Gestern Morgen ist im Dresdner Stadtteil Leubnitz-Neuostra ein Mann tot aufgefunden. Bei dem Toten handelt es sich um einen 20-jährigen Asylbewerber aus Eritrea, der dort wohnte. Wie die Polizei gestern mitteilte, hatten die ersten Ermittlungen keine Anhaltspunkte auf eine Fremdeinwirkung ergeben. Die Kriminalpolizei hat die weiteren Ermittlungen übernommen.
Wie die Dresdner Morgenpost heute berichtet, ermittelt inzwischen die Mordkomission und Polizeipräsident Dieter Kroll erklärte, dass ein Anfangsverdacht auf einen unnatürlichen Tod besteht. Aus diesem Anlass ruft das Bündnis Dresden-Nazifrei auf seiner Facebook-Site für heute zu einer Mahnwache am Jorge-Gomondai-Platz auf. Wörtlich heißt es: „Wir werden dort ab 14:00 Uhr versuchen, unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, auch wenn sie nicht in Worte zu fassen sind. Wir tun dies nicht vereinzelt, sondern zusammen. Nicht im Privaten, sondern auf der Straße, weil dies in einer Stadt mit offen rassistischer Grundstimmung geschehen ist.“
Nachtrag: Am Nachmittag versammelten sich spontan ca. 300 Demonstranten, die mit einem Banner zum Neujahrsempfang des sächsischen Ministerpräsidenten zogen. Sie forderten eine schnelle Aufklärung des Todesfalls.Inzwischen haben sich auch mehrere Politiker zu Wort gemeldet, Oberbürgermeisterin Helma Orosz: „Die Nachricht, dass gestern ein junger Mann, durch Messerstiche getötet, in Dresden gefunden wurde, hat mich sehr geschockt. Ich glaube, mir geht es wie vielen, dass diese Tat an einem Asylbewerber aus Eritrea, der in unserer Stadt gelebt hat, viele Fragen aufwirft. Ich hoffe sehr, dass Polizei und Staatsanwaltschaft schnell diese Fragen klären können. Ich habe aber auch vollstes Vertrauen in die Sicherheitsbehörden, dass dies geschieht. Wichtig ist es mir auch, dass wir keine Spekulationen in die eine oder andere Richtung abgeben.“
Ist das nicht etwas verfrüht? Es weiß doch noch kein Mensch, wie der Junge zu Tode gekommen ist. Was soll dann passieren, wenn sich herausstellt, daß er wegen eines Streits mit Mitflüchtlingen ungekommen ist! Aktionismus ist manchmal auch kontraproduktiv
Hmm, wenn man dem SPIEGEL glauben darf, steht die Fremdeinwirkung inzwischen fest. „Keine natürliche Todesursache“ heißt dann wohl „Mord“, „Totschlag“ bzw „Unfall mit Todesfolge“.
@abrazz
Wieso ist es den falsch oder kontraproduktiv, eine Mahnwache abzuhalten, wenn ein Mensch durch Fremdeinwirkung zu Tode gekommen ist. Liegt es wohl an den Namen der Organisatoren (Dresden-Nazifrei)?
Tatsache ist, es ist passiert.
Die Ereignisse der letzten Monate in Dresden sagen mir, daß genau zu diesem Zeitpunkt und schon lange vorher und in der Zukunft eine Mahnwache das mindeste ist was die Menschen in Dresden tun sollten.
@der strolch
Lies doch mal richtig, was (und wann) abrazzo geschrieben hat. Zum Zeitpunkt des Schreibens stand es noch nicht fest, dass es eine Fremdeinwirkung gab. Und in dem Fall wäre eine Mahnwache tatsächlich kontraproduktiv. Und nur darum ging es.
Wie die Morgenpost soeben meldet, wurde der Mann erstochen.
Das die Tat nun als Mord feststeht ist tatsächlich schockierend. Aber über die Täter weiß man immer noch nichts. Natürlich ist ein rassistischer Hintergrund zu befürchten, aber es gibt auch andere, mögliche Motive. Ich fände es nur sehr peinlich, wenn es eben kein Nazi war und die ganze rechte Meute dann wegen Vorverurteilung johlt. Warum also diese sehr frühe Reaktion? Wäre es nicht besser abzuwarten, bis mehr bekannt ist?
@Katrin
was und wann abrazzo geschrieben hat, habe ich schon zur kenntniß genommen. Aber um 14,03 Uhr war in verschiedenen Medien zu lesen, das Fremdeinwirkung die Todesursache war.
