Dresdens oberster Radfahrer, Konrad Krause vom ADFC, hat mir eine Mail geschrieben. Er hat in der Sächsischen Zeitung gelesen, dass der baupolitische Sprecher der CDU, Hans-Joachim Brauns, der Meinung ist, dass ein zweispuriger Ausbau der Königsbrücker Straße die Radfahrer gefährde, da Autofahrer dann den Fahrradstreifen ignorieren würden.
Diese Äußerung klopfte Krause auf das Empörpotenzial ab und stellte fest, man kann zumindest erstmal staunen. „Wenn Regelverstöße zur Grundlage der Planung werden, müsste man konsequenterweise auf Geschwindigkeitsbegrenzungen, Parkverbote und Ampeln verzichten. Gegen diese Regelungen wird auch immer wieder verstoßen. Trotzdem sieht jeder ein, dass sie notwendig sind“, so der staunende Krause.
Und für Ortsunkundige aus dem Rathaus erläutert er gleich, dass auf der Königsbrücker der Platz nicht unendlich sei und er verweist auf den Kompromiss von 2006, der allen Beteiligten gerecht würde. Dann wird es spannend: „In der vierspurigen Planvariante werden systematisch Mindestbreiten für Radstreifen und Fußwege unterschritten.“ Der ADFC kennt also die Pläne, war der Radfahrer-Verband also in die von der SPD angeprangerten Geheimverhandlungen mit einbezogen? Zumindest in der Expertenrunde im Januar waren auch ADFC-Vertreter geladen.
Inzwischen, so scheint es, könnte es auch im Stadtrat eine Mehrheit für die vierspurige Variante geben. Denn die Gerüchteküche brodelt und einige munkeln, dass zumindest einige aus der Fraktion Bürgerbündnis/Freie Bürger umkippen könnten. Aber erstmal soll es in naher Zukunft wohl Bürgerversammlungen geben, auf denen die Pläne vorgestellt werden.
Für das Entwicklungsforum Dresden sind laut ihrer jüngsten Presseerklärung beim vierspurigen Ausbau viele Fragen offen: „Wie verträgt sich beispielsweise der vierspurige Ausbau der Königsbrücker Straße mit der Durchlassfähigkeit des Albertplatzes? Muss hier mit größeren Verkehrsstaus und stärkeren Umweltbelastungen gerechnet werden? Wurde bedacht, dass mit der Fertigstellung der Waldschlößchenbrücke und der geplanten Verlegung der Bundesstraße 6 die Königsbrücker Straße entlastet wird? Warum soll der vierspurige Ausbau durchgesetzt werden, obwohl die neuesten Prognosen von einer Verringerung des Verkehrsaufkommens ausgehen?“ (Presseerklärung des Entwicklungsforum Dresden)
Wenn es zum Ausbau kommt, so äußerte ein anderer politisch aktiver Radfahrer kürzlich, könnten wir in Dresden vielleicht eine ähnliche Situation erleben, wie beim Streit um Stuttgart 21.
Hi,
der ADFC war nicht an den Planungen beteiligt. Dem Vetreter des ADFC (mir) wurden die fertigen Pläne am 17.1. gezeigt. Die Unterschreitung der Mindestmaße war auf den ersten Blick zu erkennen.
Ansonsten sind die Pläne natürlich noch geheim. Sonst könnten sich die Bürger ja eine Meinung bilden.
Olaf
das ich nich lache…
kaum einer fährt auf irgendwelchen radwegen…
das is doch die minderheit – und das in ganz dresden!!
entweder fahren die wie die idioten auf den fußwegen und fahren alles und jeden um (auch kleine kinder!!!), und die, die auf der straße fahren kennen die stvo wahrscheinlich auch nur vom hören-sagen, denn anwenden tut die hier fast kein radfahrer!!!
aber es gibt natürlich überall ausnahmen und für diese paar radfahrer wäre das natürlich sehr schade…
„Wenn es zum Ausbau kommt,…“ …dann fällt mit Sicherheit auch das älteste Exemplar einer Bergulme in und um Dresden, die dann da dort im Wege steht! Jaaa, genau, dort am Waschsalon. Kann man sich gut anketten, festnageln, drumherumschlingen. Nur darauf herumsitzen wird eher arg. Sie wird aber noch vor allen anderen (Bau-)Maßnahmen umgehackt, machen DIE immer so, von wegen bürgerliches Engagement, kommt DENEN nicht in die Tüte! Haben DIE in 40 Jahren gut gelernt, gab’s damals auch nicht.
Seit 2006 gibt es nach jahrelangem Streit und Diskussionen einen gültigen Beschluß des Stadtrats, bekanntlich eine Kompromiß-Variante, und die paßt nun wieder nicht und muß im Hinterstübchen passend gemacht werden – das zeugt für ein bemerkenswertes Demokratieverständnis!
