Eine autofreie Neustadt – für eine Woche. Das plant das Zukunftsstadtprojekt „Woche des guten Lebens“ vom 30. August bis zum 6. September 2020. Aber wie soll das funktionieren?
Fällt das Wort autofrei, wird es sofort emotional. Schon allein die Kommentarspalten im Neustadt-Geflüster zeigen es (Neustadt-Geflüster vom 21. November 2019 oder 6. Januar 2020)
Es gibt Stimmen, die das Projekt beschimpfen. Andere fragen kritisch und sachlich:
- Wo sollen die ganzen Autos parken?
- Wie können pflegebedürftige Menschen trotzdem mobil sein?
- Wie sollen die Neustädter Läden beliefert werden?
- Was ist mit Feuerwehr, Krankenwagen, Müllabfuhr etc.?
Diese Fragen müssen geklärt werden. Aber sollte nicht besonders eine Frage im Vordergrund stehen: Wie können Menschen überzeugt werden, das mal auszuprobieren – nämlich Alternativen zum Auto zu wählen?
„Es ist ein Experiment, in dem wir sehen wollen, wie eine Verkehrswende aussehen kann,“ sagt Sindy Berndt. Zusammen mit Judith Kleibs koordiniert sie das Projekt. Und die Verkehrswende wird schon allein durch die von der Bundesregierung gesetzten Klimaziele notwendig sein. Warum also nicht vorher etwas ausprobieren?
Mitmachtreffen diesen Mittwoch
Diesen Mittwoch haben die beiden Projektkoordinatorinnen zu einer zweiten öffentlichen Veranstaltung über die Woche des guten Lebens eingeladen. Knapp 30 Interessierte kamen gestern Abend in die Wir-AG und tauschten sich darüber aus, wie die autofreie Woche gemeistert werden kann.
Sindy und Judith waren über so viele Besucher*innen sehr froh. „Dieses Projekt kann nicht ohne ehrenamtliche Unterstützung laufen“, sagt Sindy Berndt.
„Es ist ein Projekt das nur funktioniert, wenn es von vielen Menschen getragen wird.“
In dem Mitmachtreffen ging es besonders darum, Arbeitsgruppen zu organisieren, die sich mit dem Verkehrskonzept, mit öffentlichen Aktionen und Pressearbeit auseinandersetzen werden. Fast zwei Stunden planten die Teilnehmer*innen. Es entstanden erste Ideen für die Parkraumbewirtschaftung. Auch will man sich mit ähnlichen Projekten in anderen Städten vernetzen, um Probleme gemeinsam zu lösen.
Weiterhin wurde darüber diskutiert, wie der Verkehrsfluss für Krankenwagen oder Mühlabfuhr gewährleistet und trotzdem das Gebiet durch Hindernisse für den motorisierten Individualverkehr abgesperrt werden kann. Auch Aktionen wie ein Einkauf mit dem Lastenrad oder Flashmobs sollen öffentliche Aufmerksamkeit auf das Projekt ziehen. Die Konkretisierung wird aber erst in den nächsten Wochen erarbeitet.
Auch kritische Stimmen kamen zu Wort
Neben dem kreativen Austausch wurden während der Veranstaltung auch kritische Fragen gestellt. Was ist, wenn die Stadtverwaltung das Projekt nicht genehmigt? Denn momentan ist die Aktion von der Stadtverwaltung noch nicht bestätigt worden. Und wie kann es vermieden werden, dass die Parkplätze in den angrenzenden Stadtvierteln nicht überlastet werden?
Judith Kleibs verweist dabei auf eine Diplomarbeit von einer Studentin der TU Dresden. Zwar sei das Verkehrskonzept noch nicht konkret geplant, aber nach den Untersuchungen der Verkehrswissenschaftler*innen gebe es genügend Parkplätze in den Randlagen. „Und vielleicht benötigen ja auch einige Menschen ihr Auto die ganze Woche nicht. Wer sein Auto etwas weiter weg unterbringt, findet genügend Parkhäuser oder ähnliches“, sagt Judith Kleibs.
Was die Genehmigung der Stadtverwaltung betrifft, bleiben die Organisator*innen optimistisch. Die Woche des guten Lebens sei ein städtisches Projekt, was vom Oberbürgermeister Dirk Hilbert unterstützt werde.
Raum für Kritik wird angeboten
Für weitere Kritik bieten Sindy Berndt und Judith Kleibs offene Sprechstunden an. Jeden Mittwoch und Donnerstag können interessierte Personen Fragen stellen oder diskutieren. In den folgenden Wochen gibt es weitere Infoabende für Anwohner*innen und Gewerbetreibende. Auch individuelle Termine können vereinbart werden.
