Der November ist revolutionär. Nicht nur die Friedliche Revolution 1989 prägte diesen Monat sondern auch die Revolution 1918, die das Kaiserreich beendete, auch in Sachsen. Am 8. November 1918 übernahmen hier Arbeiter- und Soldatenräte die Macht, der USPD*-Politiker Hermann Fleißner rief am 10. November 1918 im Zirkus Sarrasani die Republik Sachsen aus. Drei Tage später dankte der sächsische König Friedrich August III. ab, angeblich mit dem Satz „Na da machd doch eiern Drägg alleene“.An diese Geschehnisse will nun die Kunstaktion „Zärtliche Republik Sachsen“ erinnern. Schon vor einem Jahr hatte der Theaterregisseur Olek Witt und weitere Künstler*innen mit einer Aktion an die Ausrufung der Republik Sachsen 1918 erinnert. Sie wollten damit ein Zeichen setzen für die aktuell notwendige Ausrichtung bezüglich der Gestaltung von Demokratie und Veränderungsprozessen vor Ort und in Europa.
So wurde die „Zärtliche Republik Sachsen“ ins Leben gerufen – mit dem Bewusstsein, dass respektvolle und menschenwürdige Veränderungen am besten friedlich vollzogen werden. Und dass gemeinsames kreatives und spontanes Handeln Mut macht, für Weltoffenheit und Demokratie einzustehen.
Diese Republik feiert nun ihren ersten Geburtstag oder auch 101 Jahre Republik Sachsen. Die Dresdner Gruppe um die Koordinator*innen Yaelle Dorison und Olek Witt lädt alle Bürgerinnen und Bürger und die Gäste der Stadt ein, am Geburtsort der Republik gemeinsam demokratische und freiheitliche Werte zu feiern. Aus aktuellem Anlass wird auch an die Ereignisse der friedlichen Revolution vor 30 Jahren in Dresden erinnert.
Programm am 10. November
- 15 Uhr Ankommen am Carolaplatz mit Clownin Ciboulette und ihrem mobilen Wohlfühlsalon
- 15.10 Uhr Eine erzählerische Reise durch Demokratie und Revolution mit Jule Richter und Daniela Krabbe
- 15.20 Uhr Zärtliche Tanzperformance mit Katja Bretschneider und Ciboulette
- 15.30 Uhr Performatives Gespräch: „Friedliche Revolution“
- 15.45 Uhr Start Demo mit Musik, Stelzen und Clownerie
- 16.15 Uhr Ankommen am Theaterplatz vor der Semper-Oper – Das Labyrinth der Demokratie
- 16.50 Uhr Finale der Leichtigkeit
Mit der Aktion „Zärtliche Republik Sachsen“ soll die Stadt als künstlerischer, sozialer und politischer Wirkungsraum verdeutlicht werden. Der historische, vom Krieg, Zerstörung und Diktatur
gezeichneter und fast vergessene Carolaplatz wird temporär zum Ort der Verdichtung und Besinnung. Eine Theater-Performance bringt Menschen zusammen: zum Teil angekündigt und verabredet, aber auch zum Teil völlig offen und spontan.
Mit ähnlichen Aktionen soll auch künftig an bekannten und unbekannten Plätzen der Stadt experimentiert und geforscht werden, demokratische Handlungs- und Spielräume ausgelotet werden. Mitmachen kann jeder Mensch.
*USPD – Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, eine zeitweise Abspaltung von der SPD.