Alle Argumente sind inzwischen längst bekannt und x-mal durchgekaut, eine vierspurige Trasse ist mehrfach erwogen und verworfen worden, die WSB und die Verkehrsprognosen 2025 lassen weitere Argumente für vier MIV-Spuren obsolet werden. Also wozu das jetzt noch?
Was ich nicht verstehe:
2006 gab es einen Beschluss für den 2-spurigen Ausbau. Warum wird dieser nicht umgesetzt? Ist so ein Beschluss nicht irgendwie für irgenwen bindend?
Da frag ich dann auch mal nach dem Demokratieverständis im Rathaus.
Oder wir warten nach einem Beschluss für den 4-spurigen Ausbau einfach so lange, bis es erneut eine Mehrheit für den 2-spurigen gibt?
Auch ich seh dann schon Blockaden auf der Königsbrücker, besetzte Bagger, Wasserwerfer etc.
Noch was:
Wieso kann es eigentlich „Geheim“verhandlungen bei solchen Angelegenheiten geben? Auch das steht im Widerspruch zu meinem Demokratieverständnis – und schreit nach Wikileaks.
Also mir ist es allemal lieber, ein Fahrstreifen wird von Autos regelmäßig saubergefahren, als dass er besonders im Winter gefährlich verdreckt und verschneit ist.
Hat man im Dezember sehr gut in der Lohrmannstraße (ja, die ist jetzt nicht in der Neustadt! ;-) ) beobachten können. Die Fahrbahn war, wenn es mal ein paar Tage nicht mehr geschneit hatte, wieder sauber, der Radstreifen die ganze Zeit unbenutzbar.
also ich weiss immer gar nicht, wo diese bösen rowdyhaften radler eigentlich sind, das ist hier auch nicht die sache. ich denke, die stadt steckt in einer zwickmühle, natürlich gibt es den beschluss (2-spurig), aber der freistaat gibt die fördermittel nicht dafür, die stadt möchte durchaus den zweier ausbau, hat aber dank kassenlage keine millionen extra, um das allein stemmen zu können. nun prüft die verwaltung zunächst intern, meines erachtens, was man da nun machen soll und kann. in der gesamtabwägung steht der schnelle ausbau stets besser da, als weiteres verzögern, da auch die dvb unter druck kommt mit den gleisen. die strasse ist so nicht länger akzeptierbar für alle und ich vermute, sie wird die vierer-kröte schlucken, nicht weil sie will, sondern weil es das „beste“ sein wird, dank der betonköppe und „morlocks“ auf landesebene. letztere können aber auch nicht alles „durchziehen“. EU-gelder z.b. sind zweckgebunden an die verbesserung für alle verkehrsteilnehmer. ggf. könnte die stadt dort klagen. das würde aber wieder ewig dauern. ausserdem haben die verantwortlichen in land und kommune in den ressorts oft das gleiche parteibuch, und wollen sich wohl auch nicht in die pfanne hauen. und sachsen hat nun die letzten jahre vor sich, wo noch relativ viel fördergelder zu holen sind. das weiss auch die stadtspitze und muss dringend irgendwas zustande bringen. also alles eine riesige zwickmühle.
Vielleicht sollte man hier auch mal erwähnen, dass die Begriffe 4-Spurig und 2-Spurig eigentlich falsch sind.
Der eigentlich vom Stadtrat beschlossene Kompromiss (sogenannte 2-Spurige Variante) stellt im Gegenteil schon eine Verbreiterung dar: die Fahrspur, die ALLEIN für Autos vorgesehen ist, wird einen halben Meter breiter, als die Kfz im Bestand mit Fahrbahn UND Straßenbahngleisen zusammen haben! Da der sächsiche Verkehrsminister der Meinung ist, dass die Kö-Brü im Bestand 4-Spurig ist, ist sie also nach Umbau gemäß Kompromissvariante sogar noch breiter und damit immer noch 4-Spurig!
Es bleibt dabei: die Kapazität der Kö-Brü wird durch die Kreuzungen bestimmt – Albertplatz und Stauffenbergallee. Ich kann die Strecken dazwischen noch so ausbauen – über diese beiden Kreuzungen passt nicht mehr als jetzt auch schon!!!
Dieser verdammte Populismus gepaart mit völlig fehlender Sachkenntnis führt dazu, dass man diese Fakten ignoriert.
Der gute Mann hat schon Recht: „Das ist sächsische Demokratie.“
@E-Haller:
Sie übersehen, daß auch beim 2006 beschlossenen „zweispurigen“ Ausbau die Straßenbahn (bis auf die Strecke zwischen Louisenstrasse und Bischofsweg) ein eigenes Gleisbett bekommen würde, dies ist ja z.Zt. nicht der Fall. Sollten dazu nun vier MIV-Spuren kommen, bliebe nur noch sehr wenig Platz für Gehwege und Radwege.
