„Tschau, Budensommer“ – die Gäste werden es wehmütig, die Veranstalter- und Mitarbeiter*innen erleichtert seufzen. Da geht er mit flatternden Fahnen … Wie angekündigt und erwartet waren Wetter und Programm durchwachsen. Elf Tage lang war das Scheunen-Areal Schmelztiegel schräger und noch schrägerer Possen und Gesänge.
20 000 Besucher*innen
Die Veranstalter*innen melden 20 000 Menschen in und um die Scheune zum 22. Schaubudensommer. Wer sich von den beachtlichen und sich auf dem Platz ineinander verkringelnden Schlangen nicht abschrecken ließ, machte mitunter bewusstseinserweiternde Erfahrungen. Manche Beiträge ließen übersprudelnde Begeisterung zurück, andere Schulterzucken. Immer wieder erstaunlich, wie ein und dasselbe Ereignis den einen Menschen begeistert, den anderen gähnen lässt.
Das Treppen-Colosseum diente all jenen als Sitzstange, die sich das Gewusel lieber von oben betrachteten. Von dort gab es auch allerhand zu sehen, z.B. alte Bekannte. Feierlich und aufregend war allabendlich die Prozession zur Mitternachtsüberraschung: Mit Glück präsentierte sich dort eine Crew, die man im Zelt verpasst hatte. Am 16. Juli kam als kosmisches Event die partielle Mondfinsternis hinzu.
Kopfkino 2.0
Zu den schönsten Erinnerungen gehören die Versuche der eben aus den Buden Gepurzelten, das Gesehen zu verbalisieren: „Und dann hat er seine Hose hochgezogen und das eine Bein trug einen Rock und das andere einen Anzug und die Knie waren die Gesichter!“(Lösung: One Man Cabaret Merlin) Solche Berichte sorgen für Budenzauber im Kopf 2.0. „Es ist nicht möglich alles zu sehen“, stellte eine Freundin fest. Aber es dürfte möglich sein sich alles erzählen zu lassen. Der Schaubudensommer hinterlässt ein Meer von Geschichten – und einen Picasso aus dem Mal-o-maten an der Wand. Da soll noch einer sagen, es hätte sich nicht gelohnt …
Credo: Mindestens zwei volle Abende, mindestens drei Buden und nicht immer Empfehlungen, sondern spontan dem Ruf der Bude folgen. Auf diese Weise stolpert man überraschend über Kleinode: In meinem subjektiven Fall Cie.Freaks&Fremde, die anrührende und nie gesehene Kreaturen voller Menschlichkeit auf die Bühne metamorphisierten. Atmosphärisch, verblüffend, verstörend, kritisch – wundervoll. Und gänzlich unerwartet.
Top 5 der Meckerliste
„Es gibt keine Pelmeni!“
„Bei Shortparis wäre Gehörschutz angemessen gewesen“
„Wo ist das Karussell?“
„Früher war das billiger“
„Die Schlange ist mir zu lang ….“
Top 5 der Lobeshymnen
„Die Mitternachtsüberraschung“
„Vegane Burger“
„Kabarett Kalaschnikow“
„Der Familiensonntag“
„Die Gin-Bar“