In der mopo ist der erste Artikel heute morgen um 6,10 Uhr erschienen
Kann es denn kontraproduktiv sein, einem jungen Menschen zu gedenken, der wohl vermutlich mit viel Hoffnung nach Deutschland kam, hier ein besseres Leben ohne Unterdrückung zu finden? Ein junger Mensch der hier nichts fand als den Tod.
immer gleich diese Demos. man weiß es doch gar nicht, wer es war. das sich da gleich“dresden nazifrei“ einmischen muss, finde ich voll daneben. Man sollte erst einbmal überlegen und dann handeln!
Wie ich aus meinem Leubener Umfeld erfahren habe, hatte der leider verstorbene Mann Kontakte ins Rotlichtmilieu.. Wer weiß, was da genau passiert ist.. Verbindungen zu Rassismus o.ä. sind tatsächlich verfrüht..
Na toto kennt sich ja bestens aus… hat dir ein freund von nem kumpel erzählt, ne?
@az: ich will damit sagen, dass nicht vorschnell geurteilt werden soll.. mache ich auch nicht.. warte einfach die untersuchungen ab..
Was genaus ist denn hier verfrüht? Die Mitbewohner haben recht eindrücklich beschrieben, dass sie Angst haben und nur noch in Gruppen auf die Straße gehen, Montags gar nicht mehr. Allein dieser Umstand rechtfertigt eine Kundgebung/Mahnwache/Demo. Und genau das wurde gemacht. Niemand hat dort gesagt, dass es ein rassistischer Mord war. Aber dass es nötig ist öffentlichen Druck aufzubauen und dadurch sicherzustellen, dass auch in diese Richtung ermittelt wird, kann niemand bestreiten. Das „Vertrauen“ in die Ermittlungsbehörden ist aus gutem Grund mehr als verschüttet (siehe: 22.12., rassistische Überfälle Centrumsgalerie oder die Ermittlungen gegen Lothar König / Tim aus Berlin / Antifa-Sportgruppe oder Oury Jalloh oder NSU oder …). Da kann man gar nicht früh genug zeigen, dass die Öffentlichkeit die Ermittlungsarbeit ganz genau beobachtet.
das in der Centrumsgalerie war doch erfunden! und Antifa und Rechte sind beides radikale Gruppen und haben nirgends was zu Suchen oder zu Sagen!
So, ich war auch bei der Mahnwache am Nachmittag. Ganz egal, was nun vorgefallen ist (zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nichts vom Tötungsdelikt), ein junger Mensch, der als Flüchtling hierher gekommen ist, ist tot. Nach all der offenen Feindseligkeit gegen Ausländer kann man auch mal ganz unpolitisch zeigen, dass man mitfühlt, egal wie er nun zu gestorben ist. Deswegen hat mich auch die Fahne der „Linken“ gestört, und die Antifa-Sachen sowieso. Es muss nicht immer politisch sein, es darf auch gerne mal rein „menschlich“ sein.
@ein anderer Stefan : sehr gut geschrieben
Diese „Fahnenträger“ finde ich auch total nervig. Ich würde mich gern öfter an Demonstrationen/Mahnwachen beteiligen, die Veranstaltungen in ihrem Inhalt sind schließlich löblich, aber immer vor den Karren von gesellschaftlich isolierten Gruppen wie FAU oder „Antifa“ gespannt zu werden, kotzt mich an.
Können die nicht als Menschen dort hin gehen?
mh
@ TomDD: und montags rennste dem Pegida-Banner hinterher? Oder haste mehr als deine Behauptung über die Centrums-Galerie? Wenn Cops wegschauen, heißt das nicht, es hat nicht stattgefunden. Darüberhinaus laufen die Ermittlungen. Also halt mal die Bälle flach.
@ ein anderer Stefan: deine humanistische Herangehensweise ist am Ende doch auch eine politische, oder? Spätestens dann, wenn dir diese etwa durch Pegidioten nicht mehr zugestanden wird.
@ein anderer stefan: die linkefahne war unpassend und nach kurzer ansprache schnell weggepackt. wo da antifasachen gewesen sein sollen, keine ahnung?
