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Whiskey statt Sekt – Flashmob mit Erich Kästner

Vor lauter Flash und Mob sieht man ihn kaum, doch da steht er inmitten der Kameras und gereckten Hälse: Erich Kästner. Er verteilt Pillen und Pflaster aus seiner lyrischen Hausapotheke. Er ist es nur von Weitem betrachtet leibhaftig – von Nahem erkennt man unter Hut und hinter Brille, wenn man ihn kennt, Presseclub-Mitglied Roland Fröhlich. Der Presseclub rief am Freitag zu einem Flashmob auf, um an den Geburtstag des Dresdner Schriftstellers und Journalisten am 23. Februar zu erinnern. Er jährt sich zum 120. Mal.

„Der Presseclub vergibt seit 1994 den Erich Kästner-Preis“, erklärt Bettina Klemm, bis 2017 Vorstandsvorsitzende. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.“Wir verleihen den Preis alle zwei Jahre an Personen, die sich für Toleranz, Weltoffenheit und Völkerverständigung einsetzen“, sagt Sabine Mutschke vom Vorstand.

Das Preisgeld wird nach der Verleihung an Initiativen und Einrichtungen gespendet. „Vor fünf Jahren spendete Dieter Hildebrandt an das Erich-Kästner-Museum“, berichtet Sabine Mutschke. „Mit einem Preisgeld in dieser Höhe kann man natürlich was auf die Beine stellen.“ Zu den prominenten PreisträgerInnen der vergangenen Jahre zählen auch Iris Berben, Ignatz Bubis, Kurt Biedenkopf, Peter Maffay und Dr. Marion Gräfin Dönhoff.

Andrea O'Brien, Sabine Mutschke und Roland Fröhlich
Andrea O’Brien, Sabine Mutschke und Roland Fröhlich
Das Erich-Kästner-Museum, beim Flashmob vertreten durch Leiterin Andrea O’Brian, startet zu Ehren des Stadtsohnes und seines Schaffens ein dreimonatiges Museumsfestival in drei Kapiteln. „Das Programm spiegelt den Facettenreichtum und die Vielfalt des Autors wieder und genau darin liegt der Reiz“, sagt Andrea O’Brien. Kästners Werk habe nichts an Aktualität verloren, weil er sich in seinen Texten und Büchern mit gesellschaftlichen Schlüsselfragen auseinandergesetzt habe.

„Es ist eine große Freude zu sehen, wie so Brücken von der Vergangenheit in die Gegenwart geschlagen werden und dass ein Museum eben nicht nur konserviert, sondern lebendig hält.“ Die drei Kapitel tragen die Titel „Telegramm an alle Welt“, „Der synthetische Mensch“ und „Lassen Sie sich nichts weismachen!“. Neben Lesungen und Workshops gibt es jede Menge Möglichkeiten zur Teilhabe und Interaktion.

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Am Kästner-Denkmal kreist jetzt eine Flasche Tullamore Dew. Whiskey, wie ihn Kästner gern trank. In diesem Sinne, Prosit Erich: „Wunder erleben nur diejenigen, die an Wunder glauben.“

Erich-Kästner-Museumsfestival „Von Vielfalt und Neuer Sachlichkeit“

  • 19. bis 24. Februar Erstes Kapitel: „Telegramm an alle Welt“
  • 14. bis 20. März Zweites Kapitel: „Der synthetische Mensch“
  • 3. bis 7. April „Lassen Sie sich nichts weismachen!“

Erich-Kästner-Filme in der Schauburg

In der kommenden Woche werden vier Filme nach den Kinderbüchern von Erich Kästner gezeigt: Das doppelte Lottchen (2017), Das fliegende Klassenzimmer (2002), Emil und die Detektive (2000) und Pünktchen und Anton (1998).

Erich Kästner – der berühmteste Sohn der Neustadt

So könnte er vor 100 Jahren tatsächlich auf der Brüstung gesessen haben, heute befindet sich hinter der Mauer das Kästner-Museum.
Hinter der Mauer befindet sich das Kästner-Museum. Foto: Archiv 2014
Bekannt geworden ist der Schriftsteller vor allem durch seine Kinderbücher, wie „Emil und die Detektive“, „Pünktchen und Anton“ oder „Das doppelte Lottchen“. Bücher, die eigentlich in jedem Kinderzimmer stehen sollten, geschrieben mit dem genauen Blick auf die kleinen Zwischenmenschlichkeiten und voller liebenswerter Figuren.

Bevor Kästner 1919 nach Leipzig zum Studium ging, wuchs er in der Dresdner Neustadt auf. 1899 geboren, wohnte er die ersten Jahre mit Mutter und Vater in der Königsbrücker Straße 66, später in der 48, danach in der 38. Der Vater war Sattlermeister, musste aber die Selbstständigkeit aufgeben und arbeitete dann in der Kofferfabrik. Da das Geld sehr knapp war, verdingte sich die Mutter als Friseurin. Zu ihr hatte Kästner ein besonders intensives Verhältnis. Er formulierte es später so: „Meine Mutter setzte alles auf eine Karte – und diese Karte war ich.“

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Die Kindheit vor dem ersten Weltkrieg im prosperierenden Gründerzeitviertel war geprägt von Widersprüchen. Einerseits das recht arme Elternhaus, andererseits der reiche Onkel Franz Augustin, der in der Villa am Albertplatz residierte. Dort befindet sich heute das Kästner-Museum. Der Onkel war als Pferdehändler reich geworden, die Ställe waren im Hecht-Viertel, ein weiterer wesentlicher Ort in der Kindheit Erich Kästners.

So könnte der junge Erich an der Villa Augustin auf der Mauer gesessen haben....
So könnte der junge Erich an der Villa Augustin auf der Mauer gesessen haben….
Nach dem Ersten Weltkrieg ging Kästner nach Leipzig, studierte und arbeitete als Journalist für die Neue Leipziger Zeitung. 1927 zog er nach Berlin, dort schrieb er für die Familienzeitschrift „Beyers für Alle“ – im gleichen Jahr entstand sein erstes Theaterstück, dass aber 86 Jahre warten musste, bis es 2013 im Großen Haus in Dresden uraufgeführt wurde: „Klaus im Schrank“. Nun entstanden Kinderbücher Schlag auf Schlag.

Mit „Emil und die Detektive“ wurde Kästner berühmt. Das Buch wurde in Deutschland über zwei Millionen Mal verkauft und bis heute in 59 Sprachen übersetzt. Vom Naziregime nach 1933 wurden seine Bücher als „wider den deutschen Geist“ verbrannt. Nach dem zweiten Weltkrieg zog Kästner nach München, arbeitete dort an weiteren Büchern und für Kabarett und Hörfunk. 1974 starb Erich Kästner in München.

Sollte für jeden Neustädter zur Pflichtlektüre gehören. Erich Kästners „Als ich ein kleiner Junge war“, beschreibt die Neustadt während der Gründerzeit. Dürfte in jeder Neustadt-Buchhandlung vorrätig sein.