In der Kunsthandlung und Galerie José Manuel Ladrón de Guevara im Barockviertel werden aktuell Werke bedeutender Deutscher Impressionisten und Expressionisten gezeigt. Die berühmtesten Künstler sind Max Liebermann und Emil Nolde, es sind aber auch Werke von Karl Schmidt-Rottluff, Lovis Corinth oder George Grosz zu sehen. Die Ausstellung ist noch bis zum Sonnabend, dem 29. Juni zu sehen. Der Eintritt ist frei.
„Ich freue mich besonders, auch Werke der Gründungsväter der „Brücke“ Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Ludwig Kirchner präsentieren zu können“, sagt José Manuel Ladrón de Guevara. „Mit der Galerieausstellung inmitten der antiken Möbel und Objekte ist erneut ein besonders stimmungsvolles Gesamtbild entstanden.“
Impressionismus und Expressionismus – beide Begriffe wirken magisch und rufen vor unserem inneren Auge sofort großartige Bilder auf. Wer kennt nicht Liebermann, Corinth, Macke, Schmitt-Rottluff, Pechstein und Nolde. In Deutschland, wo sich der Impressionismus später durchsetzte, als in Frankreich, kamen beide Stile zugleich vor. Auch wenn Liebermann über die Expressionisten witzelte: „Stil fängt da an, wo die Begabung aufhört“, malte er selbst wilder und akzentuierter als seine französischen Impressionisten-Kollegen.
Die Expressionisten bauten, auch wenn sie das lautstark abstritten, auf dem auf, was die Impressionisten erkämpft hatten, und trugen es weiter. Und mit der Brücke-Gruppe gab es vor rund 100 Jahren in Dresden eine wichtige Keimzelle dieser Kunstrichtung.
Der Übergang vieler Künstler von impressionistischen zu expressionistischen Gestaltungsweisen oder umgekehrt beweist die strukturelle Verwandtschaft beider Stile. Koexistenz, beflügelnde Diskussionen, scharfzüngige Auseinandersetzungen und gemeinsame Ausstellungen bestimmten das Bild. Zusammen bildeten sie die Avantgarde in Deutschland.
Liebermann
„Was mich persönlich betrifft, so bin ich in eine neue … Periode getreten: in den drei Monaten, die ich jetzt in Holland war, habe ich mich wieder gehäutet, male Pferde…“ (Brief von Liebermann an Franz Servaes, 14. 10. 1900)
„Junge mit Pferd am Strande“ gehört zu jenen Strandbildern, die Gustav Pauli 1911 als neuen Höhepunkt von Liebermanns Lebenswerk bezeichnet (Max Liebermann. Des Meisters Gemälde, 1911, S. 32 ). Zu den Pferdebildern inspirierte ihn Isaac Israels, den er im Sommer in Holland traf und dessen schnelle Arbeitsweise ihn faszinierte. Schnell musste Liebermann beim vorliegenden Gemälde auch arbeiten. Das zeigt die flotte Malweise, und das erforderte die Situation. Wie an den angelegten Ohren und angespannten Muskeln des Pferdes zu erkennen ist, war es nervös und hielt nur still, weil der Junge es für den Künstler am Zaum hielt. Da Liebermann im Freien vor dem Motiv malte, wehte ihm ständig Sand in die frische Farbe, der sich noch heute auf dem Bild befindet – keine Situation für ruhiges Arbeiten, aber ein untrüglicher Beweis für Pleinair-Malerei.
Ein weiteres Werk aus dieser Serie mit Pferden am Strand wurde vor einigen Jahren weltberühmt. „Zwei Reiter am Strand“ wurde 2015 in London für 2,6 Millionen Euro versteigert. Zuvor war es in der Sammlung des Dresdner Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt entdeckt und als NS-Raubkunst eingestuf tworden. Weitere Infos in der Wikipdia.
Nolde
Nolde malte die Chamäleons in Erinnerung an seine Südseereise (1913/14) im Berliner Aquarium. Der eigenartige Körperbau der Tiere und ihre Fähigkeit, sich ihrer Umwelt farblich anzupassen, faszinierten ihn offenbar. Seine Chamäleons sitzen vor einem Hintergrund in den Komplementärfarben Blau und Gelb, die gemischt genau ihr Grün ergeben würden – ein tierisches Farbspiel sozusagen.
Emil Noldes Biographie ist zwiespältig. Einerseits gilt der Maler als Opfer des Nationalsozialismus, seine expressionistischen Werke waren zeitweise Teil der Ausstellung „Entartete Kunst“ und ab 1941 war Nolde mit einem Berufsverbot belegt. Andererseits war er aber auch Anhänger der Nazis und in der Originalausgabe seiner Autobiografie sind viele nationalistische, rassistische und antisemitische Äußerungen zu finden. Mit dem Thema beschäftigt sich intensiv die Ausstellung: „Emil Nolde – Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus“, die noch bis September im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen ist.
Corinth
„Kommen Sie zu uns zu Besuch, wir haben schöne Pferde dort.“ So lautete die Einladung an Corinth auf das Rittergut Klein-Niendorf in Mecklenburg. Selbst auf einem großen Hof in Ostpreußen aufgewachsen, liebte Corinth die Gutsatmosphäre, ritt aus und erholte sich vom 1911 erlittenen, ersten schweren Schlaganfall. Auf den ersten Blick zeigt das Gemälde eine ländliche Idylle, wie sie schon im 19. Jahrhundert beliebt war, betrachtet man es intensiver, weicht das Liebliche jedoch dem Modernen. Auf einem nicht näher definierten, im Hintergrund von Bäumen und einzelnen Gutsgebäuden begrenzten Hof mit Hühnern und einem Hahn stehen Pferd und Reiter für einen Reitausflug bereit.
Sie sind einander zugeneigt und bilden eine Einheit, die die gesamte Höhe des Bildes einnimmt und monumental wirkt. Corinth rückte sie nur leicht aus der Mitte, um in der rechten, unteren Ecke kompositorisch effektvoll seine Signatur und die Jahreszahl zu platzieren – ein typisches Merkmal seiner Gemälde, das von Selbstbewusstsein zeugt.
Galerie José Manuel Ladrón de Guevara
- Obergraben 10, 01097 Dresden
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 12 bis 18 Uhr, Sonnabend, 11 bis 16 Uhr, oder nach Vereinbarung.
- www.ladron-de-guevara.de