Es ist kurz nach 11 Uhr. Vormittag. Günni und Horschtel haben sich gerade ein Bier aufgemacht, die Tür steht offen. Sonnenstrahlen dringen wie ein Fremdkörper in die Kneipe. Der Hausmeister vom benachbarten Hostel: „Eh habt ihr noch oder schon wieder auf?“ Horschtel grinst breit. So muss das sein im Pawlow.„Die einzige Punkrock-Kneipe in Dresden“, sagt er und nimmt einen Schluck aus der Coschützer-Pulle. Bier und Punkrock, das scheint zusammen zu gehören. Vielleicht kostet aus diesem Grund der halbe Liter Felsenkeller vom Fass hier nur 2,60 Euro. Während Horschtel fast jeden Abend in der Kneipe ist, meist hinter dem Tresen, führt Günther die Bücher.
Kennengelernt haben sich die beiden im Merkwürden, seinerzeit im im Hinterhof der Louisenstraße 63. In der Garage wurde damals zünftig und bierlastig gefeiert – Punkrockabende. Später hat sich daraus die Merkwürdenbühne zur BRN auf dem Alaunplatz entwickelt. „Dann habe ich die Chemiefabrik mitgegründet“, erzählt Horschtel.
Entrümpelung des Eck-Ladens
Dann ergab sich 2004 die Möglichkeit eine Eck-Kneipe aufzumachen. Früher war hier mal eine Fleischerei drin, später Copyland. Dann stand die Ecke ne ganze Weile leer. Horschtel überredete Günni, der eigentlich gerade als Tischler bei einem Klavierbauer arbeitete – dann war es eine gemachte Sache. Nach spektakulären Aufräumarbeiten, „alles in Eigenleistung“, sagt Horschtel, eröffnete die Kneipe im Juni 2004.
„Ursprünglich wollten wir sogar Frühstück anbieten, auch ne Kinderecke mit Malbüchern war geplant“, erzählt Horschtel. Günni ergänzt: „Wir haben bestimmt auch 20 mal Frühstück verkauft – in zwei Jahren.“ Dann grinsen beide und nehmen nen Schluck Coschützer, zu dem fällt Horschtel natürlich die passende Punkrock-Zeile ein: „Coschützer, Coschützer, so lang die Leber hält.“ Ein Song der Dresdner Combo Paranoia. Die Band hat auch nen Song über Kind-Punks gemacht, aber die verirren sich eher ganz selten ins Pawlow.
Inzwischen haben sich die Öffnungszeiten eingepegelt, täglich bis 5 Uhr. Statt Speisen gibt es Bier, die Pawlower verstehen sich als Wohngebietskneipe. Denn außer bei St.-Pauli-Spielen kommen die Gäste hauptsächlich aus der näheren Umgebung.
Apropos „Pawlow“ – den Namen trug schonmal eine Kneipe in Bonn, die Günni noch aus Jugendtagen kannte. Außerdem geht es um den Pawlowschen Reflex – „Leute, die die Kneipe sehen, sollen gleich Bierdurst bekommen“, erläutert Horschtel.
Aber wieso begeistert sich ein Punkrocker aus Hoyerswerda für einen Fußball-Club aus Hamburg? „Ich hatte vor Jahren ein Erweckungserlebnis in München, da war der FC St. Pauli zu Gast und die Stimmung, die da aus dem Gästeblock kam hat mich mitgerissen“, berichtet Horschtel. Dann wäre auch das geklärt.
Geburtstagsfeierlichkeit
Zum Geburtstag wird nun am Freitag und Sonnabend gefeiert mit viel Bier, Punkrock (Strongbow, Cheap Stuff, The We Don’t Give A Fucks und Rotzlöffel), einer Überraschung und viel Bier. Na, dann Prost! Ach und es untersagt, Nazis oder Neonazis oder Ähnliches mitzubringen.
Pawlow
- Görlitzer Straße 34, 01099 Dresden, täglich 14 bis 5 Uhr