Shop ein, verpackt in einer Tüte „Sachsen genießen“. Dann sehe ich ein Schild: „Ausgang“. Noch wenige Schritte, ich erhalte Ausweis und Telefon zurück, die Tür öffnet sich und ich bin wieder draußen. Kann es sein, dass der Himmel hier viel blauer ist?

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14 Kommentare

  1. Ich war Samstag auch in einer staatlichen Aufbewahrungseinrichtung in der Albertstadt. Dort leben massen von Holzköpfen und Pappkameraden unter unwürdigen Verhältnissen eng zusammengepfercht in einem zweckentfremdeten Kirchengebäude…

  2. Der Kontakt zu Gefangenen wird bei solchen Veranstaltungen nicht wegen deren Gefährlichkeit sondern aus Datenschutzgründen unterbunden. Hatte vor vielen Jahren selber das zweifelhafte Vergnügen wegen einer Geldstrafe 3 Wochen im G Haus auf dem Hammerweg zu verbringen und in der Zeit war ebenfalls Tag der offenen Albertstadt. Als Arbeiter (Wer arbeitet bekommt pro Arbeitstag bei Haftstrafen bei geringfügigen Verbrechen 1,5 Tage Hafterlass) haben wir damals einen Tag vor dem Tag der offenen Albertstadt die Fenster auf den Gängen mit Folie abgeklebt damit die Besucher nicht die Gesichter der Gefangenen sehen.

  3. @Hoschi: Interessante Anmerkungen, vor allem das mit dem Hafterlass war mir neu. Danke dafür. Allerdings nehme ich an, das die, die aus den Gitter-Fenstern gewinkt und gegrinst haben, der Datenschutz eher egal war.

  4. Das mit dem Hafterlass gilt aber wie gesagt nur bei Geldstrafen.Alle Anderen bekommen für die Arbeit Geld und können davon einen Teil im Knastshop ausgeben,der Rest wird gespart für die Übergangszeit nach der Haft.

  5. @nani: was die Dauerhaft angeht, hast du Recht. Für kurze Zeit werden jedoch gelegentlich auch mal Straftäterinnen einquartiert. So berichtete es ein Wärter.

  6. In der JVA Dresden arbeiten keine „Wärter“. Viel mehr sind es Vollzugsbedienstete aus den verschiedensten Fachrichtungen. Beispielsweise Sozialarbeiter, Pädagogen, Psychologen, Juristen, Verwaltungsangestellte etc. Die umgangssprachlich als „Wärter“ bezeichneten Personen sind Bedienstete, die dem allgemeinen Vollzugsdienst angehören. Und die Aufgabe umfasst wesentlich mehr als nur Haftraumtür auf und wieder zu.

    Die Aufnahme von Frauen, auch wenn nur kurzfristig, ist die absolute Ausnahme. Grundsätzlich werden alle Haftarten in der JVA Chemnitz vollstreckt. Ausnahme ist der Offene Vollzug in der JVA Leipzig.

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