Kommentar: Appell für eine autofreie Woche
Die Woche des guten Lebens ist als ein Großexperiment zu verstehen – vielleicht auch um gewohnte Denkmuster aufzubrechen. Es gliedert sich neben Projekte ein, wie der Aktion Stadtradeln vom Klimabündnis, indem es darum geht, so viele Fahrradkilometer für die Kommune zu sammeln, wie möglich. Auch hier ist das Ziel, alternative Verkehrsmittel auszutesten. Und tatsächlich sieht man in den Stadtradeln-Wochen mehr Menschen mit dem Rad durch Dresden fahren.
Die Woche des guten Lebens heißt eben nicht nur Verzicht. Heißt eine Woche ohne Autos nicht auch seinen Beitrag für etwas weniger menschengemachten Klimawandel zu leisten? Heißt es nicht auch frischere Luft und mehr Sicherheit für alle Straßenteilnehmer*innen? Heißt es nicht auch mehr Gestaltungsfreiraum auf der Straße, mehr Platz für Kinder zum Spielen, mehr Platz für Bänke und Wohlfühloasen, mehr Platz für Ruhe und Vogelgezwitscher? Vielleicht auch mehr Lebensqualität? Natürlich heißt es nicht, Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, das Auto wegzunehmen.
Diese Woche des guten Lebens muss, wenn es funktionieren soll, von vielen Ideen getragen werden. Und auch konstruktive Kritik darf dabei nicht zu kurz kommen, denn niemand soll in der besagten Woche all zu große Probleme haben. Also hier der Appell, es gibt Raum für Kritik – es sei jeder Person selbst überlassen, ihn zu nutzen und gemeinsam Lösungen zu finden.
Bei aller Kritik bitte bedenken, es handelt sich nur um eine Woche.
Informationen zur Woche des guten Lebens
- Die Äußere Neustadt soll zwischen Bischofsweg und Bautzner Straße und zwischen Prießnitz und Königsbrücker Straße für eine Woche für Privat-Autos und Motorräder gesperrt werden. Die Aktion findet unter dem Motto Woche des guten Lebens vom 30. August bis zum 6. September 2020. statt.
- Weitere Informationen: www.wochedesgutenlebens.de/
- Telegram-Kanal
Termine für Interessierte:
- 16. Januar, 11 bis 13 Uhr Infostand am Scheunevorplatz
- 5. Februar, 19 bis 21 Uhr Infotreffen für Gewerbetreibende im Club KwangLee. Achtung Änderung. Neuer Ort: Projekttheater auf der Louisenstraße.
- 26. Februar, 19 bis 21 Uhr Offenes Infotreffen für Anwohner*innen und Interessierte
- offene Sprechstunde: jeden Mittwoch von 16 bis 18 Uhr und jeden Donnerstag von 9 bis 11 Uhr, im BUND-Büro Kamenzer Straße 35
- Fragen, Anregungen oder Terminvereinbarungen sind auch per E-Mail möglich: kontakt@wochedesgutenlebens.de
Und bin ich erster…hoffe doch es kommen noch viele „schöne“ Kommentare.
Habe das Thema erst jetzt bewusst wahrgenommen (Facebook spielt mir zuviele pro Autothemen in meinen Stream), aber habe mir auch mal einen Großteil der Kommentare durchgelesen.
Schade ist, dass ein aus meiner Sicht tolles Projekt, schon vor dem Start zum Scheitern verurteilt wird.
Warum in aller Welt klammern wir uns so an das Auto ? Warum haben die wenigen Autokonzerne uns so fest im Griff, das wir (ich nehme mich da zu einem gutem Teil mit ein) in ihrem Sinne unsere eigene Lebensqualität (und die unserer Kinder) aufs Spiel setzen.
Warum werden DHL Fahrer als unlösbares Problem angesehen, die wiederum das größte Ärgernis im normalen Alltag sind. Weil wir verlernt haben miteinander, voranzukommen. Weil der Gedanke an eine Woche ohne Auto unsere gesamtes Leben beeinflusst, ja unmöglich macht.
Bitte, denkt darüber nach, wie wichtig eine sinnvolle Mitmachkultur, Streitkultur und natürlich Kultur ist. (übrigens weiß ich gar nicht…ob es das Auto schon zum Kulturgut geschafft hat)
In diesem Sinne, bleibt Ruhig, denkt immer darüber nach eure Worte könnten an euch gerichtet sein.
