Am kommenden Sonnabend findet das öffentliche Gedenken in Erinnerung an Jorge Gomondai statt.
Der in Mosambik geborene Jorge João Gomondai kam 1981 als Vertragsarbeiter in die DDR. Er starb am 6. April 1991 im Alter von 28 Jahren an den Folgen eines rassistischen Übergriffs.
Beginn des Gedenkens ist 15.30 Uhr mit einem Mahngang durch die Dresdner Neustadt zu Orten, die bereits Schauplätze rechter Gewalt waren. Interessierte sind ab 15.30 Uhr am Treffpunkt Alaunplatz herzlich willkommen. Ab 17 Uhr findet die Gedenkfeier direkt am Gedenkstein auf dem Jorge-Gomondai-Platz mit Redebeiträgen, Blumenniederlegungen und einem musikalischen Rahmenprogramm statt.
Ab 19 Uhr lädt der Weltklub des Afropa e. V., in die Königsbrücker Straße 13 ein. Angelika Nguyen referiert in ihrem Vortrag „Zwischen Solidarität und Rassismus – ein ostdeutsches Phänomen?“ über Rassismus und Fremdsein in der DDR, Charakter und Ursachen rassistischer Gewalt in den frühen 1990er Jahren und über die gegenwärtigen Entwicklungen in Deutschland.
Die Filmwissenschaftlerin und Autorin wuchs als Tochter eines Vietnamesen und einer Deutschen in der DDR auf. Sie drehte 1991 den Dokumentarfilm „Bruderland ist abgebrannt“ über vietnamesische Immigrantinnen und Immigranten in Ostberlin. Außerdem schrieb sie 2011 den Essay „Mutter, wie weit ist Vietnam?“ über Rassismus in ihrer Kindheit.
Jorge Gomondai, geboren 1962 in Chimoio, Mosambik, kam 1981, mit 18 Jahren als Vertragsarbeiter in die DDR. Er arbeitete im Schlachthof Dresden und wohnte in einer Wohnung in der Holbeinstraße. In der Nacht zum Ostersonntag 1991 stieg Gomondai in der Dresdner Neustadt in den letzten Wagen einer Straßenbahn.
Es war etwa 4 Uhr nachts, als am Albertplatz eine Gruppe von ca. 14 erkennbar rechtsgerichteten Jugendlichen den gleichen Wagen betrat. Sofort wurde Gomondai rassistisch beleidigt und angegriffen. Etwa 150 Meter nach Verlassen der Haltestelle bemerkte die Straßenbahnfahrerin, dass während der Fahrt im letzten Wagen eine Tür geöffnet wurde. Sie bremste die Bahn ab, stieg aus und fand Jorge Gomondai neben den Gleisen blutend am Boden liegen. Der 28-Jährige verstarb nach fast einer Woche am 6. April 1991 an den Folgen seiner Kopfverletzungen. Sein Sarg wurde nach Mosambik überführt.
Am 11. April 1991 wurde Gomondai bei einem Trauergottesdienst in der Kreuzkirche gedacht. Anschließend zogen etwa 7.000 Besucher des Gottesdienstes zu der Stelle zwischen Hauptstraße und Albertplatz, an der Gomondai aus der Straßenbahn gestoßen worden war. Neonazis waren sich nicht zu blöde, diesen Trauerzug zu stören, zeigten ihre gestreckten Armen riefen „Sieg-Heil“ aus einer vorbeifahrenden Bahn. Am Trauerzug beteiligte Autonome ließen sich zu einer Hetzjagd hinreißen.
Seit 2007 trägt der Platz zwischen Albert-Platz und Hauptstraße den Namen Gomodais (Neustadt-Geflüster vom 30. März 2007).