Ansonsten gebe ich Ihnen recht, v.a. bzgl der begrenzten Kapazität der Kreuzungen. Mir ist schleierhaft, wo die Vorteile des vierspurigen Ausbaus liegen sollen – außer daß er teurer ist.
@ florestan
Wieso überseh ich das? Auch wenn ich es jetzt nicht explizit genannt habe, implizit drückt „die Fahrspur, die ALLEIN für Autos vorgesehen ist“ aus, dass die Bahn einen eigenen Gleiskörper bekommt.
„Mir ist schleierhaft, wo die Vorteile des vierspurigen Ausbaus liegen sollen – außer daß er teurer ist.“
Es lässt sich eben leichter ein 4-Spuriger Ausbau vermitteln als ein Zweispuriger, der quasi 4-Spurig ist. Das einfache Volk versteht es nicht anders…
Die Kö ist für mich Radfahrerin eine dieser Straßen, bei der ich’s prinzipiell verkehrt mach. Fahr ich auf der Straße, da ich deutlich über 12 Jahre alt bin, hupen mich Autofahrer an weil ich mit Kinderanhänger den ohnehin stockenden Verkehr blockiere, fahre ich- ungern- wie alle anderen Radler auf dem Fußweg, gibts nen Anpfiff von Fußgängern, die sich drangsaliert fühlen.
Wie denn nun?
@robicon: Wahrscheinlich wirds eh bald wieder Fahrraddemos auf der Königsbrücker geben (siehe http://www.königsbrücker.de), da ist dann auch Platz, um mit dem Rad auf der Straße zu fahren. Für den Alltag hab ich leider keine Lösung.
@ robicon: Ich glaube auf dem Fußweg bist Du sicherer. Ich werde dieser Tage mal den Fahrradtest aus dem Jahre 2000 wiederholen.
Ja, aber wie kann man für etwas eintreten, was verboten ist, Anton?
Ich verstehe den Groll der Fußgänger auf die Gehwegradler.
@ robicon
Das ist ja eben das Grundproblem, das auch dazu führt, dass Radfahrer von vielen Seiten angefeindet werden: ist die Straße schlecht und unsicher, weicht man eben lieber auf den Gehweg aus. Zumal es die Stadt (unter starkem Einfluss des Landes) oftmals schafft, die gemeinsame Nutzung von Rad- und Gehwegen zu forcieren (siehe Antonstraße) – so dass gar kein „Unrechtbewußtsein“ entsteht: auf der Anton MUSS ich, was ich auf der Köbrü im Moment lieber mache, aber nicht dürfte.
Schreihälse wie Ina würde ich ja gern mal einladen, ein paar Wege in der Stadt mit dem Rad zu fahren – LEGAL. Fang mit der Königsbrücker an…auf der Fahrbahn. Danach verstehst Du die Not der Radler vielleicht etwas besser.
@ robicon: Das ist natürlich schwierig. Ich will hier auch nicht zu Straftaten aufrufen. Ich bin nur überzeugt, dass Du, vor allem mit Kinderanhänger, auf dem Fußweg sicherer bist. Vielleicht wäre es derzeit sogar4 besser über die Alaunstraße auszuweichen.
Haller, die Ina-Liga hat schlicht noch nicht begriffen, dass das städtebauliche Fördern des Radverkehrs eine fortschrittliche und zukunftsweisende Maßnahme ist. Ich hab wirklich schon in vielen Städten gewohnt und gearbeitet, aber Dresden verdient eindeutig die Rad-Zitrone. Nicht nur was das Radwegenetz angeht sondern auch hinsichtlich der Einstellung von autofahrenden Zeitgenossen. Was bin ich hier schon angemosert, angehupt und geschmäht worden, Vorfahrt kann man grundsätzlich vergessen, Blinkzeichen werden nicht gesetzt (die Straße ist ja frei-bis auf den popligen Radfahrer dort)etc etc.
Selbst gefürchtete Straßenhöllen-Metropolen wie Paris oder London sind Fahrradidyllen dagegen. Der Radler ist nicht per se Ärgernis sondern Verkehrsteilnehmer.
@robicon: Vorsicht mit der „Städtebaulichen Förderung des Radverkehrs“!
Gerade beim Umbau von Hauptstraßen läuft es häufig auf den Bau von Rad_Weg!en hinaus, im schlimmsten Fall als gemeinsamer Fuß- und Radweg, natürlich benutzungspflichtig, mit allen Problemen, die sich daraus ergeben.
