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Von einem, der auszog …

Es gibt manchmal Dinge, die ich mir nie hätte träumen lassen. Doch nun ist es passiert, ich bin ausgezogen – raus aus der Neustadt. Nach knapp 19 Jahren musste ich einfach weg. Die Liebe zum Viertel hatte keine Chance gegen die Liebe einer Frau.

Nun weile ich gerne in der Ferne, jenseits der Elbe. Der Weg dahin war lang und nicht einfach. Manchmal, wenn ich so auf ’nem Sims sitze und die Neustadt einfach an mir vorbeitrudelt, überkommt mich eine große Schwermut. Dann denke ich mir: Ich lebe jetzt woanders, bestimmt erkennen die mich alle als schnöden Touristen.

Von einem, der umzog ...
Von einem, der umzog …
Wie hat sich das Viertel verändert in den 19 Jahren. Mein erstes Zimmer hatte ich auf der Otto-Buchwitz-Straße (heute „Königsbrücker“). Dort wohnte ich schwarz und ich kann mich noch gut erinnern, wie eines Tages die Küche zugenagelt wurde, weil es darin zu leben begann. Später dann im besetzten Haus auf der Louisenstraße. Dort wollte ich mit anderen schwarzen Schafen in den Aufschwung Ost investieren. Die Originalzeichnung des Schafes habe ich immer noch rumliegen.

Schwarzes Schaf - Foto: Lothar Lange
Schwarzes Schaf – Foto: Lothar Lange
Irgendwie habe ich mich stets mit dem Viertel verändert – aus dem wilden Hausbesetzer ist ein braver Wahlbürger geworden, der sich über Hundekot aufregt (hier nachzulesen). Ist das nun der logische Schluss, dass ich ganz aus der Neustadt ausziehe. Gestern habe ich meine Nachmieterin gesehen. Sie ist ungefähr so alt wie ich, als ich damals hierher kam. Bestimmt freut sie sich auf das tolle Party-Viertel und die Nähe zum Alaunplatz, den sie bestimmt A-Park nennen wird. Jugend adé, Neustadt adé – ist das die logische Folgerung?

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„Na ditte is ja intressant, der Antonius wohnt jar nich mehr inne Neustadt? – Und dann will der uns een Neustadtjeticker schreibn.“ – höre ich da schon Stammleser Gerd rufen. Doch, genau das mache ich weiter und ich habe auch zwei gute Gründe dafür: Erstens bin ich immer noch hier, fast jeden Tag im Büro und häufig auch abends zu privaten oder beruflichen Terminen. Zweitens, wer soll es denn sonst machen, bitteschön?

Außerdem muss ich mir das auch schön reden. So ein bisschen Distanz ist gar nicht schlecht. Im vergangenen halben Jahr weilte ich oft jenseits der Elbe und sowohl die Menge der Leser als auch die Anzahl der Artikel hat seitdem gewaltig zugenommen. So doll kann mein Wegsein also gar nicht ins Gewicht fallen.

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42 Kommentare

  1. Ich wünsche alles Gute!

    Vielleicht schreibst du ja aus Deiner neuen Heimat ein Gorbitz-Geflüster. ;-)

  2. Ja, die Neustadt hat sich in den letzten Jahren gewandelt.

    Und warum nicht das ganz auch mal mit etwas Abstand betrachten? Dies ermöglicht vollkommen neue Perslektiven und Einsichten.
    Spreche hier aus eigener Erfahrung. :-)

    Also mache es Dir recht gemütlich im neuen Heim.

    PS. Der Umzugswagen hat schon was ;)

  3. Aber Anton, die andere Elbseite ist doch die „böse“ Elbseite, da fährt man morgens zur Arbeit und sieht zu vor Sonnenuntergang wieder auf der „Guten“ zu sein :)

  4. Aber wehe, Du fährst über die blöde Waldschlösschenbrücke in die Neustadt. Die braucht nämlich gar keener ;-)

  5. Das is nen Ding! Ich hab den Umzugswagen auch noch Eisschleckend gesehen… Viel Erfolg ausserhalb der Neustadt und ich kann Dich verstehen. Ich schlafe nun einige Monate fast nicht mehr in der neustadt und habe das Kündigungsschreiben schon auf dem Tisch. Ich kann es nur irgendwie nicht absenden.
    Jetzt schon denke ich, als Gast fühle ich mich in der Neustadt beschissen. 19 Jahre habe ich nicht durchweg hier gelebt aber die Jahre immer verbracht.

  6. Man kommt drüber hinweg. Ich wohne nach 13 Neustadtjahren jetzt seit 7 Jahren am Wilden Mann. Am Anfang konnte ich es mir auch kaum vorstellen. Wenn ich mittlerweile aber zB. durch den Alaunpark laufe, denke ich hauptsächlich an Olaf Schubert („Es muss stinken, nach Pisse!“). Ich bin mittlerweile froh, schon der Kinder wegen, nicht mehr dort zu leben.
    B16/26/Schwarzes Schaf waren herrlich, auch weil es unsere Jugend war. Damals war Pichette aber auch einer der viel wenigeren Hunde, der coolste noch dazu, in der 44 eine Hinterhof“kneipe“ und im Hebedas gabs Bier im Strassenverkauf.

