Normalerweise ist der Montag ein fester Termin und den lasse ich mir auch von irgendwelchen Feiertagen nicht vermiesen. Denn normalerweise fröne ich montags dem Kicker-Spiel in der Groove-Station auf der Katharinenstraße. Doch an diesem merkwürdigen Maifeiertag kommt alles ganz anders.
Erst hält mich ein lustiger Umzug auf, eine kleine Schar junger Leute zieht mit lauter Musik durch die Neustadt und protestiert gegen Yuppies, zu viel Arbeit und Luxushotels in der Neustadt. Dann treffe ich meinen Kicker-Partner und an der Groove-Station auf einen ziemlich blöden Zettel: „Einlass ab 20 Uhr“.
Da fällt es mir wieder ein. Ab sofort gastiert die Open-Mic-Night in der Groove-Station. Der kleine Sangeswettbewerb, der sich seit einiger Zeit im Blue Note großer Beliebtheit erfreut. Und wie auf Bestellung tritt Mirko, schwer tätowierter Chef des Blue Note, auf den Plan und bestätigt uns: Heute vorerst kein Kickern, es braucht Ruhe im Laden, um alles auf den großen Abend vorzubereiten. Und er erklärt auch den Umzug. Schließlich sei das Blue Note auf Dauer zu klein für die monatliche Veranstaltung geworden.
Seit Februar vergangenen Jahres dürfen Laien bei der Open-Mic-Night singen (Neustadt-Geflüster vom 16. März 2005). Begleitet werden sie von gestandenen Musikern um Lars Kutschke und Sven Helbig. Im Gegensatz zu den Karaoke-Spaß-Veranstaltungen wie beispielsweise im Prinz, wo sich ganze Heerscharen Betrunkener kollektiv vor das Mikrofon stellen und gröhlen, was das Zeug hält, treten bei der Open-Mic-Night vorwiegend Sängerinnen und Sänger auf, die ihr Handwerk wenigstens halbwegs verstehen. Das beste Beispiel lieferte dafür am Montagabend wohl Annamateur, die mal wieder die Herzen der Neustädter erfrischte.
Doch irgendwie passt mir das alles nicht. Vielleicht bin ich ja zu konservativ, aber dieser latent jazzige Gesang und diese romantische Blues-Musik – das passt für mich alles nicht zur Groove-Station. Hier muss es richtig krachen und rocken. Mal ehrlich, die Tequilla-Monsters würden doch auch nicht im Blue Note auftreten, oder? Ich freue mich jedenfalls schon wieder auf den kommenden Sonntag wenn in der Groove-Station eine Band mit dem bezeichnenden Namen „Schrottgrenze“ auftritt. Diesmal garantiert kein Jazz.
Anmerkung 2007
Nach Auskunft des Blue-Note-Chefs handelt es sich weder um Jazz, noch um Blues, sondern um Funk und Soul. Die Unterschiede muss man erstmal erkennen.