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Von schickem Design und bequemen Stühlen

„Zwei Bier bitte!“ Mit dieser Bemerkung lässt sich der schon etwas beleibte, doch trotzdem junge Mann auf einen Stuhl fallen. Der hat mit einer solchen Attacke nicht gerechnet und bricht unter der Last der Jahre und des Mannes zusammen.

Eine klassische Gasthaus-Szene, die zwar schon ein paar Jahre zurückliegt, aber trotzdem von Neustädter Kellnern immer mal wieder erzählt wird. Kneipen mit altem, wackeligen und gebrechlichen Mobiliar sind rar geworden in Dresdens Szene-Viertel. Eine der besten Adressen in dieser Hinsicht ist das Hebedas an der Rothenburger Straße.

In den meisten Cafés und Bars haben die Kneiper schicke Stühle und Sessel hingestellt, denn schick ist „in“. Und „in“ bedeutet, das Haus wird voll sein und die Kasse klingeln. Nun gehört es fast schon zu den Naturgesetzen, dass schicke Sitzmöbel unbequem sind. Aber im Keller vom „Déjà-vu“ steht die Ausnahme. Die Plüschmonster-Sessel dort sind so gemütlich, dass man stundenlang an einem lauwarmen Gin-Tonic nuckeln kann. Mit ihrem lasziven Rot verleihen sie dem Raum einen hauch verruchter Stimmung, die leider beim Blick zur Bar zusammenbricht, doch dafür können die Sessel nichts.

Soweit zur Ausnahme, denn die richtig schicken Stühle (der Szene-Gänger würde jetzt „trendy“ sagen) sind unbequem. Solche Stühle stehen zum Beispiel im „Raskolnikoff“. Jeder ist anders, und wahrscheinlich fühlt sich jeder auch ein Stück hübscher als sein Nachbar. Formen und Maße erinnern meist nur mit Phantasie an Sitzgelegenheiten. Trotz der stuhlbedingten Unbequemlichkeit, ist die Verweildauer der Gäste in dieser Bar recht hoch. Vielleicht weil sie immer erst das ganze Sortiment studieren müssen.

Einen ganz anderen Charme strahlen die Stühle im „Blue Note“ aus. Nämlich gar keinen, die sind einfach nur hässlich – Punkt. Zwar kann man diesen Satz getrost noch ein zweites Mal lesen, aber einen kleinen Nachtrag gibt es schon. Denn die hässlichen Dinger sind einfach extrem bequem. Und wenn hier hin und wieder eine Kapelle spielt, leisten die Stühle Schwerstarbeit. Ohne zu murren, ertragen sie die schaukelnden Hintern. Nichts da mit: „Der ist mir zu schwer, da breche ich zusammen.“

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Nachtrag: 2010: Die Bar „Déjà-vu“ hatte keine Zukunft und ist schon seit etlichen Jahren geschlossen. Heute ist an dieser Stelle die Bar „Pura Vida“ beheimatet.
Nachtrag: 2011: Auch das „Pura Vida“ hat inzwischen aufgegeben, im Dezember soll ein Grieche eröffnen.