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„Du Sale!“ gewinnt Jury-Preis bei Fast Forward

Umarmungen, Jubel und Freudentränen prägten das Finale des Fast Forward Festivals für junge Regie, das am gestrigen Sonntag mit dem Stück „Du Sale!“ zuende ging. Direkt von der Bühne aufs Siegertreppchen stiegen bei der anschließenden Preisverleihung im Kleinen Haus die Darstellerinnen Laëtitia Kerfa aka Original Laeti und Janice Bileu mit ihrer Regisseurin Marion Siéfert.

Dicht gedrängt war es 22:30 Uhr im Kleinen Haus Mitte: Mit viel Applaus und Juchzen ging das diesjährige Fast Forward-Festival der Closing-Party entgegen. Die Preisträger heißen „Vladař“ von Anna Klimešová, „Mikado Remix“ von Louis Vanhaverbeke und „Du Sale!“.

Luise Kropp von der Bürgerjury.

„Vladař“ konnte die Bürgerjury von sich überzeugen und gewann einen vom Kulturhauptstadtbüro 2025 gestifteten vierwöchigen Aufenthalt in Dresden, während dem ein einstündiger Radio-Podcast zum Thema „Neue Heimat“ entstehen wird. Das Stück überzeugte mit „knackige, dichten spannenden Inhalt“ und „tiefgreifender Recherche“, sowie seinem historischen und aktuellen Stoff. Ein weiteres Kriterium, das es erfüllte, war die Einbeziehung des Publikums, so Luise Kropp.

Das Publikum wählte in der neunzehnten Ausgabe von Fast Forward „Mikado Remix“ zu seinem Favoriten, in dem Regisseur Louis Vanhaverbeke die Grenzen der Normalität erforschte.

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Der Jury-Preis schlussendlich ging an „Du Sale!“ aus Frankreich. Das Stück gab zwei Künstlerinnen aus den Pariser Banlieus, Rapperin Laëtitia Kerfa aka Original Laeti und Litefeet-Tänzerin Janice Bileu auf der Bühne Raum. Hochemotional, drastisch und sinnlich war die Inszenierung, die die Lebensgeschichten von Kerfa und Bileu autobiografisch in den Fokus rückt. Regisseurin Marion Siéfert begegnete den beiden jungen Frauen am Centre Dramatique National La Commune in Aubervilliers, einem Theater, das verstärkt Bürger*innen ein Podium bietet.

Begründend wurde ausgeführt: „Dank ihrer aufmerksamen Arbeitsweise ist es Marion Siéfert gelungen, jenseits von Klischees zu operieren. Hier hat man es gerade nicht mit einer Regisseurin zu tun, die sich den gängigen Bildern über Menschen aus Banlieus bedient oder die ihren Darstellerinnen ein vorgefertigtes Regiekonzept überstülpt. Sondern mit einer Theatermacherin, die in der Lage ist, zuzuhören und so einen authentischen Einblick in eine Lebensrealität zu geben, die den meisten Theatergänger*innen unbekannt ist. Das Resultat ist ein Abend, der zwei ausdrucksstarke zeitgenössische Kunstformen, den Rap und den Litefeet-Dance, ins Theater holt. Neu, frisch, wild, radikal und lustig. Mit komplexen Charakteren, voll Schönheit und Brutalität, voll Lebenshunger und Wut auf die bestehenden Verhältnisse.“

Ungläubige Freude beim Team von „Du Sale!“

„Du Sale“, in der Übersetzung „Real Shit!“ überließ die Bühne zwei jungen Frauen und ihrer Kunst. Kerfa, die mit poetischer Brachialität Worte im Zeitraffer zu produzieren scheint verschmolz mit Tänzerin Bileu, die sich ausschließlich nonverbal äußerte, zu einer multisensorisch rezipierbaren Botschaft. Es war das Anliegen der Regisseurin, den Menschen und ihrer Geschichte Freiraum zur Entfaltung zu lassen. So beginnt das Stück im hell erleuchteten Saal, indem Bileu schweigend im Schneidersitz ganz hinten auf der Bühne sitzt und das Publikum fixiert.

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Das Zuschauer-Darsteller-Verhältnis scheint sich in diesem Moment umzukehren. Bileus erster Tanz ist ein Akt der Selbstbefreiung und -ermächtigung. Von Tanzbewegungen wie von Stromstößen durchzuckt, erringt sie mehr und mehr Kontrolle über den Tanz, der sich in ihr eruptiv freizukämpfen scheint. Rhythmus gibt der Performance kein eingespielter Beat, sondern das Geräusch ihrer Schuhe, ihr durch ein Mikrofon verstärkter Atem, das Geräusch ihrer zu Zöpfen geflochtenen Haare, die auf den Körper schlagen.

In Symbiose mit der Stimme von Kerfa, die ihre Gefühle verbal detonieren lässt, ergeben sich katharsische Momente unfassbarer Fragilität und Durchschlagkraft. Bileu scheint zum Medium für Kerfas Emotionen zu werden. Die eine tanzt die Worte der anderen, die ihr wiederum den Takt für ihre Bewegungen geben. Der Zuschauer wird zum Zeugen einer Verständigung in unterschiedlichen Sprachen und damit zum Eingeweihten ein eine verwundete, jedoch ungebrochene Sensibilität.