Vergangenen Sommer verkleinerte Modeladenbesitzerin Barbara Konitz ihre Räume auf der Görlitzer Straße und schuf damit Platz für die Künstlerin Catrin Große. Der Musentempel, bevölkert von bronzenen Panen und Tänzerinnen, probat gelegen zwischen Inspiration und dem Mosaikosmos, ist eine Chimäre aus Arbeits- und Lebensräumen.
Eine Schiebetür trennt, wenn gewünscht, den Ausstellungsraum von einem wohnlichen Zimmer. Es ist alles vorhanden, was wichtig ist: Eine Küche für gutes Essen, ein langer Holztisch für Gäste, ein Schallplattenspieler für Musik, Sofas zum Ausruhen und ein beim Geradebiegen gebrochener und allen Unmöglichkeiten zum Trotz gelöteter silberner Kerzenleuchter für das Licht. „Im Herzen bin ich Grafikerin“, sagt Catrin Große, die an der Stirnseite der Tafel sitzt. Ihre Plastiken, sagen „die Plastiker“, seien plastikgewordene Grafiken und keine Plastiken.
Was ihren Plastiken zu einer „echten“ Plastik fehlt, versteht Catrin Große selbst nicht so genau. Das muss daran liegen, dass sie Grafikerin ist. Es sind dennoch die Skulpturen, die den Besucher beim Betreten des Verkaufsateliers auf den ersten Blick in den Bann ziehen.
Dynamisch und glänzend, in sich ruhend und sich der Welt öffnend, bewohnen Catrin Großes Machwerke die Görlitzer Straße. Zuvor hatten sie ihre Heimat in Catrin Großes Skulpturengarten in Doberlug-Kirchhain, der nun ohne sie mehr Garten ist. Gegossen wurden sie in Thailand in einer Gießerei für Buddhas, die Künstlerkollege Thomas Reichstein auf seinen Reisen entdeckte. Seit zehn Jahren reist Catrin Große einmal im Jahr um den Globus, ihre Entwürfe im Gepäck, und fertigt vor Ort Tonfiguren, die dann ungebrannt abgenommen werden.
Die Zusammenarbeit stellt alle Beteiligten immer wieder vor neue Herausforderungen. Der Entstehungsprozess ist ein kultureller Austausch. Oft hieße es, erzählt Catrin Große, „das kann man nicht machen“ und dann stellt sich heraus: Es geht doch. Die thailändischen Mitarbeiter gießen jeden Tag und haben dadurch große Expertise. „Man provoziert, was man machen könnte“, sagt Catrin Große.
Studium in Dresden
Catrin Große studierte in Dresden. Auf der Suche nach Ateliers führte sie ein nomadisches Leben. In Doberlug-Kirchhain wurde sie schließlich fündig und sesshaft. Dann „klingelte das Schicksal an der Tür“. Ihr Partner Volkmar Voigt, ausgebildeter Dekorationsmaler, tätiger Wandrestaurator, bewohnt eine Wohnung in direkter Nachbarschaft zum jetzigen Atelier. Sein Plan war ursprünglich, hier seine Werkstatt einzurichten. „Ich dachte mir, der Raum könnte auch was für Catrin sein“, sagt er. War er. Vergangenen Sommer zog sie ein und macht seitdem einen Spagat zwischen Doberlug-Kirchhain und der Landeshauptstadt.
Die Platte auf dem Teller dreht ihre Runden. Die Künstlerin und der Restaurator sprechen über die Geschichten der Dinge, die sie umgeben. Die Freunde am langen Tisch fragen und erzählen. Es gibt Kaffee und vermutlich noch Wein – doch ich schlage mich in den Freitagabend. Durch das Lamellenrollo sieht man die vom Kerzenlicht beglänzten Gesichter lachen. Es ist Kunst, denke ich, wenn der Raum, den jemand schafft, hinter der Türschwelle nicht aufhört.
Catrin Große – Grafik und Plastik
- www.catrin-grosse.de
- Ausstellung in der Görlitzer Straße 39, 01099 Dresden
Mal wieder ein sympatischer Beitrag. Aber offenbar möchte Frau Große ein ziemlich geheimer Geheimtip bleiben, oder warum gibt es weder in diesem Artikel noch auf der Homepage der Künstlerin einen Hinweis auf die Adresse/Hausnummer ?
Danke, Bob. Hab das mal ergänzt.
Was für eine Kunst.
In Thailand günstig bis billig gießen lassen,
in Deutschland teuer verkaufen …
Das ist Kunst?
Günstig bis billig wird es erst ab Großauftrag. In dem hier vorgestellten Beitrag ist der Umfang eher klein.
Flug, Abform-, Gusskosten, Transport und Steuern sind zu entrichten.
Hauptgrund für die Reise ist die Kultur dieses wunderbaren Landes und die konstruktive Zusammenarbeit unserer Künstlergruppe mit den Mitarbeitern Manufaktur, die sich seit 10 Jahren stetig weiterentwickelt.
PS.:
Thomas Reichstein, nicht Reischke!
Hallo Catrin, danke für den souveränen Umgang mit dem Kommentar. Den Namen hab ich geändert.