@tomdd: wo ist die quelle zu deiner behauptung, dass der centrumsgalerievorfall erfunden ist – du perfides …? die betroffenen berichten etwas völlig anderes. „antifa“ und „rechte“ in eine ecke zu stellen ist schon recht dreist. zumal diverse erhebungen (decker&brähler, heitmeyer, vorlän der und co.) attestieren, dass sich die „rechte“ und deine „mitte“ (die sich immer wieder nach recht abzugrenzen versucht) doch verdammt nahe sind. doch gegen diesen „extremismus“zirkus zu argumentieren fällt dank deinereiner verdammt schwer. -facepalm-
selbst wenn es kein rassitischer mord (rotlicht? ernstaft? halt die … toto!) war, ist es zum kotzen und nicht hinnehmbar, dass sich menschen hier nicht mehr auf die straße getrauen und die polizei quatsch verbreitet!
@anderer Stefan: Das Antifa-Gedöns stört mich generell bei (solchen) Demos, deshalb gehe ich auch nicht auf die Pegida-Gegendemos.
Da hatte er sich bis hierher zu uns durchgekämpft. Und dann stirbt er nicht im Bürgerkrieg, sondern vor einem Dresdner Plattenbau. Es ist schon ein sehr trauriger Zynismus.
Zackbäm: Die Gegendemos zu Pegida sind immer sehr bunt, auf jeden Fall mehr als nur „Antifa“. Komme doch einfach mal rum und mache dir selbst ein Bild.
Außerdem finde ich es sehr bequem, sich hinter derartigen Aussagen zu verschanzen, statt für Menschenrechte auf die Straße zu gehen.
@egal: google bildersuche: mahnwache Dresden Asylbewerber.
Da lag ein Antifa-Tuch auf dem Boden. Die Fahne der Linken wurde von der Dame eine ganze Zeit hochgehalten.
@tsetse: Wenn man so will, ist ein Ansatz, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt, am Ende auch politisch. Das sollte aber bei einer Mahnwache für einen Toten nicht im Vordergrund stehen.
@zackbäm:
Die Antifa und MLPD (u.ä.) bei der Gegendemo stören mich auch, deswegen (und aus anderen Gründen) war ich letztes Jahr nicht bei den Gegendemos. Bei dem rapiden Zuwachs der Pegida habe ich das aber für den Moment als das geringere Übel einsortiert, und gehe jetzt zur Gegendemo. So ein bisschen auch mit dem Hintergedanken, dass bei vielen Gegendemonstranten die extremen Positionen deutlicher zur Minderheit werden. Nach dem Vortrag von Gordian Meyer-Plath gestern in der Dreikönigskirche ist das gewaltbereite rechtsextreme Potential in Sachsen ungefähr drei- bis viermal so groß wie das entsprechende linksextreme (Personenzahl). Das heißt nicht, dass ich linksextreme Positionen deswegen als harmlos oder zu vernachlässigen betrachte. Aber die aktue Gefahr sehe ich überwiegend von rechts. Das ist zweifellos opportunistisch, was die Position zum Linksextremismus angeht. Politische Positionierungen können nicht immer die „reine Lehre“ sein.
@egal:“…ist es zum kotzen und nicht hinnehmbar, dass sich menschen hier nicht mehr auf die straße getrauen…“ Und das lasten Sie der Pegida an?? Ja, es ist schlimm bzw. es ist noch viel schlimmer: Man ist auch nirgends mehr sicher vor Diebstahl etc. Mir wurde letztes Wochenende im Hinterhof das angeschlossene Fahrrad geklaut. Eine Freundin an anderer Stelle in Dresden ebenso. In der gleichen Straße wurde in einer Werkstatt eingebrochen und sämtliche Musikinstrumente entwendet. Und fragen Sie mal, wie es im grenznahen Raum (z.B. Bad Schandau, Sebnitz, Neugersdorf, Zittau, …) aussieht. Es besteht akuter Handlungsbedarf!
@ ein anderer Stefan: Dein Problem mit dem Transparent versteh ich nicht. Da steht drauf: „Erinnern heißt Handeln“ und es wird auf den Kontext rassistischer Morde verwiesen. Was stört dich denn daran ganz konkret? Was ist das „linksextremistische“ daran? Bisher hast du nur geschrieben, die Antifa = linksextremistisch = böse und Gordian als Autoritärsargument ins Spiel gebracht. Das ist übrigens die Pappnase, die Nazis weiterhin dein Steuergeld gibt und sich dann wundert, dass die damit ihre Szene aufbauen und hin und wieder Leute umbringen, die denen nicht in den Kram passen.
@Radler: Am Anfang der Islamist, dann der Asylant, die GEZ, die Lügenpresse – oh, heute ist es schon der der gemeine Tscheche der an allem Schuld ist.