Siehe beispielsweise Großenhainer Straße, Leipziger Straße (wo die Blauschilder jetzt zum Glück erfolgreich beanstandet worden sind), Teplitzer-Dohnaer Straße.
Radverkehrsförderung im besten Sinne ist meiner Meinung nach ein ordentlicher Straßenunterhalt, sowohl der Haupt- als auch der Nebenstraßen, dass jeder für seine Bedürfnisse eine optimale Route finden kann. Das setzt natürlich eine Verkehrspolitik voraus, die nicht einseitig den Neubau und die Verbreiterung von Straßen fördert.
Die Königsbrücker ist ja nur das schlimmste Beispiel in einer Reihe von Straßen, die wegen fehlender Gelder, Streit um den Umbau etc. seit Jahren verrotten.
Wie lange hat es gebraucht, dass selbst ohne große Diskussion um das „Wie“ die Gasanstaltstraße wieder in Schuss gebracht wurde, eine der besten Radverkehrsförderungsmaßnahmen der letzten Jahre, wie ich finde.
Für die Königsbrücker wäre meiner Meinung nach das Beste eine Sanierung auf Grundlage des heutigen Querschnitts. Wichtig vor allem zwischen Katharinenstraße und Schauburg eine großzügige Breite der Fußwege auf beiden Seiten, aber nicht, um dort mit dem Fahrrad rumzufahren, es sei denn, man will direkt in eines der Geschäfte dort.
Der fließende Verkehr einschließlich Fahrräder gehört auf die Fahrbahn.
Flueggus, ich werde nicht dafür bezahlt, für dieses Problem eine gescheite Lösung zu finden, die es mir ermöglicht, lebend von A nach B zu radeln und dabei möglichst keine Fußgänger umzumähen. Du auch nicht. Oder?
Ich sach nur: Andere machens doch auch.
@robicon: Wenn ich lebend mit dem Fahrrad von A nach B kommen will, fahre ich tunlichst auf der Fahrbahn. Da werde ich nämlich gesehen und nicht von unaufmerksamen Rechtsabbiegern umgenietet.
Und noch ein Hinweis: Wenn man auf der Fahrbahn zu eng überholt wird, fährt man meist zu weit rechts. Das verführt die Autofahrer, sich noch an einem vorbeizuquetschen, obwohl eigentlich nicht genügend Platz dafür da ist. Ein Meter Sicherheitsabstand zum Bordstein sollte man immer einhalten, zu parkenden Autos mindestens eine reichliche Autotür.
Jetzt geht dieses Autofahrer vs. Radfahrer schon wieder los.
Dabei scheint folgendes die einzige Regel zu sein: man schimpft immer auf die Gruppe von Verkehrsteilnehmern zu der man selber nicht gehört. Alle Autofahrer sind demnach Rampensäue die beim Rechtsabbiegen Omas überfahren und alle Radfahrer sind Rotlicht-Und-Straßenseiten-Ignorierer die über Kinder brettern. Confirmation bias?
@ googlehupf: Ich hatte vor ein paar Jahren schon mal versucht, Verkehrsgeschehen aus verschiedenen Perspektiven darzustellen. Neustadt-Geflüster vom Juli 2001
@googlehupf: Mit meinem Statement wollte ich nichts gegen „Die Autofahrer“ sagen. Nur ist es nunmal unsinnig und überfordert auf Dauer alle Verkehrsteilnehmer, Autofahrer wie Radfahrer, wenn man an einer Kreuzung rechts neben Rechtsabbiegern geradeausfahren soll. Und das ist, wenn man auf dem Fußweg oder einem RadWeg! fährt, einfach unvermeidlich.
Flueggus und google, ich bin eine sehr gesittete Straßenradlerin und Gehwegvermeiderin mit Licht, sogar am Hänger, und untadeligem Ampel- sowie Abbiegeverhalten.
Ich stelle lediglich fest, dass ich täglich einmal angeranzt werde-und das ist mir in anderen Städten noch nie passiert- einzig aufgrund der Tatsache, dass ich da bin.
Erst heute wurde ich aus einem Autofenster heraus gefragt, ob ich selbstmörderisch veranlagt sei-ich hatte mich zum Linksabbiegen mittig eingeordnet.
@robicon: Ja, solche Pappnasen gibt es leider auch. Aber wohl nicht nur in Dresden und es sind immer noch bei weitem weniger als die, die mit der verkehrsplanerisch völlig unsinnigen Situation einer Geradeausspur rechts neben einer Rechtsabbiegerspur überfordert sind.
Gegen obengenannte Pappnasen hilft nur Aufklärung durch entsprechende Autoritäten, wobei auch diese teilweise erstmal etwas Nachhilfe in Sachen Verkehrsrecht und den wirklich entscheidenden Unfallgefahren brauchen…