Am Sonntag hat sich die BRN-Schwafelrunde, eine lose Versammlung einiger Veranstalter der BRN aufgelöst. In einer Pressemitteilung am Nachmittag heißt es: „Die Schwafelrunde (ohne Ritter) ist tot – es lebe was ganz Anderes!“
Die Schwafelrunde, die sich auch improvisierte provisorische Regierung der Bunten Republik Neustadt nennt, entstand vor 2010. Damals driftete das Stadtteilfest ab. Lieblose Bierwagen gewannen die Überhand, vom ursprünglichen Gedanken der BRN war nahezu nix mehr übrig. Ein paar Aktive fanden sich, um dem etwas entgegenzusetzen und der Stadtverwaltung als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.
Schwafel-Ideen
Tolle Ideen wurden ausgeschwafelt und umgesetzt. Die BRN-Zeitung erblühte wieder, es gab das weltweit erste Konzert für Zimmerpflanzen, Kinder wurden befohlen, ein neuer Thron entstand, Botschaften anderer Länder eröffneten, ein gemeinsamer BRN-Schluss-Song „Junimond“ wurde zelebriert, und, und, und.
Nicht so gut geklappt hat die Kommunikation mit der Stadtverwaltung. In der Pressemitteilung heißt es: „Trotz aller Bemühungen konnte das Hauptanliegen nicht erreicht werden, eine Partnerschaft mit dem federführenden Amt der Stadtverwaltung auf Augenhöhe zu entwickeln.“ So gab im vergangenen Jahr das Ordnungsamt das Sicherheitskonzept in Auftrag, ohne die Schwafelrunde mit einzubeziehen, nicht einmal für die Auswertung.
Aber auch bei der Vernetzung hing es. In der Schwafelrunde war immer nur eine kleine Minderheit der Veranstalter vertreten. Wie es nun im nächsten Jahr weitergeht, wer sich um solche Dinge wie die Toiletten-Container, das Programmheft oder den Kinderumzug kümmert, ist im Moment unklar.
Konzeption als Vermächtnis
Eine Art Vermächtnis gibt es dennoch. Denn die Schwafelrunde konnte Kulturfördermittel beantragen, mit dem Ziel eine Konzeption für die BRN zu schreiben. Dafür waren unter anderem in diesem Jahr mehrere Studenten unterwegs und haben die Besucher befragt. Außerdem wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass die Rolle der BRN für Stadt und Umland auch aus ökonomischer Sicht beleuchtet und sich in Szenarien der Entwicklung versucht. Zentrale Fragestellung soll dabei sein, wie eine verbindliche Zusammenarbeit zwischen BRN und Verwaltung auch ohne Gesamtveranstalter möglich sein wird.
Zum Abschied schlägt die Schwafelrunde vor, dass es im Nachgang der diesjährigen BRN eine Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung mit den beteiligten Ämtern und gezielt eingeladenen Protagonisten der BRN aus dem Viertel geben soll, die sich anhand der Erfahrungen mit der Genehmigungspraxis mit der Konzeption und dem Gutachten auseinandersetzen und die Vorschläge für das nächste Jahr prüfen.
Polizeieinsatz zur „Bunten Republik Neustadt“
Am Sonntagnachmittag hat die Dresdner Polizei ein erstes Fazit zur diesjährigen BRN gezogen: „Es war ein friedliches Stadteilfest“, stellt Polizeisprecher Marko Laske fest. Vereinzelt kam es jedoch zu typischen Vorkommnissen am Rande derartiger Großveranstaltungen. So stellten die Einsatzkräfte seit Freitag bislang 75 Straftaten und Ordnungswidrigkeiten fest. Schwerpunkte bildeten hierbei Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Körperverletzungsdelikte. In der Nacht zum Sonnabend versuchte ein Unbekannter sich an einer 31-Jährigen zu vergehen. Der Täter zog die Frau auf einer Wiese an der Paulstraße zu Boden und rieb sich an ihr. Aufgrund der Hilferufe der Geschädigten, ließ er von ihr ab und flüchtete. Fahndungsmaßnahmen der Polizei blieben ohne Erfolg. Gemessen an der Vielzahl der Besucher bewegen sich die Zahlen aus Sicht der Polizei im Rahmen. Insgesamt waren in den Nächten etwas mehr als 300 Beamte im Einsatz.