Dann darf ich auch keinen Skoda mehr kaufen, weil die die bei Skoda arbeiten Fahräder klauen und womöglich auch noch für die grenznahe Prostitution verantwortlich sind?
Wie wäre es mal gegen Dippoldiswaldaer und Kamenzer zu schimpfen weil die mit ihrer Wirtschaftsflüchtlichsmentalität den Dresdnern die Arbeit wegnehmen? Ich denke da besteht akuter Handlungsbedarf!
Die Zersplitterung der Gegner der Pegida-Bewegung wird leider auch in diesen Kommentaren deutlich. Jede Gruppe will nicht mit den anderen laufen, finden diese zu links oder zu bürgerlich etc. Auch mir geht es so. Ich will gegen Pegida demonstrieren, mich aber gleichzeitig nicht für linke Grabenkämpfe instrumentalisieren lassen. Wo soll man dann hin? Dabei ist es eine Schande, daß Dresden die einzige Stadt ist, in der die Pegida-Anhänger zahlreicher sind, als die Gegner.
Macht es eigentlich einen Unterschied, ob ein Deutscher oder ein Ausländer in Dresden ermordet wird ?
Für einen Deutschen habe ich hier ich keine Mahnwache erlebt.
Fazit, alles nur Populismus für die eigene politische Meinung.
Alraune
@tsetse: Du bist bestimmt so ein „linke“ Typ oder so in die Richtung gehend. Was hat denn meine Meinung mit der Pegida zu tuen? Nur weil ich nicht Antifa oder „linke“ toll finde?? echt graß bist du drauf. Wegen solchen typen, wie dir, gehen glaube die Leute auch auf die Strasse
@egal: und du bist der nächste schräge Vogel hier. Liest du eigentlich, was du schreibst? Wer gegen Antifa und „linke“ ist, der ist jetzt Pegida?? Darf man in diesem Land nicht mehr selber denken? Lass doch mal die Polizei in frieden. Sie müssen schließlich auch links Autonome zügeln, damit deine Gewalt von ihnen ausgeht
tsetse: für mich gehört die Antifa (das Symbol mit der Doppelflagge war ja eindeutig erkennbar) in das gewaltbereite linksextreme Spektrum. Ich lehne die gewaltbereiten extremen Ränder beider Seiten ab, da Gewalt für mich kein legitimes Mittel der Politik ist, egal zu welchem Zweck. Ich finde auch die extremistischen Ideen, wie man sich jeweils „Staat“ vorstellt, nicht anstrebenswert.
Zudem, wie gesagt, gehören politische Äußerungen für mich nicht zu einer Mahnwache, haben dort nichts zu suchen.
Den Mord in einen rassistischen Kontext zu stellen, finde ich zudem verfehlt. Noch ist nur klar, dass es ein Tötungsdelikt ist. Solche vorschnellen Bewertungen tragen nicht dazu bei, das politische Klima zu entlasten. Wer gestern bei der Mahnwache einen rassistischen Kontext aufruft, ohne dafür einen Beweis zu haben, ist für mich ein politischer Brandstifter.
Alraune: Das sehe ich anders. Es geht auch darum, den Menschen, die zusammen mit dem Opfer hier leb(t)en, zu zeigen, dass sie der Gesellschaft nicht egal sind. Dazu brauche ich keine politische Meinung. „Deutsche“ (wie immer sich das auch definiert) haben in der Regel ein gesellschaftliches Umfeld, das sie in so einem Fall auffängt, weil sie hier sozialisiert sind. Flüchtlinge aus Eritrea, die seit wenigen Monaten hier leben, dürften sich nach so einem Verbrechen ziemlich alleine und verunsichert fühlen.
@Alraune,
Zitat“Für einen Deutschen habe ich hier ich keine Mahnwache erlebt.“
Tolles statement! Hat der Voigt (ex npd-chef) mal behauptet, das er durch Thüringen gefahren ist und nirgendwo gab’s Bratwurst sondern nur Döner.
Ich war schon auf unzähligen Demos und Mahnwachen für die Opfer von Faschistischen Übergriffen wo die Menschen um die es dabei ging in diesem land geboren sind.
Augen auf machen ist garnicht so schwer. Oder lieber erstmal schwachsinn von sich geben.
