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„Sinnesart“ und „AnuKan“

Katrin Laux musste auf ihrem Weg in die luftigen Höhen über den Dächern der Neustadt etliche (Natur-)Gewalten überwinden. Durch Scham, Feuer und Flut, beschritt und bestritt sie ihren Weg bis zum „Sinnesart“-Studio. Nun stehen neue Turbulenzen an. Seit Beginn dieses Jahres spaltet sich das „Sinnesart“ in Studio und Seminarzentrum – in Theorie und Praxis. Grund dafür ist das neue Prostituiertenschutzgesetz.

Winterlicher Blick aus den Räumen des AnuKan - Zentrum für Berührungskunst
Winterlicher Blick aus den Räumen des AnuKan – Zentrum für Berührungskunst

Die renovierten Räume auf der Buchenstraße bestätigen es: Ein Wandel ist im Gange. Katrin Laux ordnet einige Gegenstände auf einem Beistelltischchen neu an – noch nicht jedes Detail stimmt nach der großen Umbau-Aktion im vergangenen Jahr. Zukünftig sind die Angebote des „Sinnesart“ aufgeteilt: Anlaufstelle für Massagen ist das „Sinnesart“-Studio in Cotta und auf der Buchenstraße 16a. Im „AnuKan“-Zentrum auf der Buchenstraße 12 finden ausschließlich Workshops und Seminare statt. Katrin Laux und Ihre MitarbeiterInnen reagieren damit auf das neue Prostituiertenschutzgesetz, das am 1. Juli 2017 in Kraft trat. Seit Juli 2018 wird es in Dresden umgesetzt.

Katrin Laux ist Mitglied im Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen und setzt sich gegen die Verordnung  in dieser Form und damit gegen die IIllegalisierung ihres Berufes ein.

Prostituiertenschutzgesetz

Das neue Prostituiertenschutzgesetz ist seit Juli 2017 in Kraft, es soll SexarbeiterInnen vor Ausbeutung bewahren und ist umstritten. Angehörige des Gewerbes müssen ihre Tätigkeit offiziell anmelden und erhalten nach einem verpflichtenden anonymen Beratungsgespräch einen Ausweis. Für das Sinnesart-Team bedeute das Gesetz bergeweise Papierkram und behördliche Spießrutenläufe, berichtet Katrin Laux. Ihr Arbeitsumfeld ist ein Raum des gegenseitigen Respekts. Noch nie, sagt sie, kam es in ihren Räumen zu Unannehmlichkeiten oder Übergriffen.

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Zudem habe ihre Arbeit ganzheitlichen und therapeutischen Anspruch – trotzdem stellt sie vor dem Gesetz nicht mehr als eine „sexuelle Dienstleistung“ dar. „Wenn ein Zuhälter auf seine Mitarbeiter einen Druck in Form von Angst ausüben kann, hat er auch die Handhabe, sie in dem 20-minütigen Beratungsgesprächgespräch aussagen zu lassen, sie oder er übe die Arbeit freiwillig aus“, gibt Katrin Laux zu bedenken.

Noch keine Genehmigung erteilt

Da die Genehmigungen von Bauamt und Gewerbeamt für alle Studios der Branche noch in der Schwebe sind, musste sich das Team für die Trennung von Studio und Seminarzentrum entscheiden, berichtet Katrin Laux. Die Genehmigung des Gewerbeamtes hängt noch an einigen Auflagen, doch die Chancen stehen gut. Das Bauamt beurteilt, ob ein Gewerbe an dieser Stelle stört oder stören könnte – der Ausgang steht noch in den Sternen. „Wann bezüglich der Genehmigungen Klarheit herrschen wird, ist völlig unklar. Wenn das Bauamt uns die Genehmigung nicht erteilt, würden wir dagegen klagen, und das kann sich noch Jahre hinziehen“, sagt Katrin Laux.

