Der Kaffee duftet schon. Dampf steigt aus der Maschine. Die letzten sprudelnden Spritzer verraten, der Erfrischungstrank ist nun fertig. Eine Frau mittleren Alters eilt zu dem Gerät und entlockt mir dabei einen bewundernden Blick.
Denn sie verheddert sich nicht in ihrem weiten Rock, auch stolpert sie nicht über diverse herumliegende Bücher, Steine oder Pflanzen. „Wer möchte einen Kaffee?“
Stolz schaut sie sich um. Knapp ein Dutzend Menschen drängeln sich in dem engen Dachgeschoss. Und alle gucken interessiert ihre Bilder und Skulpturen an. Einem Kaffe wäre ich nicht abgeneigt, doch bin ich skeptisch, ob die zum Ausschank vorgesehenen Tassen auch nur annähernd meinem Hygienemaßstab entsprechen. Schließlich streunt zwischen all den Pflanzen, Steinen und Bildern auch noch eine schwarze Katze. Genüsslich reibt sie ihren Rücken am Bein eines Kunstverständigen. Den scheint es nicht weiter zu interessieren, vertieft studiert er ein kleines Büchlein mit Skizzen.
Ich war unterwegs mit ein paar Freunden, ein erholsamer Spaziergang sollte es werden, bis wir an dem ersten dieser Ateliers vorbeikamen. Die Frauen, wer sonst, wollten natürlich sofort hinein. Und nun stehe ich, der größte mir bekannte Kunstbanause, ich stehe hier bereits in der dritten Künstlerstube.
„Tag des offenen Ateliers“ nennt sich der ganze Rummel und die Neustadt ist offensichtlich voll davon. Wir sind seit dem ersten keine Hundert Meter vorangekommen und dringen jetzt schon in das vierte Atelier ein. Das könnte auch eine Wohnung sein, hier ist es etwas ordentlicher. Vielleicht hat der Künstler aber auch nur extra aufgeräumt. Immerhin gibt es hier auch Kuchen und so langsam finde ich doch noch etwas Gefallen an diesem offenen Tag.
Also nehme ich mir einen frisch gebrühten Kaffee, die Tassen sind sauber, ich lasse mich in einen Sessel fallen und angele mir noch ein Stückchen Kuchen. Derart zur Ruhe gekommen, kann ich ganz entspannt die an der Decke aufgehängten Bilder betrachten. Offensichtlich sehe ich dabei sehr versonnen aus. Meine Begleitung lästert schon, ob ich jetzt zum Kunstliebhaber mutieren wolle. Nun, soweit reicht es vielleicht nicht, doch meine Toleranz ist wieder mal ein Stückchen größer geworden.
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