Beim ausgedehnten Bummeln durch die Neustadt entdecke ich immer wieder kleine und große Veränderungen. Dass an der Alaunstraße ein toller neubau hochgezogen wird, müsste eigentlich allen Neustadt-Besuchern aufgefallen sein. Die Räume im Erdgeschoss sind nahezu ideal um dort eine Kneipe einzurichten. Und richtig, schon kursiert das Gerücht, dass dort eine altbekannte Cocktailbar neu aufmachen soll.
Überhaupt, die Kneipen-Eröffnungen. Jetzt, kurz vor dem herbst ist die beste Zeit, um eine Bar, ein Café oder eine Kneipe neu aufzumachen. Das dies schon immer so war, lässt sich leicht an den Jubiläumsfeiern im September oder Oktober erkennen. Der Herbst ist der Boom-Monat für die Neustadt. Wenn die Temperaturen noch hoch genug sind, um gemütlich durch die Gegen zu spazieren, aber schon zu niedrig, um draußen zu sitzen, werden die Kneipen richtig voll. Außerdem sind jedes Jahr im Herbst Tausende neue Studenten in der Stadt, die sich mit Vergnügen in das Szene-Leben stürzen.
Aber noch ist kein Herbst, und gerade in den vergangenen Tagen war es noch mal so richtig heiß. Für Kneipen ohne Biergarten können solche Temperaturen den Todesstoß bedeuten. Aktuelle Schließungen in der vergangenen Woche: „Big Apple“, „Miguels“ und „Fiasko“ auf der Louisenstraße, „Hebedas“ und „Conan Cobra“ auf der Rothenburger Straße. Einige andere, die hier nicht genannt werden sollen, stehen auch kurz vor dem Aus. Doch liegt es wirklich nur an der Sommerhitze? Das „Fiasko“ hatte ja immerhin einen der größten Biergärten der Neustadt. Vielleicht liegen die Ursachen auch ganz anders? Vielleicht gibt es inzwischen einfach zu viele Kneipen in der Neustadt, und vielleicht fehlt einfach ein richtiges Konzept für den Stadtteil.
Wie unterschiedlich die Interessen hier im Viertel sind, zeigt sich immer bei Bürgerversammlungen. Egal ob es um ein Parkhaus oder um Lärm auf der Straße geht. Selbst bei der Organisation der Feierlichkeiten zum Republikgeburtstag zogen nicht alle an einem Strang. Im Gegenteil, den Machern vom BRN e.V. wurde Gewinnsucht vorgeworfen.
So treten sich die Kneiper und Geschäftsleute hier weiter gegenseitig auf die Füße und neiden den Nachbarn die zehn Mark mehr Umsatz. Und wenn sich das nicht ändert, werden wir immer wieder von Veränderungen hören. Eine Kneipen-Schließung hier, dort eine Laden-Pleite – und ein paar Wochen später gibt es eine Neueröffnung. Es wird sich immer wieder jemand finden, der Mut zum Risiko hat und an seine Geschäftsidee glaubt. Vielleicht sind dann auch mal ein paar Firmengründer dabei, die gemeinsam eine clevere Strategie für die Neustadt entwerfen.
Anmerkung 2011
Antelle des „Fiasko“ hat das „Little Creature“ bis heute durchgehalten. Das „Fiasko“ läuft seit 2000 erfolgreicht auf der Görlitzer Straße. Das „Hebedas“ eröffnete im Herbst 2000 mit neuem Betreiber und brummt seitdem mehr als je zuvor.
Naja, wenn eine Kneipe sich „Fiasko“ nennt, kann das nur eine selbsterfüllende Prophezeiung werden. Auch wenn es ironisch oder lustig gemeint ist, so ein Name kann nicht funktionieren.