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Knappes Trinkgeld und Gratis-Kondome

„Zahlen Bitte!“, dröhnt der Typ vom Nachbartisch. Als ob er damit seine weibliche, etwas schüchterne Begleitung beeindrucken will. „Komme, gleich“, grummelt Landi, und blinzelt mir zu: „Der nervt, willst Du noch einen?“.

Danke, mein Glas ist noch halbvoll, verneine ich und versinke wieder in Gedanken. Portwein weckt die Phantasie, der schmeckt nach Wärme und Ozean. Doch leider werde ich schnell wieder aus meinen Erinnerungen gerissen. Der unangenehme Typ ist aufgestanden und zum Tresen gegangen. „Hier hast Du zwanzig Mark, vom Rest kannst Du Dir einen schönen Abend machen“ lacht er mit seiner lauten röhrenden Stimme, die das ganze Hieronymus ausfüllt. Landi greift den Zwanziger und sagt kein Wort. Kein Danke, kein Tschüß.

Jetzt bin ich neugierig geworden. Als das ungleiche Pärchen verschwunden ist, frage ich nach. „Tja, es waren genau 60 Pfennige Trinkgeld“ rechnet mir Landi vor. Was für ein Typ denke ich mir.

Wahrscheinlich war er beleidigt, dass der Kellner nicht gleich auf den ersten Zuruf gesprungen kam. Aber das kann man Landi nun wirklich nicht zumuten. Meinen zweiten Portwein habe ich jedenfalls schneller als gedacht und Landi trinkt gleich einen mit.

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„Es ist immer das Gleiche“, erzählt er „diese Jungs wollen vor den Mädels angeben, also bezahlen sie“. Beim Trinkgeld wird gespart. Richtig dickes Trinkgeld bekommt man nur von Kollegen, oder von einsamen Typen mit großem Kummer.

Ich überlege, Trinkgeld, das ist eigentlich ganz klar. Entweder 10 Prozent und dann auf die nächste Mark aufrunden oder gar nichts, wenn die Bedienung lausig war. Aber normal ist das wohl nicht.

Dabei denke ich an die Geschichte von Mirko aus dem Blue Note: Da war so ein Typ, der hatte ne Rechnung von 49,50 Mark, gibt mir nen Hunderter und sagt „Fünfzig“. Da hab ich ihm 50,50 Mark wieder gegeben und ein Kondom oben drauf gelegt: „Damit sich so was Geiziges wie Du nicht vermehrt.“

Solche Geschichten gibt es aber vermutlich nur im Blue Note und auch dort nur zu vorgerückter Stunde.

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Lange Nacht der Angst im Hygiene-Museum


Nachtrag 2017

Das Hieronymus war bis 2003 eine Kneipe auf der Louisenstraße, vormals auch als Tivoli bekannt. Später zog das Kneipchen auf die Alaunstraße um. Inzwischen ist es nach dem Tod des Wirtes Geschichte.

2 Kommentare

  1. Da kann man direkt wehmütig werden – das alte Hieronymus war schon sehr … speziell. Und ich habe es kein einziges mal geschafft, Landi im Schach zu schlagen, obwohl er immer noch zwischendrin bediente und zapfte (da fällt mir ein: er hat immer noch mein Zappa-Textbuch:-(
    Und wenn Fred mal seinen „Ich koch mal was“-Rappel hatte – legendär; auch schon lange tot, schade.

Kommentare sind geschlossen.