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Von blickdichter Herrlichkeit und einem herrlichen Blick

Blick auf die von der Lästerbank aus sichtbare Lutherkirchenseite - zum Vergrößern bitte anklicken
Geschwind bringt mir André ein kühles Bier und ich brauche nur noch die Beine von mir strecken und den Blick zu genießen. Mit einem leisen Seufzer kann ich jetzt einen durchwachsenen Abend ausklingen lassen.

Per E-Mail hatte ein stadtbekannter Haarabschneider verkündet, dass die meisten Parties in Dresden doch wohl langweilig seien und dass er das künftig ändern wolle. Nun, mit diesen niedergeschriebenen Tönen war er bei mir auf offene Augen getroffen.

Meinen Ohren hätte ich vielleicht nicht recht getraut. Mit einer zünftigen Begleitung, die als Kundin glücklicherweise auch eine Einladung bekommen hatte, stürmten wir den Laden. Nun gut, das mag jetzt etwas übertrieben klingen, ist es auch, denn eigentlich gaben wir uns betont lässig und waren damit in sehr guter Gesellschaft. In dem zum Party-Zimmer umgebauten Frisierstudio bekam der Begriff Langeweile eine ganz neue Dimension. Küsschen hier, Sektchen da, gut gebaute Burschen standen in Begleitung ihrer bestens frisierten Damen in ihrer schönsten Herrlichkeit herum und taten nichts. Mag sein, dass zu vorgerückter Stunde nachdem die Burschen und die Damen reichlich dem Sekt und den Küsschen zugesprochen haben, der eine oder andere ein Tänzchen gewagt haben mag, wir indes verkrümelten uns schleunigst wieder. Beim Hinausschlüpfen fiel mir die abgedunkelte Fensterfront auf, als solle von außen niemand dieses Elend sehen.

Glücklicherweise war gerade Soap-City angesagt mit Parties allerorten. Im Hostel Mondpalast krachte es auch gleich ganz ordentlich. Mirko, seines Zeichens Barkeeper im Blue Note strapazierte das Mikrofon, seine Combo die Instrumente und das Publikum das Parkett. Mittels polizeilicher Gewalt mussten wenig später die Fenster geschlossen werden, um wenigstens wieder einen Hauch von Ordnung und Ruhe auf der Louisenstraße herzustellen. Mich überkam auch eine plötzliche Sehnsucht nach Ruhe, so verließ ich auch diesen feucht-fröhlichen Ort.

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Nun sitze ich also am Martin-Luther-Platz im Ma Cherie auf Andrés Lästerbank, strecke die Beine von mir und genieße den herrlichen Blick auf die Kirche, die sich schwarz vom Abendhimmel abhebt und mich immer ein bisschen an Paris erinnert.

—-
Anmerkung 2012
Das Ma Cherie heißt inzwischen Bar Holda … gelästert wird aber immer noch.

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