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Wählen statt saufen

An der großen Brandmauer an der Ecke Pulsnitzer/Bautzner Straße gibt es seit ein paar Tagen ein neues Motiv. Nachdem dort zuletzt für ein hopfenhaltiges Getränk geworben wurden, wird nun für Demokratie geworben und das mit Zitaten von Erich Honecker und dem Dalai Lama.

Mit dieser Kampagne im Streetart-Stil wollen Dresdner Kreative kurz vor der Wahl an das Gewissen der Wähler appellieren. Sie wollen dazu motivieren, wählen zu gehen – und dazu aufrufen, nicht aus bloßem Protest Parteien zu wählen, in denen demokratiefeindliche und rassistische Tendenzen geduldet werden.

Dresdens größte Wahlwerbung. Foto: Tobias Ritz
Dresdens größte Wahlwerbung. Foto: Tobias Ritz

Die Kampagne zeigt Werke des international bekannten Dresdner Grafikers, Illustrators und Gigposter-Gestalters Lars P. Krause, der hier vor einigen Jahren auch schon einmal mit Bierwerbung aufgefallen war.

In vier Varianten setzt er Zitate Erich Honeckers, der Bibel, Gustav Mahlers und des Dalai Lama ein, wie „In der Wut verliert der Mensch seine Intelligenz“. Die Kampagne umfasst neben der übergroßen Fassadengestaltung (Mural) auch eine flächendeckende Plakatierung in Dresden und dem Dresdner Umland. Das Mural ist mit seiner Größe von 420 Quadratmetern die größte Werbefläche, die im sächsischen Wahlkampf überhaupt gezeigt wird. Die Aktion ist privat finanziert und durch zahlreiche kostenfrei erbrachte Leistungen der Mitwirkenden möglich.

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Initiator ist Ronny Ullrich, der Geschäftsführer der Kreativagentur Cromatics: „Mit den Botschaften möchten wir Aufmerksamkeit erregen und dazu anstoßen, sein Handeln und Denken zu betrachten und sich über mögliche Fehlentscheidungen und deren langfristige Konsequenzen bewusst zu werden.“ Bei der Wahl gehe es nicht nur um ein willkürliches Kreuz auf einem Blatt Papier. Die Landtagswahlen seien ein Schlüsselmoment für die Zukunft.

„Wir entscheiden über das Ansehen unseres Landes in Deutschland und der Welt. Wir entscheiden darüber, wie wir in Zukunft leben und vor allem, wie wir miteinander umgehen wollen. Wir wollen ein Zeichen setzen, Menschen ermutigen zur Wahl zu gehen und nicht nur aus bloßer, teils gezielt geschürter Unzufriedenheit Parteien zu wählen, in denen demokratiefeindliche und rassistische Tendenzen dominieren“, so Ullrich.

Das Bild haben die Bandits nach Entwürfen von Lars P. Krause an die Wand gebracht.
Das Bild haben die Bandits nach Entwürfen von Lars P. Krause an die Wand gebracht.

Botschaften und Herkunft

„In der Wut verliert der Mensch seine Intelligenz.“ Dalai Lama
„Was der Mensch sät, das erntet er.“ Bibel
Rückwärts nimmer vorwärts immer.“ In Anlehnung an Erich Honecker
„Tradition ist die Bewahrung des Feuers, nicht die Anbetung der Asche.“ Gustav Mahler

Plakate der Aktion. Foto: Tobias Ritz.
Plakate der Aktion. Foto: Tobias Ritz.

