Es muss kein Flug nach Mexiko sein, um einmal lateinamerikanisches Flair zu schnuppern. In der Neustadt reicht ein Fußmarsch auf den Bischofsweg.
Schon ein Blick von außen durch die Scheibe des El Mercadito verrät: hier drin vibriert lateinamerikanisches Lebensgefühl. Drinnen empfängt den Besucher ein holzig-süßer Duft nach Gewürzen, Kaffee und Tee. Hibisken und Paradiesvogelblumen sprießen aus Blumentöpfen, von der Decke baumeln farbenprächtige Figuren aus Pappmaché.
„Das sind Piñatas“, erklärt Besitzerin Maria Kordt. Sie werden traditionell mit Süßigkeiten gefüllt und zu Feierlichkeiten wie Kindergeburtstagen so lange mit einem Stock verprügelt, bis sie ihr begehrtes Innenleben preisgeben. Zur Erhöhung des Schwierigkeitsgrades bleiben die Augen dabei verbunden. Maria Kordt bastelt die fantasiereichen Gestalten im Hinterraum selbst, deswegen quillt der Tisch über von selbstgefertigten Papierschlangen, schillerndem Lametta und bunten Hütchen, die später zu Sternenzacken werden. Alte Ausgaben der Sächsischen Zeitung erfahren hier eine Metamorphose zu Latino-Kulturgut. Froschkönig, Krokodil und Gürteltier mit Gliedmaßen aus Küchenpapierrollen wachen über die Holzregale, die mit Bohnen unterschiedlichster Farbe, Mate-Tee, Gewürzpasten und Tequila-Flaschen bestückt sind.
Mit dem Finger fährt Maria Kordt über eine Landkarte Lateinamerikas, die ihr als Arbeitsunterlage dient. Mühelos überquert ihr Finger Gebirge, Flüsse und Seen. Er umreißt ungeachtet politischer Grenzen schwungvoll große Flächen, denn er zeigt die kulinarische Geografie der Latinos. Und die ist geprägt vom einzig wahren Gold des Kontinents: Mais. Er wird in hunderten Variationen überall in Südamerika zubereitet und verspeist. Als Brei, als Tasche, als Suppe und Fladen, süß und herzhaft. Und in Deutschland schmeckt Maismehl nicht wie in der Heimat – der Grund, warum Maria Kordt hier die originalen Produkte aus Argentinien, Ecuador, Brasilien und Co. anbietet. Essen vermag das Heimweh etwas zu stillen und ermöglicht, den Tischgästen die eigene Kultur schmackhaft zu machen.
Maria Kordt stammt aus Nicaragua und wohnte Ende der 80er in Magdeburg. Nach Dresden zog sie 1990 und studierte hier Berufspädagogik für Maschinenbau. Sie meisterte das Vordiplom, dann ging sie in Mutterschaftsurlaub. Nach einer Marketingweiterbildung reifte der Plan, gemeinsam mit zwei Freunden einen kleinen Laden und kulturellen Begegnungsort zu gründen. Dies geschah 2003. Nachdem ihre Geschäftspartner aus privaten und beruflichen Gründen abgesprungen waren, führte Maria El Mercadito allein weiter. Das Konzept hat sich bis heute nicht geändert: bei Maria gibt es Produkte von Mexiko bis Feuerland zu kaufen.
Gerade hat sie ein neues Kochbuch aufgeschlagen und erklärt den schwarzen Mole, ein mexikanisches Gericht, wie es Frida Kahlos Mann Diego Rivera am liebsten aß. Maria begann das Kochen mit acht Jahren. An der Universität in Dresden gab es zu ihren Studienzeiten ein Projekt, in dessen Rahmen sich Studenten unterschiedlicher Nationen gegenseitig bekochten. Das inspirierte sie. Heute trägt sie die Rezepte ihrer Heimat und Ahnen in Kochkursen an der Volkshochschule weiter. Die passenden Zutaten dazu gibt es bei ihr im Lädchen, in das ganz Lateinamerika zu passen scheint.
Eine herzliche Einladung spricht Maria Kordt für den 12. Dezember aus. Da findet im Kinder- und Jugendhaus INSEL auf der Meißner Landstraße das 22. Internationale Weihnachtsfest statt. Es wird ein Menü aus internationalen Speisen serviert, u.a. aus Tschechien, der Dominikanischen Republik, Mexiko, Venezuela, Ungarn und Deutschland. Auch Piñata wird gespielt!
Informationen und Öffnungszeiten
- El Mercadito, Bischofsweg 21 (Höhe Kamenzer Straße)
- Montag bis Freitag 11:30 bis 19:30, Sonnabend 11:30 bis 14:30
- Im Internet zu finden unter www.maria-kordt.de
Jo … schöner Laden …herzlich und warm …kann ich nur bestätigen.
Respekt !!!
Im Laden selbst war ich zwar noch nie… aber ich kann bestätigen, dass es sehr liebe und herzliche Leute sind. Viele Grüße. ;-)