„Es gibt kein ehrlicheres Urteil als das eines 10-jährigen Kindes“, sagt Gregor Brysch. Der studierte Theologe lebt seit über einem Jahr in der Neustadt und arbeitet als Fellow von Teach First an der 102. Grundschule in der Johannstadt. Dort begleitet er zwei dritte Klassen. Er hilft Schüler*innen über Hürden des Schulalltags hinweg. Chancenungleichheit, sagt Gregor, ist ein Problem in Deutschland. „Ob ein Kind einen Schulabschluss bekommt, hängt von Verdienst, Bildungsstandard und Herkunft der Eltern ab.“ Teach First ist ein Programm, das Chancenungleichheit mit dem Einsatz von ausgebildeten Akademiker*innen ausgleichen möchte.
Programme wie Teach First arbeiteten weltweit in über fünfzig Ländern, indem sie Begleiter*innen ausbilden und an Schulen vermitteln. Die Schulen bewerben sich für eine Partnerschaft, indem sie ihre Bedürftigkeit vorweisen. Zumeist handelt es sich um Schulen in sozialen Brennpunkten. Benachteiligungen im Schulsystem ziehen nach sich, dass Schüler*innen ihre Abschlüsse nicht bestehen. „Dadurch sind sie von gesellschaftlichen Prozessen ausgeschlossen“, erklärt Gregor, der seine Arbeit bei Teach First im August 2018 begann. Besonders Schwellen wie der Übergang von Grundschule zu Gymnasium, sind „Sollbruchstellen“, an denen Teach First Fellows (Begleiter*innen) einsetzt.
20 Schüler*innen im Fokus
Die Fellows begleiten abgestimmt mit Lehrer*innen und Eltern Schüler*innen, die Gefahr laufen abgehängt zu werden und den Schritt in die nächste Stufe nicht zu schaffen. Sie helfen, wenn Kinder und Jugendliche dem Lehrplan voraus sind oder dem Lehrstoff nicht folgen können. Um die Arbeit effektiv zu gestalten, werden zwanzig sogenannte Fokusschüler*innen aus den betreuten Klassen ausgewählt, deren Entwicklung Gregor gezielt unterstützt. In Deutschland ist das Programm derzeit in acht Bundesländern tätig.
„Schulanfang“ nach Studienabschluss
Gregor gehört in Sachsen zum ersten Teach-First-Jahrgang. Schon vor zehn Jahren, zu seiner Studienzeit in Münster, landete ein Flyer von Teach First auf seinem Schreibtisch und geriet nicht in Vergessenheit. Gregor setzte sein Studium in Berlin fort und entschloss sich dazu, in Dresden Fellow zu werden. „Der erste Tag war sehr aufregend“, erzählt Gregor. Das erste Mal vor einer Klasse zu stehen und diese zu leiten sei eine Herausforderung gewesen. „Ich habe eine Weile gebraucht um reinzukommen. Es gibt kein ehrlicheres Urteil als das eines 10-jährigen Kindes.“ Gregor lernte außerdem die Flexibilität der Kinder zu schätzen: „Sie verzeihen Fehler und können jeden Tag wieder neu anfangen.“
Gregor musste ein Auswahlverfahren und eine dreistufige pädagogisch-didaktische Qualifizierung durchlaufen, bevor er seine auf zwei Jahre begrenzte Vollzeitstelle als Fellow antreten durfte. Die Voraussetzungen sind ein abgeschlossenes Hochschulstudium, bisher geleistetes soziales, politisches oder kulturelles Engagement und Berufserfahrung oder eine besondere Fertigkeit. In Gregors Fall ist die besondere Fertigkeit Theater. Ab Herbst wird er eine AG an der Grundschule anbieten. Auch ein Piratentag steht auf dem Programm.
Schlüsselerlebnis Selbstwirksamkeit
„Unsere Arbeit besteht darin, den Kindern dabei zu helfen, sich eigene Ziele zu setzen und diese zu erreichen“, sagt Gregor. So erfahren die Kinder Selbstwirksamkeit und sind motiviert, sich für den Verlauf ihrer eigenen Biografie einzusetzen, sie zu gestalten und Freude daran zu haben. Sie lernen selbstständig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Die Begleitung geschieht immer in enger Zusammenarbeit mit der/dem Lehrer*in, die/der Verantwortung für die Klasse trägt.
Das große Ziel von Teach First ist es, ein Initial zu geben und Fellows dazu zu inspirieren, nach den zwei Jahren Fellowship eigene Projekte auf die Beine zu stellen. Gregor nennt als Beispiele das Bildungsfestival in Nordrhein-Westfalen und die Schule Quinoa in Berlin-Wedding. Auch Gregor sieht seine Erfahrungen als essentiell für sein späteres Berufsleben an. „Ich lerne viel über mich und nehme Entscheidendes für mein Leben mit“, sagt er. „Wie verhalte ich mich in Stresssituationen, wie begegne ich auf Augenhöhe, wie gestalte ich gemeinschaftlich Prozesse? Das sind allgemeingültige Erkenntnisse.“
Teach First Sachsen
- Teach First in Sachsen
- Ansprechpartner Torsten Menzel: +49 (0) 176 23 98 93 82
entfernt, beleidigend, diffamierend
Bei einer Trennung von Kirche und Staat, haben Theologen in Schulen so wenig zu suchen, wie irgendwelche „Bw-Info-stände“, egal in welcher Rolle.
„Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat.“ Karl Marx
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