Um fest gebrannten Irrtümern gleich vorweg zu greifen: Der Name des Koch-Kollektivs Lieb et voll wird „liebevoll“ ausgesprochen. Das et ist dem Französischen entlehnt. Damit kommen wir auch schon zum Soßenbinder, der die Truppe zusammenschweißt wie Schnee und Besen: Liebe. Zum Kochen im Allgemeinen, zum Bekochen von größeren Menschenmengen im Besonderen, zueinander sowieso. Lieb et voll ist das Gegenteil zur Küchenschlacht: Alle kochen gemeinsam, jeder darf kosten und alle essen, bis sie satt sind. In Clubs, auf Demos, auf Partys.
Plenum von Lieb et voll, selbstredend in einer Küche: Es gibt gefüllte Teigröllchen und Sekt, viel zu lachen und beim Rückblick auf die gemeisterten Groß-Küchen so manch anerkennendes Kopfnicken in die Runde. Savannah, Valentin, Lilly, Thomas, Mathis, Jarl und Verena gehören zum Kernteam des Kollektivs, das sich im Frühjahr dieses Jahres gründete. Die Vollzeitstudent*innen teilen die Lust, in ihrer Freizeit Essen zu zu bereiten. Die ersten Massen-Verköstigungen bewerkstelligten sie mit der Tolerade und der BRN. Die Ansprüche an das Menü sorgte für rauchende Köpfe und dampfende Pfannen: Ein bisschen mehr als Bocki mit Senf durfte es sein und so kreierte die Gruppe im Fall der BRN über drei Tage hinweg anspruchsvolle vegane Gerichte, die dennoch praktisch im Laufen zu verzehren waren.
Alle wollen am Hexenkessel stehen
Wurzelgemüsesalat, vegane Bratensoße, Krauttopf und Bratlinge waren der Inhalt indischer, mitteleuropäischer, marokkanischer und arabischer veganer Bowls. Dazu konnte aus zehn Toppings gewählt werden. Kommentar: „Alles andere ist langweilig!“ Die kulinarische Energie, die ein Dutzend kochwütiger Verbündeter freisetzt, inspirierte das Team zu größeren Visionen. Edle Dinnerabende, Kochen auf einem Festival, ein eigener Foodtruck. Doch der Weg dahin geht über viele Häppchen und wird gemeinsam geebnet.
„Für mich war das Konzept ganz neu“, sagt Savannah, die ihr Studium nach Dresden führte. Sie sammelte über sieben Jahre durch Nebenjobs Erfahrungen in der Gastronomie und kritisiert die starren, hierarchischen Strukturen. Im Kollektiv ist die Arbeit „Zeit mit Freunden verbringen.“ Mathis: „Bei uns macht jeder, worauf er am meisten Lust hat.“ Die Arbeitsteilung ergibt sich durch Sinnfälligkeit. Besonders begehrt ist das Kochtopfumrühren: „Da fühlt man sich wie an einem großen Hexenkessel“, sagt Savannah.
Zwei Hände voll Salz
An die Dimensionen der Groß-Küche mussten sich alle erst einmal gewöhnen. „Aber jetzt ist das normal“, sagt Thomas und gibt Beispiele: „Ein Päckchen Majoran, zwei Hände voll Salz, 100 Gramm Kreuzkümmel.“ Erlernt haben alle das Pi mal Daumen und durch Gefühl. „Wir haben einfach das Grundrezept mal hundert gerechnet“, erinnert sich Valentin. Grundsätzlich schief gegangen sei noch nichts. Thomas: „Wir können alles retten!“
Einem sektreichen Abend ist die Namensfindung von Lieb et voll zu verdanken. Die überschüssigen Wortspielereien werden den zukünftigen Projekten Namenspate stehen. So winkt am Horizont ein „Lena Meyer-Handbrot“. „Salz und Pfeffi“ dagegen darf in keiner guten Küche fehlen. „Butter bei die Fische“ wurde sicherlich wegen des veganen Ansatzes verworfen, „Snacks in the City“ könnte den geplanten Dinner-Abenden einen kreativen Titel verleihen. „Wir mussten uns dann beeilen mit dem Namen, weil wir Sticker drucken wollten“, erinnert sich Jarl.
Beitrag zum Safer Nightlife
Zwischen Geld oder Liebe hat das Kollektiv letzteres gewählt: „Wir machen keinen Gewinn“, sagt Valentin, der gemeinsam mit Jarl zu den Gründungsmitglieder gehört. „Die Einnahmen reichen, um die Auslagen zu finanzieren.“ Das bringe den Vorteil der Unabhängigkeit mit sich. Ideen zur Kooperation mit der Tafel lagen nahe, wurden jedoch zugunsten der Fantasie in der Küche abgewählt. Die Tafel würde feste Zutatenlisten mit sich bringen, über die die Fantasie der Rezepte des Kollektivs meist weit hinaus geht. Ressourcen werden bei Lieb et voll geschont, indem prinzipiell vegan und nach Möglichkeit regional gekocht wird und nichts in den Abfall wandert. Falls nötig, werden dazu am Ende einer Veranstaltung Portionen verschenkt oder an Foodsharing-Projekte weiter gegeben.
„Wenn jemand richtig Hunger hat, bekommt er von uns immer was“, sagt Jarl. Regelmäßig schenkt das Kollektiv Essen im Snacktor im Sektor aus, weniger häufig im objekt klein a. Zuletzt bekochte Lieb et voll das Kick & Cook. Bei den Durchtänzer*innen ist das Loch im Magen oftmals größer als das in der Schuhsohle. Da kann eine warme Mahlzeit Halleluja-Effekte auslösen. „Kochen ist Caring“, sagt Savannah. „Wir leisten unseren Anteil für ein Safer Nightlife.“
Kochkollektiv „Lieb et voll“
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Gewohnt angenehmer Beitrag von unserer Lieblingsautorin….Wir wollen immer noch ein Kind von Dir !
Aber was zum Teufel ist „vegane Bratensosse“ ??
Ist uns ja egal, wenn ihr den Kaninchen Ihr Futter wegnehmt. aber mal im Ernst !
KKSV…… Kann keine Sau verstehen……
ja, im Ernst, wenn schon Krümelkacken, dann richtig. Braten ist eine Form der Zubereitung und das dementsprechende Produkt hat seinen Namen von eben dieser Zubereitungsart. Dafür braucht man keine Karnickel, sondern ne Pfanne und bestenfalls n bischen Fett.
In Marinade is übrigens auch kein Ozean.