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Linke gegen Verdichtung

Vor ein paar Tagen hat Stadtrat Johannes Lichdi von den Grünen einen Antrag eingereicht zur Schaffung von mehr Wohnraum in der Dresdner Neustadt (Neustadt-Geflüster vom 4. Mai 2019). Konkret geht es in dem Antrag um Flächen beidseitig der Königsbrücker Straße, einmal bei der Dental-Kosmetik und hinter dem Postgebäude.

Zwischen der sogenannten Albertpassage und der Dentalkostmetik-Fabrik ist eine Fläche frei.
Zwischen der sogenannten Albertpassage und der Dentalkostmetik-Fabrik ist eine Fläche frei.
Nun gibt es Protest gegen diesen Antrag aus den Reihen der Linken. Jacqueline Muth, Stadträtin und Mitglied in den Ausschüssen für Kultur und Stadtentwicklung, warnt vor einer weiteren sozialen Entmischung des Viertels.

„Obwohl der Stadtteil historisch betrachtet durch kleinere und größere Gewerbeansiedlungen geprägt war – sogar eine Schokoladenfabrik war schon dabei, oder eben ‚Putzi‘ – wird diese Mischung immer mehr durch reine, meist höherpreisige Wohnbebauung verdrängt“, sagt sie in Anspielung auf das bekannteste Produkt der Dental-Kosmetik.

Jüngster Kolateralschaden dieser Entwicklung sei der Club „Sabotage“, der nach über zehnjähriger Koexistenz dicht machen musste oder auch die „Lö14“ im benachbarten Hechtviertel – das Handwerker- und Ateliergelände musste nach Erkenntnissen von Muth einem Schulbau weichen.

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Das sieht der Grundstückseigentümer Drewag anders. Der Grund für die Kündigung der Handwerker waren die größeren Ausmaße der Teergrube auf dem Gelände, die einen Abriss der Gebäude erforderten (Neustadt-Geflüster vom 23. März 2018).

Muth warnt ausdrücklich vor einer weiteren sozialen Entmischung des Viertels durch hochpreisigen Wohnungsbau für Besserverdiener. Besonders verwundert sie, dass sich die Grünen nicht einmal die Mühe gemacht haben, eine Quote für bezahlbaren Wohnraum in ihrem Antrag festzuschreiben. Falls tatsächlich eine Umnutzung vorgenommen werden sollte, hält die Stadträtin vordergründig Nutzungen für sinnvoll, die der Allgemeinheit dienen, zum Beispiel einen Park, einen Abenteuerspielplatz oder Ähnliches. „Jedenfalls keine weiteren Luxusimmobilien mit hochpreisigen Eigentumswohnungen in abgeschotteten Privathinterhöfen, wie es die Aufwertung der Flächen in dieser lukrativen Lage vermuten lässt“, so Muth.

In Bezug auf eine Quote hatte Lichdi auf das Kooperative Baulandmodell von Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) verwiesen, danach müssten Eigentümer oder die städtische Wohnungsbaugesellschaft WID 30 Prozent als Sozialwohnungen entwickeln. Dieses Modell ist jedoch noch nicht beschlossen.

Hinter der Post befindet sich ein Parkplatz.
Hinter der Post befindet sich aktuell ein Parkplatz.

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11 Kommentare

  1. Hat sie so geschrieben. „Falls hier eine Umnutzung tatsächlich vorgenommen werden sollte, dann halte ich vordergründig Nutzungen für sinnvoll, die der Allgemeinheit dienen.“
    Da ich nun indirekt zitiere, wollte ich das nicht verändern.

  2. Also dass Wohnungen und Schulen auf der To-Do-Liste der Stadt weit oben stehen, ist gut so. Man könnte auf besagten Grundstücken ja gern auch sozialen Wohnungsbau hinsetzen, um die Mischung zu wahren. Die Linke in Dresden ist mir schon öfter als moderner Stadtentwicklung abträglich aufgefallen: die waren gegen das Zuschütten des Fußgängertunnels am Reiter, sind gegen (siedlungsstrukturell vorteilhafte) neue Hochhäuser im Stadtbild, jetzt gegen Re-Vitalisieren versiegelter Ödflächen. (Die jetzt übrigens auch nicht der Allgemeinheit dienen, sondern sich als (private?) Nicht-Orte fast komplett dem städtischen Leben entziehen.) Kenne die Motive der Linken nicht, aber auf mich wirkt deren Kommunalpolitik in Dresden häufig pro Auto, pro Straße, pro Konservierung des verblichenen und heute teilweise unzweckmäßigen baulichen DDR-Erbes. Die scheinen mit der CDU um die gleiche Klientel zu buhlen; macht mir die Wahlentscheidung dadurch leichter.

  3. Ich sehe irgendwie nicht, was dort gegen eine Bebauung spricht. Neubauten sind nunmal eine Möglichkeit, den Wohnungsmarkt zu entlasten. Und der Zuzugsdruck auf die Neustadt hält ja unvermindert an.