  7. @ asti: So jung warst Du damals nun auch nicht mehr … ;-) An Pichette kann ich mich auch noch gut erinnern. Das mit dem Straßenverkauf im Hebedas hat uns zur BRN den Bar-Umsatz vom Schwarzen Schaf gerettet. Weil die trunkenen Massen auf der Straße nicht wussten, dass es drinnen, das Bier für 90 Pfennige gab, konnten wir es draußen für 2 Mark verhökern und so die Verluste ausgleichen, die andere inzwischen angehäuft hatten.

  8. Dann wissen wir ja jetzt, wann und durch wen der sagenumwobene BRN-Kommerz angefangen hat… ;)

  9. Naja, `90 war ich 18. Schwarzes Schaf war dann später, nach Bischofsweg 26 und 16. Mensch wie die Zeit vergeht.
    BRN-Kommerz… wenn Du die Anschreibereien in der Kneipe gesehen hättest, es handelte sich eher um „Länderfinanzausgleich“. :-D

  10. Anton, mich hat fast der Schlag getroffen, wo ich dies gelesen haben über deinen Umzug auf die andere Elbseite. Bin gerade von Arbeit gekommen. War es nicht möglich Deine Freundin in die Neustadt zu bringen? Ich wohne seit 5Jahren in der Neustadt, bin wegen der Arbeit aus Senftenberg nach Dresden in die Neustadt gezogen, weil dieser Stadtteil mehr zu bitten hat, als jeder andere Stadtteil Dresdens. Wirst du es nicht eines Tages bereuen und wieder zurück kommen. Arbeiten in einem Stadtteil ist immer etwas anderes als in ihm zu leben.
    Aber totzdem wünsche ich Dir viel Glück!!

  11. Eigentlich bist Du ja immer sowas wie der ExEx von meiner Ex und wir sind beide noch ein wenig verliebt, aber schon lange nicht mehr total verknallt. Und irgendwie gönnen wir es ihrem aktuellen Lover ja auch. Mal mehr, mal weniger. Ich sach mal, dann trinken wir das Bierchen ebent beim La Pampa :=)

  12. Erst mal dies: Das ist gewiss einer der schönsten Liebesbriefe, die man als Neustädter so schreiben kann. Und dann noch diese Anmerkung: Jetzt mal Schluss mit der Schönfärberei. Wenn ein Wessi über Ossis schreibt, ist das immer ein wenig…gewagt. Gut, wenn es dann Ossis gibt, die dem Wessi sagen, was wirklich Sache ist. ;-)

  13. Hehe, ein Urgestein verlässt die Neustadt – viel Glück in der Ferne und komm‘ mal wieder.

    … Steine, die nachwachsen braucht es jetzt ;-)

  14. Mein bester Kumpel hat mal gesagt: „Richte dein Leben nie nach einer Frau aus.“ Inzwischen hat er gleich zwei davon im Haus – die Zeiten ändern sich halt :-D

  15. Mein lieber Anton – ich bin wirklich traurig, ehrlich, da Du dich irgendwann wirklich entfernst – aber so ist es nunmal – und wie sagt Brecht:“Ferne schafft Nähe…“ Vielleicht kommst Du zurück – so wie ich zurück gekommen bin…..

  16. Na denn viel Glück im „gutbürgerlichen Linkselbigen“. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es ein echtes Neustädter Herz nirgendwo außerhalb länger als 3 Jahre aushält – irgendwann zieht ihr bestimmt mit Kind und Kegel hier her zurück ;))

  17. ach menno… der anton iss wech. :-( wir haben uns nie persönlich kennen gelernt, ich hab dir letztes jahr mal geschrieben, wirste nicht mehr wissen, denk ich. die drei girls, die sich extra tshirts hamm machen lassen zur BRN, in grün. ich liebe deine seite, mache allerorten werbung dafür, rede immer von „meiner lieblingsseite“ im netz. ich hoffe, sie wird bestand haben, befürchte aber das gegenteil?
    however, und auch, wenn ich’s für mich nicht nachvollziehen kann, da ich immer sage, ich möchte inner katy im liegestuhl sterben, in der linken ne kippe, in der rechten ’n desperados (oder so), ich wünsch dir ALLES GLÜCK! und wenn es wegen der liebe ist und wenn sie das wert ist, dann hast du alles richtig gemacht! all the best for you!

  18. @ Berit: Keine Angst, das hier wird weiter gehen. Solche Kommentare sind Futter für mein Ego und natürlich jede Menge Motivation. Dein Sterbebild gefällt mir ganz gut, auch wenn ich ein Böhmisch Brauhaus dem Desperados und den Sims vorm Combo dem Katys vorziehen würde … ;-)
    P.S.: Klar erinnere ich mich noch an die T-Shirt-Geschichte …

  19. Futta für mein ego, meine fresse Antonius, dein ego is abba inzwischen och janz schön jewachsen wa? Früha im Studium warste noch echt so richtich bodenständig, man, wo is ditte hin?

  20. ach der Pichette……und der R4 Kasten….und Pierrot, Tibou und wie die ganzen Schnuffis noch so hiessen…..Ich wohne seit mittlerweile 9 Jahren schon nicht mehr in der Neustadt und fühle mich aber noch wie vor verbunden mit der alten Heimat….Wenn ich so ein Mal im Jahr (zu Weihnachten) durch die Strassen schlender entdeck ich immer noch alte Zeugen meiner Jugend….falls es mich irgendwann mal wieder nach deutschland zieht dann vielleicht auch wieder ins schöne Dresden und vieleicht auch dann wieder in die Neustadt (es gibt Strassen wo ich noch nicht gewohnt habe………)grüße an Asti und viel Spaß dir Anton in?? (vielleicht Striessen???)

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