Kuckuck – Kuckuck – zweimal kommt das possierliche Tierchen aus seiner Tür. Dann verzieht er sich wieder. Holger John steigt zufrieden von der Leiter. Die Kuckucksuhr läuft. Ein Element der aktuellen Ausstellung „Deutsche Heimat“ – zu sehen in seiner Galerie an der Rähnitzgasse/Ecke Heinrichstraße. Dort, wo gerade Supermann seine Landung vermasselt hat.
„Der kann stehen bleiben – die Genehmigung vom Amt kam kürzlich“, freut sich der Galerist, der mit anderen Kunstobjekten vor der Tür schon Schwierigkeiten hatte. Der gelandete Superheld ist aber noch ein Überbleibsel der vorletzten Ausstellung und hat mit dem Deutschen Heimatgedanken drinnen herzlich wenig zu tun.
Für die „Deutsche Heimat“ kooperiert John mit den Staatliche Kunstsammlungen und dem Kulturhauptstadtbüro, das hatte kürzlich den Slogan „Neue Heimat“ für die Kulturhauptstadtbewerbung Dresden 2025 herausgegeben. Zur Eröffnung, passgenau am 13. Februar, erschien sogar der Oberbürgermeister. John ließ es sich nicht nehmen mit grün-gelber Dackel-Krawatte aufzutreten, nur echt von Gauland-Moden.
Auf zwei Etagen gibt es geballte Heimat, kontrastreich angeordnet. So hängt ein runzliger Carl Spitzweg aus dem 19. Jahrhundert neben einem Titus Schade von 2010. Gleich neben der Kuckucksuhr zeigt ein großes Ölgemälde, wie in den 1930er Jahren Neubauten entstanden. Nebenan zeigt ein Wimmelbild von Walter Hahn „Die Besteigung der Barbarine“. Dieses beeindruckende Bild vom einst schönsten Kletterfelsen der Sächsischen Schweiz aus dem Jahre 1908 war offenbar seiner Zeit weit voraus. Wie auch Walter Hahn, dessen Luftbildfotografie ein beeindruckendes Bild von Dresden und Umgebung zeichnet.
Seit fünf Jahren führt John die Galerie hier im Barock-Viertel. Eigentlich ist er selber Künstler, hat in Berlin Gebrauchsgrafik und später an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Malerei und Grafik studiert. Später arbeitete er als Assistent von Jörg Immendorff und organisierte in Dresden spektakuläre Partys, wie den legendären Titanic-Filmball von 1998, von dem auch Jahrzehnte später noch geredet wird.
Neben den Berühmtheiten zeigt John auch Werke unbekannterer Künstler, so etwa beeindruckende Portraits eines Werbegrafikers. Mit Geduld führt er durch die Räume, bis dann draußen plötzlich ein paar Regentropfen fallen. Die treiben weitere Besucher*innen in die Galerie. John muss sich kümmern.
Deutsche Heimat
- Alte Heimat, Neue Heimat, Erinnerung, Ausstellung noch bis zum 7. April. Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 14 bis 19 Uhr und nach Absprache.
- Infos zur Galerie galerie-holgerjohn.com, Infos zu Holger John www.holgerjohn.de
Scheinbar gab es die Barbarine schon 1910 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87508552
Spannend! Wenn man sich das Bild mit dem Wissen anguckt, sieht die „2“ oben aus wie eine nachträgliche Montage.
Das steht dann auch in der Fotothek-Beschreibung: „… Das Originalblatt existiert nur noch mit der aufgeklebten Jahreszahl „1920“ auf der Vorderseite.“
Und scheinbar ist aus der Besteigung eine Erstürmung geworden. Ein Schelm, der Böses dabei denkt !
Nein, das war nur ein Fehler von mir. Ist korrigiert. Danke für den Hinweis.