Die Motive

  • Das Kind steht für die Zukunft, darum geht es bei der Wahl.
  • Die dunkle und helle Seite, durch das Kind voneinander getrennt, symbolisieren die Wahl, die wir haben. Deshalb steht auf jeder Seite VOTE! bzw. auf dem Mural „Wählt“
  • Die Sanduhr auf dem Shirt zeigt an, dass es kurz vor Zwölf ist.
  • Die weiße Rose in der Hand steht in Anlehnung an die Widerstandsgruppe gegen die Diktatur des Nationalsozialismus für Humanismus und Weltoffenheit.
  • Die Wahlurne steht für die Entscheidung, die wir selbst treffen dürfen. Sie trägt die vier Botschaften, die alle einen Widerspruch aufzeigen.
  • Jede Motivvariante zeigt auf der dunklen und der hellen Seite verschiedene Symbole, die die Botschaft bekräftigen.

Der Künstler

Lars P. Krause wurde 1970 in Hoyerswerda geboren und zeichnete von Kindheit an mit allen sich bietenden Utensilien. Seit über 20 Jahren macht er inzwischen Kunstwerke über den Siebdruck in seiner eigenen Werkstatt in Dresden. Nicht nur die Dresdner Bands Lasse Reinstroem und Dÿse gehören zu seinen Kunden, sondern auch Größen wie die Beatsteaks, Die Toten Hosen, Eagles of Death Metal, Queens of the Stone Age, Foo Fighters, Soundgarden oder Pearl Jam sind darunter. Die Werke von Lars P. Krause sind in Einzelausstellungen und Gruppenshows in ganz Deutschland und der Welt vertreten.

Beherrscht die Kunst des Siebdrucks: Lars P. Krause. Foto: Youssef Safwan
Lars P. Krause – Foto: Archiv/Youssef Safwan

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Das Mural

  • Das Mural auf Basis des Motivs von Lars P. Krause wurde innerhalb von sieben Tagen durch die „Bandits & Friends“ (fünf Grafitti-Künstler) umgesetzt.

Geschichte der Hauswand

Ursprünglich gab es an der Hauswand mal eine Straßen-Café-Szene zu sehen, die dann von einem sogenannten Crosser zerstört wurde. Im September 2017 war dann ein riesiges rotes Wandbild entstanden. Den Entwurf hatte der Neustädter Siebdrucker und Künstler Lars P. Krause entwickelt, das Bild hatten die Bandits mit Unterstützung der Werbeagentur Cromatics realisiert. Geld für das Gerüst gab es von der Radeberger-Gruppe, auch das Motiv passte zur aktuellen Werbung des Bierbrauers. Die riesige Werbung war von Anfang an nur für einen begrenzten Zeitraum geplant. Dennoch ließen es sich ein paar nächtliche Farbbeutelbastler nicht nehmen, den riesigen Barmann zu bewerfen. Anschließend wurde die rote Wand getüncht und neu gestaltet. Im November 2018 gab es dann eine Werbung für die Paint-Club Battle League.

19 Kommentare

  1. Hier noch ein Zitat des Dalai Lama: „Das Ziel sollte sein, dass Migranten zurückkehren und ihre Länder wieder aufbauen. Man muss pragmatisch sein: Es ist unmöglich, dass alle kommen.“

    Und Erich Honecker, bekanntlich die Ausgeburt der Weltoffenheit und Toleranz und Kämpfer “für ein offenes Land mit freien Menschen” #unteilbar

    Wahnsinn.

  2. @Franzl Lang: Und mit etwas mehr Kontext: „Es ist wunderbar, dass Deutschland und andere europäische Länder den Flüchtlingen geholfen haben, als sie aus anderen Ländern nach Europa gekommen sind. Ich denke jedoch, dass die meisten dieser Flüchtlinge ihr eigenes Land als Heimat betrachten, aber gerade jetzt gibt es dort viele Tote, Tyranneien und Leiden. Deshalb sind sie geflohen. Kurzfristig sollten die europäischen Länder ihnen also Zuflucht bieten und insbesondere den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, eine allgemeine und berufliche Bildung, einschließlich der technischen Ausbildung, zu erhalten. Ziel ist es, dass sie schließlich in der Lage sein sollten, zum Wiederaufbau ihrer eigenen Länder zurückzukehren. Das war von Anfang an meine Meinung (…).“ Hier im Wortlaut.

