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Bonjour Tristesse – Auf der Suche nach der verlorenen Stadt

Am kommenden Dienstag werden in der Scheune sieben Kurzfilme aus der Neustadt vor 20 Jahren gezeigt. Mit dabei auch das legendäre Werk: Kohlenlothar von Jürgen Rehberg (Kamera) und Wolfgang Scholz (Regie und Schnitt) über den letzten Kohlenfahrer Dresdens, der die Braunkohlenbricketts noch mit dem Handwagen ausfuhr.

26 Kommentare

  1. Pingback: Dresden Neustadt
  2. Cool!
    Da fällt mir ein: Neuerdings gibt es einen neuen Kalender mit Bildern aus der Neustadt vor der Wende vom Fotografen Günter Starke (Geschäft auf der Louise 6). Das Teil heißt „Starkes Viertel“ und wird bald mir gehören :D

  3. Wahnsinn, war da ein Ansturm! Wir waren gegen 19:45 da und sind nicht mehr reingekommen, die Schlange ging noch bis vor zur Straße. Die Veranstalter wollen versuchen, einen zweiten Termin zu finden – da kann ich nur drauf hoffen!

    Alternativ und/oder zusätzlich würde ich mich natürlich freuen, wenn die Filme online irgendwie zu sehen wären! Ich helfe auch gerne bei der Digitalisierung…

  4. Leider war mir, da verunfallt, gestern die cineastische Freude nicht vergönnt. Einerseits finde ich fotodokumentierte Zeitgeschichte wichtig und spannend und schätze auch Herrn Starkes aufmerksamen Blick; andererseits lösen die Erinnerungen an die damalige Neustadt noch heute Zwispältigkeiten aus, war sie für mich demütig-heilender Kulturschock. Der „Pott Neustadt“ war damals eher unterschwellig von Individualisten, Studis + Künstlern bewohnt, wir waren die „bunte Ausnahme“ in all dem bröckelnden Graubraun. Ich wohnte in meiner Studienzeit inmitten von „Alkis“ und Schläger- Familien, hatte das Waschbecken auf dem Flur, Toilette Treppe tiefer, quasi muffige Tristesse vs. potenzierte Kreativität und weiß durch diese Erfahrung die techn. Zivilisationserleichterungen um so inniger zu schätzen. 14 Jahre währte meine Flucht vor ihr, nun durchquere ich sie wieder täglich. Schön, wenn sich vor allem die verblassten Geschichten und Personen wiederfinden, wie bspw. „Don Zigarren-Barth“ oder der geliebte „Herr Otto“ von der der Schönfelder Strasse die Erinnerung menschelnder Wärme auslösen. Ja, sie war so gänzlich anders, die Neustadt, und selbst heute löst es Kontroversen aus, wenn man sich zu ihr bekennt. Möge sie streibtbar bleiben und nicht gänzlich in konform-banal-geglätteter Oberflächlichkeit ihren speziellen Charakter verlieren, die hassgeliebte gutalte Hippe;-)

  5. Oh, dann wünsche ich beiderseits baldige Besserung: Unfall und Bett hüten hört sich ja gar nicht gut an.

    Was dd-jazz beschreibt, kenne ich aus ganz anderer Wohnlage auch, inklusive alkoholisiertem Brutalo!

    Ich finde es übrigens hochinteressant, dass sich noch jemand an die ganz alte Zeit erinnert, als die Neustadt gar kein Szene-Viertel war. Das wirft meiner Meinung nach ein ganz neues Licht auf die Debatte um Gentrifizierung. Denn die »Urbevölkerung« wurde somit ja eigentlich von zwei Wellen überrollt.

  6. Ich schließe mich an. Als wir die Schlange sahen, sind wir gleich wieder umgekehrt. Das war zu viel des Guten bei dem Wetter.
    Ein 2. Termin muss unbedingt her, ich würde mir die Filmchen so gerne anschauen.

    Gute Besserung an Anton und den Verunfallten.

  7. Hat sich gelohnt. Schön auch die ausgegrabene elf99-Doku, sowie der ehemalige Hausbesetzer und die Impressionen aus dem Hufeisen.
    Das Anstehen passte ja thematisch ganz gut, Erinerung an die Vorwendezeit oder das Hosen- Konzert 1990 ebenda.

  8. @stefanolix + @Jane: Danke für die Geneusungswünsche von einer (unschuldig) verunfallten Radfahrerin;-)

  9. @dd-jazz: Deinem weiter oben stehendem, etwas längerm Beitrag ist nichts hinzuzufügen – toll beobachtet und geschrieben…

  10. Zum längeren Beitrag von dd-jazz:

    „Ich wohnte in meiner Studienzeit inmitten von “Alkis” und Schläger- Familien,…“
    Ist aber schon etwas pauschalisierend.Klingt doch sehr nach den Klischees, die es dann nach der Wende über die Neustadt gab.