Einschätzung vom Ordnungsamt
Auch der Chef des Ordnungsamtes, Ralf Lübs, schätzte die BRN als friedlich ein, das Sicherheitskonzept mit den freien Kreuzungen sei aufgegangen, so Lübs. Ärgerlich aus seiner Sicht ist, dass sich einzelne Veranstalter nicht an die abgestimmte Ruhe-Zeit (1 Uhr) halten. „Wenn dann nur noch einzelne Bühnen laut sind, sammeln sich dort dann die Partygänger“, erklärte er heute. Das habe in der Nacht zum Sonntag vor allem auf der Görlitzer Straße dazu geführt, dass es an einigen Stellen sehr großes Gedränge gab. Für die Betreiber wird das Konsequenzen haben. Insgesamt zehn Ruhestörungen wurden vom Ordnungsamt festgestellt.
Fundsachen
Insgesamt 20 Fundsachen, wie Handys, Personalausweise, Führerscheine, EC-Karten und Portmonees wurden bei Mitarbeitern des Ordnungsamtes abgegeben. Nicht abgeholte Gegenstände übergeben die Mitarbeiter im Anschluss an den Einsatz an das Fundbüro der Landeshauptstadt Dresden. Dort können sie dann in den Sprechzeiten Dienstag und Donnerstag 9 bis 18 Uhr, sowie Freitag 9 bis 12 Uhr, abgeholt werden.
Bilder und Videos
Weitere Bilder (auch bewegte), vielleicht ein Fazit gibt es morgen. Bis dahin ein paar Eindrücke von Odilia.
Wenn ich bei twitter irgendwelche Rassisten- Tweets retweetet hätte, würde ich mich auch lieber auflösen. Wer war dafür verantwortlich @schwafelrunde?
Wenn ich mich mit Twit*er beschäftige, bin ich da nicht schon dabei, mich aufzulösen?
Ich würde mich freuen wenn der sich mein Ausweis den ich leider verloren habe auch wieder bei mir auftaucht …. Danke :)
Meine Bilder zur BRN-2017 sind ebenfalls Online ..
@rudi
lass ma guggen!
Vielleicht ist die Schwafelrunde das Opfer der eigenen „Anarchiebewegung“?
Mein Fazit, selbst zu Nachmittagszeiten:
Nervig, sinnlos, öde, weil: die Geräuschkulisse einfach nur konform, dafür aber viel zu laut.
Warum muss jeder sinnlose Schuhladen, jeder überflüssige Asia-Laden, jeder langweilige Dönerstand, jede uninteressante Bar-Hauptsache-schwul, jedes Idioten-Wohnzimmer die Straßen mit Krach zutrümmern, in einer Lautstärke, dass es zu normalen Tagen im ganzen Viertel zu hören wäre? Warum wird interessante Live-Musik von Techno-Kinder-Scheiße-Konserven übertönt? Wer hat denen gesagt, sie wären großartiger als der Rest der Welt? Wer hat denen gesagt, sie würden interessanter, wenn sie nur laut genug wären? Warum muss man die BRN verlassen, um BRN-Lebensgefühl zu genießen?
Dass am Ende von üblichen Rummel-Jubel-Trubel-Heiterkeit-Fressezieh-Schlender-Publikum viel zu viel angelockt wird, is am Ende nur logisch. Vom nächtlichen Publikum ganz zu schweigen.
Strick von der Klospülung ziehen -> fertig, aus, vorbei. Danke an alle großartigen aktuellen und früheren Bekannten, die ich treffen durfte.
@ Erichsen F.: trefflich formuliert!