@ ein anderer Stefan: niemand hat gesagt, dass es ein rassistischer Mord ist – auch bei der Kundgebung. Es ist aber so, dass die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt hat, dass die Polizei eben nicht unvoreingenommen ermittelt (Beispiele: oben). Von daher ist es richtig, jetzt zu sagen, es gibt hier durchaus Hinweise auf ein rassistisches Motiv. Es ist richtig zu sagen, wir werden genau hinschauen, was die Polizei macht und was nicht. Das ist schlicht und ergreifend eine Konsequenz aus FRÜHEREN rassistischen Morden und ihrer Aufarbeitung und in dem Sinne ist „Erinnern heißt Handeln“ und das Aufmachen eines rassistischen Kontextes zu verstehen. Niemand will einen rassistischen Mord herbeireden, aber gerade in Deutschland tut man sich erfahrungsgemäß eben sehr schwer darin, das offensichtlich zu erkennen. Und unabhängig davon es ist immer richtig, die derzeitige rassistische Stimmungsmache in Dresden/Sachsen/Deutschland/Europa zu thematisieren, schlicht weil sie Menschen im Zweifel das Leben kostet und tagtäglich einschüchtert. Die Betroffenen zu stärken, ist wichtig und richtig. Und das ist nunmal auch ein politisches Problem. Ich kann da nach wie vor nichts falsches daran erkennen. Nichtdestotrotz: für mich isses genauso okay, zur Kundgebung zu gehen und keine explizite politische Aussage zu treffen (wobei ich dabei bleiben würde: das was du machst ist politisch. Ganz ehrlich, ich versteh die Angst vor dem „Politischen“ nicht so recht…).
Das mit der Gewalt: Nazis und Rassist/innen haben in Deutschland seit 1990 184 Leute auf dem Gewissen. Allein im Mittelmeer starben bis zum Herbst 2014 über 3000 Flüchtlinge, weil Europa systematisch zur Festung hochgerüstet wird (Stichwort: Frontex). Das ist staatliche Gewalt – und zwar nur ein Aspekt davon. Vielleicht solltest du deinen Gewaltbegriff und deine Gleichsetzungen nochmal überdenken. Die Antifa scheint mir dagegen ein ziemlich harmloser Verein zu sein.
@ TomDD: kein Beleg also? Das war ja so zu erwarten…
@Bernhard: Man liest/hört/versteht nur, was man will. Ich habe nichts von Tschechen geschrieben. Bei Ihrer Argumentationslinie vergessen Sie aber auch noch z.B. die Polen – auch von denen habe ich nichts geschrieben. Was soll diese Pauschalisierung/Vorverurteilung/Schubladendenken??? Ich weiß nicht, wer hier in Dresden oder dort an der Grenze klaut – ich habe nur geschrieben, dass akuter Handlungsbedarf besteht.
…hier ein Foto vom gestern Abend, gegen 20 Uhr.
http://bildermann.de/images2/20150114_DSF1717_big.jpg
Mord ist Mord und bleibt inakzeptabel, aus welchem Grund auch immer. Und wer auch immer Täter und Opfer sind, das macht dabei nicht den geringsten Unterschied, es bleibt gleichermaßen verabscheuungswürdig und inakzeptabel. Punkt.
Als letzte Woche Politiker und Akteure aller Coleur versucht haben, das Paris-Attentat für sich zu vereinnahmen, war das bereits widerlich. Und genauso widerlich und heuchlerisch ist es jetzt, wenn es mit diesem Mord wieder getan wird. Die Leute lernen eben nichts – und leider gerade die Linken, die letzte Woche den großen moralischen Zeigefinger erhoben haben – tun jetzt genau das, was sie letzte Woche noch kritisierten. Dresden-Nazifrei ist an Heuchelei wirklich nicht zu überbieten. Eine Schande für den Namen, den sie tragen.
Gedenken ja, trauern ja, Aufklärung ja. Aber das zum Anlass zu nehmen, um sein eigenes politisches Weltbild zu unterstreichen und verbreiten – nein!
@tsetse: Ich sehe keinen Hinweis auf ein rassistisches Motiv. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass es das war – aber genauso die Möglichkeit, dass es nicht so war. Und dann im Kontext einer Mahnwache auf rassistische Morde hinzuweisen (in diesem Fall durch einen Text auf dem Tuch), stellt einen Zusammenhang her, der derzeit nicht belegt ist. Da wird dann eine politische Dimension hineingetragen, die da nicht reingehört. Das finde ich eben nicht richtig. Unabhängig davon, dass Mahnwachen für (einen) Ermordete(n) nicht der Ort für politische Statements sein sollten, egal aus welcher Richtung. Das ist keine Angst vor Politik (soweit sie sich über Zugehörigkeit zu bestimmten politischen Gruppierungen und Nutzung entsprechenden der Symbole definiert), sie hat in diesem Kontext meines Erachtens keinen Platz.