    Und es ist ja auch nicht so, dass die Neustadt komplett zugebaut wäre. Wir haben hier immerhin mehrere Parks und direkt anbei die Heide.

  4. Was das Gelände hinter der Post betrifft, weiß ich es nicht, aber das Gelände bei der Dental-Kosmetik gehört ja wohl auch dieser Firma bzw. deren Eigentümer. Was genau ist da jetzt die Grundlage für die Ideen der Grünen? Gibt es irgendeine rechtliche Grundlage, dass man den Eigentümer für die Umsetzung dieser Pläne dann enteignen kann? Oder blockiert man damit nur, dass er das Grundstück ggf. anderweitig bebaut/nutzt?

    Die Planung ist ja die eine Sache, aber was ist der „Sinn“, wenn es sich dabei um fremde Grundstücke handelt? Es ist schon klar, dass man dort jetzt nicht unbedingt z.Bsp. einer Erweiterung der Produktionsanlagen zustimmen will, aber wäre dies nicht ohnehin zu prüfen und dann einfach abzulehnen (weil es z.Bsp. in einem Wohngebiet liegt etc.). Bedarf es dazu offizieller Planungen für Wohnungsbau etc.?

    Aktuell ist mir nicht so richtig klar, auf welcher Grundlage bzw. mit welcher Aussicht auf Erfolg hier geplant wird. Es gibt ja da schon etliche Beispiele, wo sich die Stadt etwas Anderes wünscht als es die Eigentümer oder potentielle Investoren wollten, aber was bringen hier die verwendeten Steuergelder ganz konkret und warum sind diese an der Stelle sinnvoll verwendet oder gar notwendig?

    Bei Grundstücken in städtischen Besitz und anschließender Suche nach geeigneten Investoren verstehe ich es, aber was bringt das Verplanen fremden Eigentums? Auch wenn z.Bsp. der Eigentümer akut das Grundstück verkaufen will, wäre es vielleicht noch nachvollziehbar, dass da die Stadt schonmal „präventiv die Richtung“ vorgibt, aber dies scheint ja hier nicht der Fall zu sein. Im Gegenteil, es wird erstmal fleißig geplant und dann redet man vielleicht auch irgendwann mal mit dem Eigentümer, der aber mit dem Status Quo seines Grundstückes zufrieden ist. Noch krasser finde ich die Ideen für die Firma selbst, wird die dann zwangsweise umgesiedelt?

  5. „Muth warnt ausdrücklich vor einer weiteren sozialen Entmischung des Viertels durch hochpreisigen Wohnungsbau für Besserverdiener.“

    Verstehe ich das richtig? Die Neustadt ist für alle da, außer für Yuppies? Da gibt es andere Probleme (siehe Scheune Vorplatz)

  6. Da muss die Linke im Wahlkampf nochmal auf einen guten Vorschlag von Lichdi draufhauen. Anstatt konstruktiv und mit eigenen Ideen den Bedarf an Wohnraum in der Dresdner Neustadt zu stillen. Warum muss ein sinnvoller Schritt immer gleich zeredet werden. Ich finde die Putzifabrik ist kein Kleingewerbe und keine Manufaktur, und es macht Sinn an dieser Stelle an andere Nutzungen zu denken. Und Zahnpasta lässt sich sicher auch in einem nicht ganz so innerstädtischen
    Gewerbegebiet produzieren. Der Verweis auf das kooperative Baulandmodell zeigt m. E. Auch, dass Lichdi hier auch an Sozialen Wohnungsbau denkt. Die postulierte Kritik der Linken ist hier wohl auch eher dem Wahlkampf zuzuschreiben

  7. Man könnte ja anstatt teuren und für viele unbezahlbare neue Wohnungen ein Parkhaus bauen … dann hätte sich das Problem mit den Fahrradbügeln im Hechtfirtel bestimmt auch erledigt . Jede neue Wohnung bedeutet auch mindestens ein Fahrzeug.

  8. @Steffen: es ist mehr so, dass für jede neue Wohnung auch ein Auto hinzukommt. Bei einigen Neubauten sind sogar TG-Plätze zugunsten von einem Radabstellraum entfallen. Wer in der Neustadt eine Wohnung zur Selbstnutzung kauft, ist nicht unbedingt ein Autofan. Ein TG-Platz schlägt mit ca. 20.000 € zu buche. Dafür kann könnte man seine Wohnung schön einrichten, anstatt einen Mieter für den Stellplatz zu suchen.

  9. Also so gern ich die Spielplätze der Neustadt nutze und befürworte: Davon hat es doch mittlerweile genug. Gegen mehr Stadtgrün ist nichts einzuwenden für das innerstädtische Klima, aber dafür muss meines Erachtens nach auch nicht de gesamte Fläche genutzt werden.

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