Ich wohne seit 11 Jahren am Kreuz Louise/Görlitzer und frage mich auch, was daran toll sein soll, dass Läden, die immer auf haben nun noch vor ihren Läden Stände bauen und alles nur lauter ist? Es ist weder Platz noch Muße für kleine Privatkonzerte vorm eigenen Haus. Und wer nun sagt: man solle sich da einfach rechtzeitig für „anmelden“ da sage ich: wieso muss man sich anmelden, wenn man mal spontan Gitarre spielen, Trommeln oder einfach nur essen und GUTE Musik hören will? Die BRN ist schon lange kein Stadtteilfest mehr, sondern eine Fress- und Saufmeile für Leute von außerhalb, von denen viele einfach nur Dummbatzen sind, die selbst hier noch die Scheiße wollen, die sie jeden Tag im Radio und auf jedem mittelklassigen „Volksfest“ vorgesetzt bekommen. Da kann ich auf die BRN auch verzichten.
Schade ist es für all die, die doch schöne Dinge auf die Beine gestellt haben, dieses Jahr v.a. die Reformulationsbühne und ein paar Andere rund um den Lutherplatz. Aber jenseits dieses Sonntags ist die BRN nur noch zum flüchten.
Die nächste “ BRN “ wird leider ganz im Zeichen der Döner,Burger, Sisha, und ähnlicher Waschsalons betrieben werden…. Game over…
jaaaaaaaaa Allle anderen sind doooooooof …. ich hab recht, nur mein lied ist schön…
Von mir aus kann die BRN ganz wegbleiben.
Ich bin Blasewitzer und zum ersten Mal war ich überhaupt nicht auf der BRN. Meine Freundin – wohnhaft Louisenstraße – ist geflüchtet. Das Stadtteilfest ist unerträglich für die Bewohner des eigenen Stadtteils. Toll. Insofern bestätigen mich die Kommentare. Ich kann mich nicht erinnern, die BRN jemals so laut auf dem Balkon in 6km-Entfernung gehört zu haben.
Jedes Jahr das gleiche Unken, aber eine Neustadt ganz ohne BRN-Feier wäre doch auch öde. Klar, auch mir gehe die DJ-Boxentürme und das Techno-Gewummer ordenlich auf den Geist. Ich würde mich sehr über mehr Lifemusik freuen. Aber die Veranstalter von Bühnen brauchen Planungssicherheit, vor allem wenn sie Bands von außerhalb holen wollen. War dieses Jahr besonders schwierig.
Ansonsten freue ich mich jedes Jahr auf den traditionellen Langos und andere kulinarische Lekerbissen. Auch hübsche Ideen gibts eigentlich immer. Nachmittags über das Festgelände bummeln macht mir zumindest immernoch Spaß. Abends dann lieber drinnen feiern.
Noch ein Wort zur Schwafelrunde: Ich bin den Aktiven dort sehr dankbar für ihr Engagement über die Jahre. Nix machen aber alles kritisieren wollen ist eine Geisteshaltung, die leider immer mehr um sich greift. Sich selbst einzubringen kostet Zeit und Nerven. Daher nochmals mein Dank an die Leute.
Gute Musik definiert jeder anders und Trommeln auch. Die BRN kann sich von mir aus auflösen. Ich brauch sie nicht mehr. Trauere ihr nicht nach.
Ein dickes Dankeschön an die Organisatoren vom Kinder- und Jugendhaus „Louise“ und das tolle „Hinterhofprogramm“!!! Schade, dass die vielen tollen Live-Bands sich auch in euerm gemütlichen Hinterhof kaum Gehör verschaffen konnten und gegen den Bum-Bum-Lärm anspielen mussten. Es war trotzdem großartig!!! DANKE!
Ich kann mich abrazzo und den anderen Dankbaren nur dankend anschließen. Die BRN ist mitgewachsen und bietet für fast jedem Geschmack etwas – wer den Geschmack nicht teilen kann oder möchte, bleibt der BRN fern, ganz getreu dem Motto „Jeder kann, niemand muss.“ Besonders schön ist, dass das Stadtteilfest wiederholt friedlich geblieben und ein nachmittäglicher Besuch mit Kindern im größten Gedränge möglich ist.
Die motivierte Schwafelrunde ist nun aufgelöst und „… es lebe was ganz Anderes“. Ich bin daran interessiert nächstes Jahr meinem Stadtteil im nächsten Jahr eine Bunte Republik zu bieten – wie steht es um Euch? Wer macht mit?
Na endlich.