Dass durch rechte Gewalt in Deutschland viel mehr Menschen zu Tode gekommen sind als durch linke, ist auch mein Kenntnisstand. Ob man das als politische Gewalt oder als Terrorismus betrachtet, ist wahrscheinlich letztlich Semantik. Das ändert nichts daran, dass ich Gewalt – egal in welcher Form – als Mittel politischer Auseinandersetzungen ablehne. Ich bin der Meinung, dass Rechtsextremismus eine größere Gefahr für unsere Gesellschaft (wie immer man das definiert) darstellt als Linksextremismus oder Islamismus (oder andere extremistische Strömungen), sowohl gesamtgesellschaftlich wie auch individuell. Es geht mir nicht um den Grad von Gewalt, es ist eine grundsätzliche Frage. (Disclaimer: das soll nicht heißen, dass man sich im Falle eines Angriffs nicht verteidigen darf. So weit gehe ich nicht.)
@ ein anderer Stefan: es war keine Bestattung, sondern eine Mahnwache – ein politischer Akt. Die Kundgebung war nicht aufm Friedhof, sondern an einem Gedenkstein für Jorge Gomondai. Nicht ohne Grund. Was die Hinweise angeht: Die Einschätzung der Mitbewohner? Hakenkreuze an der Tür kurz vor der Tat? Zeitliche Nähe zu Pegida, wo offenkundig Nazis und Rassist/innen zugegen sind, die ganz offen sagen, dass sie Leute wie Khaled nicht hier haben wollen? Die außerdem auch schon bewiesen haben, dass sie gerne Leute angreifen, die nicht ihren Kram passen (z.B. 22.12.)? Die Aussagen der Anwohner/innen im Block, dass die Asylies schon mehrfach bedroht wurden? Ich finde das ausreichend viele Hinweise. Und wenn die Polizei dann erst nach 30h mit der Spurensicherung beginnt, dann gehen bei mir durchaus ein paar Alarmglocken an (damit ist man heutzutage zum Glück nicht mehr ganz allein: https://pbs.twimg.com/media/B7ZYBroCUAAmAQu.jpg:large).
zur Gewalt: du lässt die staatliche Gewalt (aka Gewaltmonopol) in deinen Betrachtungen außen vor.
Ich bin absolut erschüttert, erstens über den Tod von Khaled Idris Bahray und zweitens über einen Teil der Kommentare hier. Da wird ein Afrikaner erstochen aufgefunden in einer Zeit, in der durch Pegida unter Migranten Angst und Schrecken herrschen. Und hier wird über die Antifa gestritten und der Sinn der Mahnwache infrage gestellt. Dass die gegenwärtige Stimmung in der Stadt einen rassistischen Mord alles andere als abwegig erscheinen lässt, ist Grund genug für jede Mahnwache. Und dass sich die Antifa schnell um das Thema und verängstigte Migranten kümmert, ist ihnen absolut hoch anzurechnen. Es hätten ja auch andere Gruppen ein Transparent für die Kerzen und Blumen ausrollen und einen Gedenkmarsch zur Neujahrsansprache von Tillich initiieren können, aber da scheint es ja weit und breit niemand andern zu geben. Schließlich kann ich mich nur wundern über die hier zum Ausdruck kommende reflexartige Abwehr gegenüber der Antifa und noch mehr über Gleichsetzungen mit dem rechten Rand. Das ist absolut unangebracht, gerade jetzt.
@tsetse: Diese Details waren mir gestern unbekannt. Ich habe sie zum Großteil eben erst erfahren. Das wirft in der Tat ein anderes Licht auf die Dinge, ist aber noch kein Beweis. Das Verhalten der Polizei war in der Tat fragwürdig.
Vielleicht erliege ich auch meinem Wunschdenken, es möge kein rassistisch motivierter Mord sein, aus Sorge, was dann kommt.
Die staatliche Gewalt führt m.E. hier wirklich zu weit vom Thema weg, von dem wir uns eh schon, wie Ralph nicht zu Unrecht bemängelt, schon weit entfernt haben.
