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Gegen Suffragetten und aufmüpfige Weiber

Frauen dürfen wählen? Frauen können über Männer bestimmen? Frauen dürfen sich bilden? Frauen dürfen …? Ja was denn noch alles? Diese Forderungen nach Selbstbestimmung kamen im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts von den sogenannten Suffragetten aus England in die europäischen Staaten. Das waren Kämpferinnen für ein allgemeines und gleiches Wahlrecht. Die weitergehenden Forderungen der weiblichen Arbeiterschaft nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit und dem Recht auf Freie Wahlen taten ihr übriges.

Auch in Sachsen gab es seit längerem einen Landesverein für Frauenstimmrecht, deren Aktivisten sich recht lautstark in vielen Aktionen Gehör verschafften. Dieser Verein richtete auf der Basis der Sächsischen Gemeindeverordnung in Vorbereitung der Wahlen 1913 an alle Gemeinden die Anfrage, wie viele Frauen denn dort stimmberechtigt seien.

Unter großem Jubel der Redaktion der Dresdner Nachrichten wurde eine Antwort des Gemeindevorstehers aus Malsitz (gelegen an der Spree nördlich von Bautzen; 1936 zu Burk eingemeindet) am 12. August 1913 veröffentlicht, der es diesen „Krawallweibern“ zur Freude der Stammtische und der konservativen Männlichkeiten mal so richtig besorgte.

„Im hiesigen Orte befinden sich keine stimmberechtigten Frauen. Aber dem Fräulein K. (vom Landesverein für Frauenstimmrecht; Anm. der Redaktion) rate ich, sich doch lieber mit dem Strümpfestopfen, Hosenflicken und Suppenkochen vertraut zu machen, denn wenn sie mal heiraten will, kann sie nichts. Im Übrigen, was geht dem Fräulein unsere Gemeindewahl an? Will sie die ganzen Steuern für uns Männer bezahlen? Sonst geht es bei uns immer sehr gemütlich zu. Will sich das Fräulein hier ansässig machen? Ich glaube aber, hier bekommt sie auch keinen Mann, denn die hiesigen Schönen lassen sich auch nicht gerne von den Fleischtöpfen Ägyptens forttreiben. Denn, wie gesagt, bei uns ist es sehr gemütlich, weil sich unsere Frauen nicht mit Politik befassen, das überlassen sie uns Männern, sondern sie kochen den ganzen Tag über ein gutes Essen. Und wenn wir abends in die Kneipe gehen und wieder nach Hause kommen, haben sie auch schon wieder eine gute Tasse Kaffee fertig. Das loben wir und sie sind glücklich. Wenn Sie (gemeint ist wieder das Fräulein vom Landesverein für Frauenstimmrecht) nun dasselbe auch so machen, wird es Ihnen auch gut gehen, aber ein gelahrtes Herr Fräulein Dr. jur. oder dergleichen, wird nimmer eine gute Hausfrau abgeben. Also auch hier gilt das Sprichwort: Schuster bleib bei Deinen Leisten.“

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Wie die Frau des Gmeindevorstehers darauf reagierte ist nicht überliefert. Aber gut möglich, dass des Herren Sonntagsbraten in den nächsten Wochen mindestens halb so köstlich schmeckte.

Amerikanische Suffragetten im Jahre 1915
Amerikanische Suffragetten im Jahre 1915

Unter der Rubrik „Vor 100 Jahren“ veröffentlichen wir in loser Reihenfolge Anekdoten aus dem Leben, Handeln und Denken von Uroma und Uropa. Dafür hat der Dresdner Schriftsteller und Journalist Heinz Kulb die Zeitungsarchive in der Sächsischen Landes- und Universtätsbibliothek durchstöbert.

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