Das hat Charme, das hat Stil – Mittagessen in der Fleischerei Haberland auf der Rothenburger Straße. Andere Szene-Kneipen würden Tausende von Euro rausschmeißen, um ein solches Ambiente zu erzeugen. Hier ist das natürlich gewachsen. Aber der Reihe nach.
Ich ziehe die Tür auf, die scheppernd hinter meinem Rücken wieder zufällt. Mein Blick fällt direkt auf die Speisetheke. An Plaste- und Sprelacart-Tischen sitzen fröhlich vor sich hin mummelnde Neustädter. Ich habe mir Begleitung mitgebracht und wir bestellen zwei MeM-Steaks.
MeM, so erklärte mir kürzlich eine Polizeireporterin stehe für mobile ethnische Minderheit und sei die neueste Umschreibung für die Bezeichnung Zigeuner für Angehörige der Sinti und Roma. Nun, diese Erklärung wollen wir der Verkäuferin ersparen, die offenbar alle Hände voll zu tun hat. Wir bekommen unser Steak mit einer herrlichen Wurstsoße obendrüber und Pommes dazu. Bezahlt wird gleich, zwei Steak, zwei Cola – 9,80 Euro. Da lacht das Portemonnaie.
Geschirr und Besteck sind sauber, das muss besonders erwähnt werden, da der Rest des Raumes solches nicht vermuten lässt. Unmittelbar neben einem mittelgroßen Wasserfleck im Hinterzimmer nehmen wir an einer wackligen Biertisch-Garnitur Platz, die mit einer kleinen Blume verziert ist. Mein Begleiter isst oft hier und ab und an überredet er mich, auch mal mitzukommen. Das Steak ist lecker, die Paprika-Wurst-Soße auch, die Pommes leicht versalzen, aber dafür angenehm unfettig.
Fazit: Wer deftige Kost mag und schäbiges Ambiente als romantisch empfinden kann, der ist hier gut aufgehoben. Sehr schön sitzt man übrigens auch im steinernen Sommergarten auf Plastestühlen.
Nachtrag 2012
Die Fleischerei hat seit einer Knieoperation des Fleischermeisters geschlossen und nicht wieder eröffnet. Diverse Anfragen zur Nachnutzung des Objektes wurden von Familie Haberland bisher abschlägig beschieden.
Im Sommer sitzt man dann schön im Hof an einem Biertisch. Leider ist das Tagesgericht meist kurz vor eins schon komplett ausverkauft. Auch ein Indiz dafür, dass das Haberland so beliebt ist.
besonders toll finde ich dort, dass man direkt in die Arbeitsräume Fleischerei reinschauen kann. Alles braun gefließt, ein älterer Herr der Blut zusammen wischt….
Ganz zu schweigen von den „Mords“-Maschinen die da hinter der Kasse rumstehen. Ich finds dort immer Interessant. Wenn ich Veganer wär, möcht ich mich da nicht reinverirren ;-)
@ froggermo: Oder dass die Haberlands immer noch keine Lust haben, sich auf die Neustädter Spätaufsteher einzustellen.
Wir gehen ganz gern zum Haberland, haben aber kuerzlich den Mittagstisch im Bischof 72 entdeckt. hast Du den schon auf Deiner abzuarbeitenden Liste? Super lecker, frisch und guenstig.
Ich traue mich sogar, wegen Platznot in der Rothenburger, mit meinem Benz dort im Hof zu parken und lecker zu speisen.
lg Jürgen
P.S. Anton mach weiter so
@ Conni: Erst heute hatte ich mit meinem Begleiter drüber gesprochen, dass wir mal gen Norden müssten. Der ist definitiv auf der Liste.
Norden ist auch Gericht bei Gericht ;-)
Schade, dass bei Haberland nicht Public Schlachting möglich ist. Dann wäre man wenigstens sicher…
Antiziganismus, eine relativ neue Wortschöpfung, stellt den Versuch dar, ein kompliziertes Phänomen zu bezeichnen, das schon sehr viel älter ist als der Begriff: die stereotype Konstruktion von „Zigeunern” durch die Mehrheitsgesellschaften, denen bestimmte – zumeist negativ konnotierte – Eigenschaften und Merkmale zugeschrieben werden, einhergehend mit einer Diskriminierung und Verfolgung von Menschen – zumeist Roma – als „Zigeuner”.
Benachteiligende Gesetze sind zwar zwischenzeitlich offiziell abgeschafft, doch immer noch geben Behörden häufig das Kürzel MEM für „mobile ethnische Minderheit” an, wenn sie in Pressemeldungen von Straftaten berichten, die angeblich von Roma und Sinti begangen wurden.