Ich lasse es jetzt auch damit bewenden und klinke mich hier aus.
gerade habe ich in den „Tageshemen“ einen ausführlichen Bericht zu dem Vorfall gesehen. Erstaunlich kritisch. Auch die Versäumnissse der Polizei wurden deutlich angeprangert. Es soll auch eine Anzeige geben wegen Strafvereitelung im Amt! Ich glaube, die Nervösität wegen den pegida-Hetzern hat zu dieser Berichterstattung geführt. Traurig, daß es wohl ansonsten wieder unter den Teppich gekehrt worden wäre
Was mich am meisten stört: es entsteht immer mehr Druck „Farbe zu bekennen“. Wäre es doch eigentlich in einer Demokratie eines der wesentlichen Grundrechte seine eigene politische Meinung insgeheim und nur für sich zu haben – ohne sie öffentlich machen zu müssen, so wird heute von extrem links fordernd gefragt:“Sag mir, wo Du stehst!“.Als überzeugter Liberaler (ja sowas gibt es noch) kann ich nur sagen: ekelhaft!
Da werden Muslime von der Politik regelrecht am Schlawittchen gepackt und auf Demos gezerrt:“Das ist jetzt eure tolle Chance, unter Beweis zu stellen, dass ihr hinter unserer freiheitlichen Werteordnung und dem Grundgesetz steht“. Das ist doch pervers! Damit wird jemand, der als ganz normaler muslimischer Mensch NIE Kontakt zu Extremisten hatte, gedrängt sich von diesen zu distanzieren. Warum????? Erst durch diese Forderung „Sag mir, wo du stehst“ gerät er überhaupt in „Verdacht“. Ekelhaft!
Genauso mit der linken forderung, die Dresdner müssten nun alle „Farbe bekennen“. NEIN! Muss ich NICHT! Ich kann auch ohne auf Anti-Pegida-Demos mit Antifa-Fahnen zu gehen, gegen Pegida sein.
Eure Erpressung der Gesellschaft, sich zu „bekennen“ SPALTET. Kapiert das endlich!
die Antifa ist eine kriminelle Organisation, die ihre Meinung, genau wie die Brauen, mit Gewalt durchsetzten wollen, siehe Leipzig! solche radikalen Gruppierungen gehören verboten und haben in einem Rechtstatt nichts zu suchen. Es ist schlimm, das sie da Mahnwachen abhalten
@ Herr Fuchs : sehr gut geschrieben!
Also, die Lesart unseres Grundgesetzes wird wirklich mit jedem Tag wunderlicher:
@Herr Fuchs: „Wäre es doch eigentlich in einer Demokratie eines der wesentlichen Grundrechte seine eigene politische Meinung insgeheim und nur für sich zu haben“
Echt? Diesen Passus im Grundgesetz oder in der Definition moderner Demokratien müssen Sie mir mal zeigen, wo drin steht, dass niemand zum Farbebekennen aufgefordert werden darf ;-)
Ich meine: Es zwingt Sie ja niemand.
Eine simple Forderung, Farbe zu bekennen, ist weder eine Erpressung, noch kann sie eine Gesellschaft spalten, die längst gespalten ist. Wer heute mit Pegida mitläuft oder wem nichts Potenteres einfällt, als angesichts des Entsetzens über einen brutalen Mord mit vermutlich rechtsextremem Hintergrund herumzutönen, dass man ihn damit doch wohl in Ruhe lassen möge, der lebt längst in seiner kleinen Parallelgesellschaft und hat sich von Staat und System längst verabschiedet.
es ist echt traurig, hab mich jetzt durch alle 45 kommentare gequält und bin einfach nur erschüttert!
Über die Gleichstellung von Antifa und NSU in diesem Thread will ich gar nicht erst anfangen…
Viel mehr schockt mich die Kälte, Ignoranz und Arroganz mit denen einige hier um sich schmeißen! ich kanns echt kaum fassen, wie anteilnahmslos und ahnungslos sich hier einige äußern als hätten sie die Wahrheit gepachtet!
EIN MENSCH WURDE IN UNSERER STADT BRUTAL ERMORDET! dass ein Menschenleben heutzutage kaum noch etwas Wert ist, ist ja auch keine Neuigkeit mehr, aber wie gefühllos hier diskutiert wird… Ich halte der Antifa nicht vor, dass sie eine Mahnwache organisieren; ich bin dankbar, dass überhaupt jemand die Eier hat, offene Solidarität mit den Betroffen zu zeigen und ihnen diverse Unterstützung anzubieten!!!