Eigentlich hatte sie den Job als erotische Masseurin im Jahr 2000 nur als Zwischenlösung anvisiert, doch ein Wohnungsbrand bewirkte, dass sie länger dabei blieb. Sie war auf den Verdienst angewiesen. Katrin Laux erkannte in der physischen Form der Liebe etwas Höheres als einen schlichten „Job“ mit einer „Hand“ davor. Frauen in Talkshows und Interviews inspirierten sie, sich nicht für ihren Beruf zu schämen. Sie entschied sich: „Ich möchte zu dem stehen, was ich tue. Schließlich füge ich niemandem Schaden zu.“

Katrin Laux: "Ich möchte zu dem stehen, was ich tue"
Katrin Laux: „Ich möchte zu dem stehen, was ich tue“
Diesem Impuls folgend, wollte sie ihren KlientInnen einen liebevollen Raum anbieten, in denen die Würde aller Teilnehmenden gewahrt und die entfachte Lust sogar therapeutische Effekte haben könnte. Unermüdlich investierte Katrin Laux ihr Geld in Massage-Weiterbildungen.

Nachdem beim Hochwasser im August 2002 ihr Studio geflutet wurde, fand Katrin Laux auf der Leipziger Straße ein Domizil. Die neue Ausrichtung ihrer Arbeit zog ein neues Publikum an, mit dem sie sicher fühlte, allein zu arbeiten.

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Seit 2008 in der Buchenstraße

Sie begann, Frauen auszubilden. Das Novum bestand in der Kombination der klassischen Erotikmassage mit tantrischen Elementen. Sie fand schnell MitstreiterInnen, die Sexualität und Erotik ebenfalls als etwas Natürliches, Vitalisierendes und Freudvolles ansahen und lebten. Gemeinsam schloss man sich im Jahr 2005 zu „Sinnesart“ zusammen. Im Zentrum standen und stehen hier ganzkörperliche, sinnliche Massagen ohne Geschlechtsverkehr. „In Dresden war dieses Konzept eine Revolution“, sagt Katrin Laux.

Katrin Laux entwickelte mit ihrem Team die Massagetechnik des Anukan
Katrin Laux entwickelte mit ihrem Team die Massagetechnik des Anukan
Der Wunsch, eigene Räume für Seminare zu haben, erfüllte sich unter Kraftanstrengungen. Das Gros der Vermieter assoziierte schnell „etwas Schmutziges“ und sagte ab. Doch 2008 war es so weit: Hoch über den Dächern der Neustadt zog Sinnesart auf der Buchenstraße ein. Diese Ära hat nun durch die neue Gesetzeslage an diesem Platz bedingt ein Ende.

Katrin Laux selbst möchte sich aus der Tätigkeit als Masseurin zurückziehen und zukünftig ausschließlich bei der Leitung Verantwortung übernehmen und den Fortbestand ihres Konzeptes sichern. Mit AnuKan entwickelte sie gemeinsam mit ihrem Team eine heilsame Technik, deren Namen das Zentrum auf der Buchenstraße 12 zukünftig tragen soll, versehen mit dem Untertitel „Liebe leben.“ AnuKan bezieht in hohem Maße Selbsterfahrung mit ein und wird PatientInnen häufig von SexualtherapeutInnen und ÄrztInnen empfohlen, heißt es auf der Webseite. Ein wichtiges Ziel ist, AnuKan als Therapieausbildung anbieten zu können. Dies möchte Katrin Laux vorantreiben. Im Sommer 2018 gründete sie gemeinsam mit Dr. Frank Pietzker das Institut für Körpersexualtherapie AnuKan.Viele Fäden bezüglich Gesundheit und Berührungskunst laufen also bei Katrin Laux zusammen.

Eine klassische Chefin möchte sie nicht sein: „Ich habe mich dem Konzept der kollegialen Führung verschrieben. Jeder verwaltet seinen Bereich selbst, ohne Hierarchien. Ich möchte damit gleichzeitig das Bild des profitorientierten, bösen Unternehmers wandeln. Ich möchte mit Klarheit und Sanftheit eine gute Unternehmerin sein.“ Für ihre Studios wird sie kämpfen. „Aufgrund der neuen Gesetzeslage besteht die Gefahr, dass die Studios eines Tages nicht mehr existieren. Wir werden uns aber bis zuletzt dafür einsetzen und keine Mühe und Kosten scheuen, da wir es für sehr wichtig halten, dass es diese Angebote weiterhin gibt – und nicht nur große Bordelle und Laufhäuser am Stadtrand.“

Informationen

  • Seminarzentrum „Sinnesart / AnuKan“, Buchenstraße 12
  • anukan@sinnesart.de; www.anukan.de