Ich habe den Kopf in den Nacken geworfen, starre gen Himmel. Irgendwo, vielleicht zehn Meter über mir klettert ein junger Mann über eine Pyramide aus Holzstangen. Die Pyramide hat er Stange für Stange selbst aufgebaut und fest geknotet. Jetzt hat er alle Stangen verbaut und beginnt damit, sein Werk wieder zu demontieren.
Der junge Mann ist nur eine von zahllosen Attraktionen auf dem Schaubudensommer hinter der Scheune. Schon zum vierten Mal treffen sich hier Klein- und Laiendarsteller. Motto in diesem Jahr: Magische Nächte. Magisch guckt auch der Scheune-Chef Paul durch seine Brille, aber auch zufrieden, denn jede Menge Gäste stapfen über die Wiese und lassen sich von kleinen Neckereien überraschen. Statt der legendären Frau ohne Unterleib gibt es beispielsweise hier den kleinen Fiesling ohne Oberkörper. Fies, weil er jeden tritt, der in die Nähe kommt. Hauptattraktion sind aber die kleinen Shows in den Zelten. Manche komisch, manche ernst, selbst vor großen Namen, wie Wagner machen die Schauspieler nicht halt. Doch anders als beim richtigen Theater ist hier eben alles ein bisschen schräger.
Ich habe inzwischen meinen Kopf wieder senkrecht gestellt, weil mir ein bunt kostümierter Harlekin eine Tafel vor die Augen hält und mir geheimnisvoll unverständliche Worte ins Ohr raunt. Doch Sekunden später habe ich ihn schon wieder vergessen, denn mit einer riesigen Trompete trötet mir der nächste ins Ohr. Klappern gehört zum Handwerk. Ich lasse auch den Trompeter links liegen und eile zum Bierstand. Lachen macht durstig und lachen muss ich hier zwischen den vielen bunten Gestalten immer wieder.
Die Pyramide aus Holzstangen ist inzwischen auf die Hälfte geschrumpft, behende schwingt sich der Jüngling wieder hinauf und knotet die nächste Stange locker. Wenn alle Latten am Boden sind, hat er sein Tagewerk vollbracht. Morgen heißt es wieder auf ein Neues. Bis zum Sonnabend sind die kleinen und großen Darsteller noch hinter der Scheune anzutreffen.
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