Oh ist das schön, Anton, dieser entzückende Begriff kommt sofort in die Wortschatzkiste ganz obenauf.
Was für herrliche Créationen warten auf mich!
Der MeM-Baron! Der schöne alte Schlager mit dem Titel „MeM-Junge“! MeM-Sauce! Und im Urlaub einfach ein bisschen herumMeMen.
Ob Dein Arzt an diese Art Essen gedacht hat, als er dir geraten hatte regelmäßiger zu essen, soltest Du ihn bei der nächsten Konsutation mal fragen!
Deine Vorlieben in Ehren, lieber Anton, dennoch eine Anregung: Es gibt auch (hoffentlich nicht so wenige) Neustädterinnen und Neustädter, die sich nicht jeden Tage Berge von Billigfleisch aus Massentierhaltung reinziehen wollen. Ein paar Imbisstipps aus vegetarischer Sichtweise wären großartig.
Werte „SPD Neustadt“,
ich für meinen Teil begrüße es, wenn sich heutzutage noch jemand mit „gut bürgerlicher“ Küche verköstigt und darüber schreibt. An Bio-, Fair-, Müsli- und Slow- Möglichkeiten mangelt doch wahrlich in der Neustadt nicht.
Also ich habe noch gelernt:
Wenn man keinen Fruchtzwerg mag, dann kann man auch ein kleines Steak essen. :-P
@ leni…
erklär mir doch mal was du da geschrieben hast. ich wette das weißt du nichtmal. vorallem passt das so gut zum artikel. da geht es ums essen. aber du gehörst sicher zu der sorte die selbst das scheinen der sonne noch für irgendwelche albernen politischen ansichten instrumentalisieren. bedauerlich das es sowas noch gibt.
wo ist denn diese imbissoase? klingt so schei… das ich unbedingt mal hin will.. :-)
Och mönsch,
„SPD Neustadt“, müsst Ihr immer den korrekten „Gutmenschen“ raushängen lassen, selbst beim Mittagessen? Der Anton isst sonst mittags nur Bio-Möhren. Ehrlich. ;)
Auch das Haberland gehört zur Neustadt. Mit allen Vor- und Nachteilen. Und zwar länger als Ihr!
Übrigens: Ich esse gern (auch!) vegatarisch. Hab seit Jahren ne Biokiste. Weils schmeckt.
Propaganda schmeckt mir nicht.
wer ist eigentlich SPD Neustadt?
@Hendrik: Sollte kein Angriff auf Haberland sein – und auch nicht auf Antons Möhrchen-Essgewohnheiten. ;) Kann natürlich jeder machen, wie er will. Es ging mir nur um die Ausgewogenheit. Von Propaganda wird ja auch keiner satt – deswegen liegt uns das fern. Wenn es denn trotzdem so rüberkam: Sorry!
@Anton: Verrat ich Dir am Dienstag. ;) Abgesehen davon war das hier gar nicht mal Absicht – der Benutzername war noch im Browser gespeichert und ich hab’s zu spät gemerkt. Und über’s Löschen hast ja nur Du die Macht.
@ mister x, eine sachliche anmerkung zum text ist doch erstmal nicht verkehrt.
politische ansichten zu haben sollte ebenfalls kein problem sondern eher sogar erwünscht sein, warum du allerdings den kommentar von leni politisierst bleibt deine sache, genauso kannst du albern finden was du magst.
lass es dir schmecken.
ich geh jetzt auch gleich was essen, mal gucken ob der nigger oder der zigeuner bedient…
Ab heute bin ich Fan von plumps :) , Billigfleisch aus Massentierhaltung ? w.z.b.w. , meinen tiefsten Respekt an die Chefin , die seit -zig Jahren ,tagtäglich von früh bis Abends im Geschäft steht und sich abkeult und mehr Fleisch und Wurst gesehen hat , als Berge , Meer und Palmen…..(- könnte sie längst darunter liegen und sich nen „bunten machen“ )
Wenn sich hier jemand „SPD Neustadt“ nennt, ohne deren „Lizenz“, dann finde ich das geschmacklos – ganz im Gegensatz zu der Haberlandschen Küche.
Nebenbei ist es auch rechtlich äußerst bedenklich und das ist nicht ironisch gemeint.
Wann macht die Fleischer Haberland wieder auf?
Oder bleibt sie für immer geschlossen?
Vieleicht kann Herr Haberland mal etwas dazu schreiben.
Schon mal was von Rente gehört?
im schaufenster liegt immer noch ein zettel mit der info wegen krankheit bis auf weiteres geschlossen.