  11. @rudi:
    de facto wohnte ich so (könnte den Zustand noch ausführlich-verschlimmernd beschreiben, denn meiner Nachbarsfamilie wurden rechtens die Kinder entzogen und ich behauptete nicht, dass es diese Zustände nur in der Neustadt gab, wie auch stefanolix richtig anmerkte) Dass die von Dir gemeinte Betroffenheits-Pauschalisierung nicht mehr zutrifft (was nicht stimmt, denn die Vorurteile halten sich bis heute!) ist vor allem der Tasache geschuldet, dass die Neustadt durch die Sanierunsentwicklung und den (nicht verhindert) zwangsläufig steigende Mieten auch von diesen Mitmenschen entvölkert wurde (bspw. sieht man leider auch kaum noch ältere Mitbürger, zumal ich auch von Alleinerziehenden weiß, die inzwischen aus sozialer Notdurft in die Randgebiete Dresden genötigt wurden).

  12. rudi:

    Ich kann dd-jazz‘ Eindrücke eigentlich nur bestätigen. Wir wohnten am Bischofsweg – und dort eigentlich auch zwischen ziemlich vielen ‚verkrachten Existenzen‘ (siehe auch unser kleiner Diskurs bei „Rauchen in der Neustadt“. Die Alkoholiker-Quote und auch die von kinderreichen und sozial schwachen Familien war im Viertel schon überdurchschnittlich hoch. Ich weiß das, weil deren oft verwahrloste Kinder u.a. mit mir zur Schule gingen, da weiß ich noch so einiges zu erzählen. Und ich weiß es, weil wir alleine 2 Mietparteien in unserem Haus hatten, die zu dieser Gruppe zu zählen waren, die soffen, wie Löcher, sich prügelten, im Haus randalierten, die Bewohner damit terrorisierten und Angst und Schrecken verbreiteten.
    Natürlich gab es auch viele ganz normale Durchschnittsfamilien und auch viele „Anarchisten“ und kirchliche Familien. Aber insgesamt würde ich schon sagen, dass nicht nur die Bausubstanz, sondern auch in vielen Fällen die Bewohner einigermaßen heruntergekommen waren. Das war es ja, was viele – u.a. auch meine Eltern – hier wegtrieb.

  13. Hatte zwar nur einen Stehplatz, aber die müden Füße haben sich gelohnt. Also die Filme bei der angekündigten Wiederholung unbedingt anschauen. Sehr sehenswert.

  14. Also, ich habe es damals nicht so krass empfunden, auch wenn mir nachgesagt wurde, dass ich 10 Jahre lang die „Assi-Schule“ besucht habe. Für uns in der 15.POS stand eh fest, dass die richtigen „Assis“ in die 13. gingen (hatten ja nicht mal einen eigenen Englischlehrer) und außerdem fand ich es in Cotta, Löbtau oder Pieschen nun auch nicht grad kuscheliger. Wäre schon interessant, wenn es aussagekräftige Statistiken zur Bevölkerungszusammensetzung in den verschiedenen Dresdner Stadteilen aus den 1980er Jahren gäbe.

  15. Wie ich gerade gesehen habe, gibt es heut im Zille Schmalspurfilme von der Neustadt aus den 80ern zu sehen.

    Ist sicher auch spannend.

  16. rudi:

    Na willkommen im Club, ich hab die 15. 4 Jahre lang besucht – aber dass speziell die nun als „Asi-Schule“ verschrien gewesen sein soll, hab ich so nicht mitbekommen. Und bis zum Englisch-Unterricht hab ichs dort gar nicht erst geschafft, da kam dann die Wende dazwischen.
    Aus den meisten meiner damaligen Klassenkameraden ist – soweit bekannt – sogar ganz gut was geworden, auch aus denen, von denen man das damals gar nicht so gedacht hätte ;)

  17. Glückwunsch an Jane und Rudi, ich hab es auch trotz der 15.POS geschafft zu einem halbwegs zivilisierten Menschen heranzureifen….
    Die eigentliche „Hass“-schule war meines Wissens die 13. , da mussten wir stundenweise zu irgendsonem Technikunterricht hin, dort hatten viele meiner Klassenkameraden echt Schiss auf dem Schulgelände…ich nich weil ich genug Jungs aus der Nachbarschaft kannte. Da hat sichs wirklich ausgezahlt „Mittagskind“ gewesen zu sein.

  18. 19.3. soll wohl auch noch ´ne Wiederholung kommen. Ich gehe auch mal hin. Den gestreiften Pullover habe ich leider nicht mehr, der ist zerfallen. Doch ich habe ihn geliebt, der war aus Leningrad.

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