  3. @Anton komm hör doch auf mit dem Selbstbeschwindeln… Solange das extreme Bevölkerungswachstum, inbesondere in Afrika, nicht endlich gestoppt wird, wird auch der Migrationsdruck nicht nachlassen. Bisher kann ich nicht vernehmen, dass in diesem Land auch nur ein verantwortlicher Politiker irgendetwas in dieser Richtung ernsthaft unternimmt. Der hiesigen Bevölkerung dann absprechen zu wollen ihren Unmut zu äußern, zeigt nur deutlich das einseitig ausgeprägte Demokratieverständnis (Meinungen die mir nicht passen…). Wie, wenn nicht durch anderes Wahlverhalten, sollen dann Veränderungen herbeigeführt werden?

  4. Was mir daran nicht gefällt (und LPKrause ist ein guter Freund von mir):
    Hier wird doch recht offensichtlich gesagt „Wähle bloß nicht die böse AfD“. Es ist aber eine WAHL und jeder sollte sich da ohne Einflussnahme selbst entscheiden können. Diese „Empfehlungen“ zeugen für mich von mangelhaftem Demokratieverständnis.
    Mindestens jeder fünfte wird „blau“ wählen. Das sind unsere Nachbarn, Kollegen, Freunde und Familie, nicht irgendwelche Trolle, die sich im Wald verstecken und nur zur Wahl rauskommen – ob uns das nun gefällt oder nicht.

  5. @Jones… Wörtlich heißt es: „Sie wollen dazu motivieren, wählen zu gehen – und dazu aufrufen, nicht aus bloßem Protest Parteien zu wählen, in denen demokratiefeindliche und rassistische Tendenzen geduldet werden.“

    Welche Parteien damit gemeint sind, muss der oder die Wähler*in schon selbst entscheiden.

  6. Gut gemacht aber das die Finanzierung geheim ist hat schon irgendwie Geschmäckle. Ich schätze die Gesamtkosten der Aktionen auf >15.000 Euro.

  7. Ich unterstelle jedem geneigten AFD-Wähler genügend Intelligenz die Widersprüche in dieser Partei zu erkennen. Deswegen wehrt er sich auch mit Händen und Füßen jedes Mal wenn er darauf hingewiesen wird. Die Hartherzigkeit der Partei insgesamt? Höckes unverhohlenes Spiel mit der Vergangenheit? Storchens erzkonservatives Familienbild? Will das wirklich jemand? Oder geht’s eigentlich nur um Protest und den ‚da oben mal zu zeigen‘-Blahblah. Das ist keine gute Basis für Politik, das sollte jedem klar sein, und ist es wie ich finde eigentlich auch. PS: Ich hätte auch gerne mehr ‚Alternativen‘ zur Wahl.

  8. @Jens Brotschneider

    Mit deiner Schätzung liegst du vermutlich nicht schlecht. wir haben uns bei einem Vorgängerprojekt mal mit den „Sprayern“ bei der Arbeit unterhalten und haben mal die Kosten in deine Richtung geschätzt. Die haben zwar keine Zahl genannt, aber unsere Schätzung auch nicht dementiert. Historischerweise „gehört“ diese Fläche ja einem Brauereikonzern. Interessante Frage, ob die auch diesmal dahinterstecken !? Vielleicht hat @Anton ja was gehört !

  9. In der Pressemitteilung zur Aktion stehen diverse Unterstützer drin. Da ist nix geheim dran. Kann ich hier gerne noch nachreichen: Unterstützer:
    – Molotow™
    – Red Tower Films
    – Pigmentpol
    – blaurock markenkommunikation
    – Lars P. Krause
    – Bandits & Friends
    – Tobias Ritz
    – CUP Laboratorien Dr. Freitag GmbH
    – ROTOP Pharmaka GmbH
    – digitalwert

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