Hockt nur weiter in euren buden und traut euch nicht eure Position zu verteidigen, nur weil da ne Linken-Fahne dabei is… Ich bin auch nich grad gut auf diese Partei zu sprechen, aber ich kann mich auch in meinen persönlichen Handlungen und Gedanken äußern und zeigen, dass ich mit denen nicht konform gehe und sie trotzdem als Menschen wertschätze! In der Verteidigung der eigenen individuellen Positionen und Überzeugungen auch im Diskurs mit andersdenkenden besteht die von euch so beschworene „demokratische freiheit“, nicht darin still in seinem kämmerchen unter ausschluss der Außenwelt abstruse Ideen zu entwickeln! Niemand zwingt euch die Ansicht eures nächsten zu kopieren, steht doch einfach mal für das ein, was ihr für menschlich und moralisch richtig haltet!
ES IST EIN MENSCH GEWALTSAM UMGEKOMMEN… und ich werde gleich auch meine Solidarität mit allen Verfolgten und Geflüchteten kundtun und hilfe anbieten, soweit es in meiner Macht steht!
aber bleibt ruhig vor eurem Rechner sitzen und zerreist euch das Maul über die bösen bösen Linken!
(PS.: es gibt ja nicht mal so als „die Linken“, sondern nur für sich denkende Menschen, die von außen unter einem Sammelbegriff zusammengefasst werden! Ich bin mit Sicherheit kein Leninist oder Stalinist, würde von euch doch trotzdem als „so ne linke Type“ mit denen in eine Ecke gestellt! Danke für eure Objektivität!)
@Conscious Youth : Das stimmt, das der Mensch gewaltsam gestorben ist. Vor ca einem Jahr ist ein Kind in Dresden verhungert und einfach niemand hatte es interessiert. Das was du schreibst, ist doch völlig daneben. nur weil die Pegida in Dresden für aufsehen sorgt, drehen hier alle durch. Das ist Demokratie!
Ach so : nach dem Tot des Kindes ist einfach nichts passiert ! und keiner war auf der Straße! Das war nun auch mal nicht so in den Medien present und weder linke noch Anitfa oder Bündnis Nazifrei konnten damit was anfangen. das zum Thema Stellung beziehen
@TomDD
Wenn du da wirklich keinen Unterschied für die jeweils notwendigen Reaktionen der Gesellschaft erkennst, und montags sogar bei „Pegida“ mitläufst, oder auch nur Sympathien hegst, dann spricht das nur für die Einschätzung die viele von „Pegida-Demonstranten“ haben.
Pass auf, Demokratie, soweit liegst du richtig, beinhaltet natürlich auch das zulassen von missliebigen Gegenpositionen, aber eben nur, so diese nicht dazu führen das die grundlegendsten ethisch-moralischen Grundsätze verletzt bzw. ausgehebelt werden. Das kann jedoch auch schon gegeben sein, wenn noch gar nichts wirklich Illegales getan wurde. Tja, da der sehr sehr oft vorhandene Alltagsrassismus bzw. die latente bis offen artikulierte Fremdenfeindlichkeit des Großteils der „Pegida-Anhänger“ für viele Menschen offensichtlich ist und die erkennbare „Triebsfeder“ hinter diesen Demos darstellt, deshalb wird der Widerspruch/Widerstand auch nicht aufhören.
Auch wenn die reine Anzahl der zählbaren Gegendemonstranten zugegeben oft viel geringer ausfällt, würde ich daraus nicht schließen, dass „Pegida“ auch den sogenannten „Volkswillen“ wiedergibt.
@ein anderer Stefan sagt:
15. Januar 2015 um 14:38
Wenn du richtig liegen würdest, und dieses von dir propagierte „Ideal“ bzw. dieses „Vernunftsdenken“ stets das Maß der Menschen gewesen wäre, würdest du heute noch im Absolutismus leben.
Bloß gut, dass es eben nicht wirklich darauf ankommt, wie du Antifaschismus verstehen willst, oder was du hinter dem Träger einer Antifa-Fahne vermutest.
@ Annahmen und Spekulationen:
Da jedoch die Blindheit auf dem rechten Auge speziell in Dresden Fakt und auch die Justiz dort für diese eigenartige Art der Sehschwäche sehr bekannt ist, darf sich über Spekulationen jeglicher Art nicht gewundert oder echauffiert werden.
Vielmehr ist diese Tatsache an sich einfach nur erbärmlich und traurig.