Grüße aus Brießnitz Alex
Bei den Kritikern dieses Projekts hat man den Eindruck, sämtliche Autos sollten auf Dauer aus der Neustadt raus. Es geht hier um eine einzige Woche, ein einmaliges Projekt! Und von wegen, irgendwelche Minderheiten würden hier am Werk sein. Fakt ist: Schon jetzt ist die Äußere Neustadt mit Abstand der Stadtteil mit dem geringsten Motorisierungsgrad.
Eine deutliche Mehrheit hier besitzt KEIN eigenes Auto. Trotzdem ist der öffentliche Raum fast nur im Sinne von Autofahrern gestaltet. Schmale Gehwege, fehlende Bäume, kaum Radbügel, wenig Platz für Außengastronomie – nur damit Autobesitzer ihr Privateigentum hier abstellen dürfen und auch der letzte freie Quadratmeter als Parkplatz dient. Woher kommt dieses Anspruchsdenken von Autofahrern, dass es doch selbstverständlich sein müsse, öffentlichen Grund (der prinzipiell jedem Bürger zusteht) nur für sich nutzen zu dürfen?
Wer meint, ein Auto besitzen zu müssen oder „darauf angewiesen zu sein“, der wird das auch in Zukunft tun können. Der öffentliche Raum aber wird künftig anders gestaltet werden müssen – im Sinne aller, nicht von wenigen. Autofahrern bieten sich immer noch genug Alternativen, etwa Dauerparkplätze in Parkhäusern wie an der Bautzner oder am Diako. Ja, das kostet. Aber wer im Jahr locker Tausende Euro für Versicherung, Steuern, Benzin, Reparaturen und co. bezahlen kann, der wird auch das noch berappen können.
Hallo Alex,
für mich spielen einige, lokale Aspekte eine wichtige Rolle – warum das Auto gerade bei uns für einige unerlässlich ist.
1) Dresden ist ein großer Hochschulstandort – aber leider mit einer überschaubaren Anzahl großer Arbeitgeber. Wenn man die Halbleiterindustrie weglässt, hinzunimmt dass auch viele Maschinenbauer bei uns ausgebildert werden, komme ich zum Schluss dass viele Pendeln müssen (inkl. mir).
2) Die Infrastruktur / Zug ist leider nicht so pralle bei uns, keine Zugverbindung nach Mittelsachsen, kein ICE nach Chemnitz. Da bleibt oft nur das Auto. Letztes Jahr stand ein riesen Artikel in der SZ, dass die Sachsen mit am meisten pendeln in Deutschland. Denn die Lebensqualität ist hier gut.
3) Die Menschen bestellen jeden Mist bei Amazon und co, diese Geiz-ist-Geil-Mentalität verursacht das DHL-Problem. Analog LKW-Verkehr. Bis heute gibt es keine Güterbahntrasse für den Ostdeutschen Raum, deswegen das Autobahnchaos.
4) Die „böse Autoindustrie“ …bedenke, dass Deutschland DAS Pionierland in Sachsen Auto ist (R. Diesel, A. Otto, G. Daimler, K. Benz usw), da ist es normal dass in diesem Land eine so hohe Präsenz herrscht. Jeder 7. Arbeitsplatz hängt von dieser Autoindustrie ab (leider keien Quelle)
Mir geht es nämlich genau so. Ich pendel jeden Tag mit dem Auto (und nehme sogar noch jeen mit) nach Döbeln und hasse es. Ich würde sofort Zug fahren.
Hallo @Anton
wir haben nix beizutragen, wollten aber mal sehen wie wir fettgedruckt aussehen…. ;-)
Herr Hilbert unterstützt das also. Auch in seinem Viertel? Macht er mit, lässt das Auto stehen und nutzt ÖPNV und Rad?
Gerade wurden 150 LKW Ladungen Kunstschnee mit einer Gesamtmasse von gut Eintausendfünfhundert Tonnen von Klotzsche an die Elbe gekarrt.
Konsistente Umweltpolitik.
@bob: 4.500 – 30 Kubikmeter passen auf einen Laster.
@Anton: 4500:30=150
Hallo toni muttermal,
1) Wer in DD studiert muß (und will vllt auch) nicht zwingend auch in DD arbeiten
2) Das ausgedünnte Bahnnetz ist Folge auch einer sehr autoaffinen Verkehrspolitik
3) Das DHL – Problem ist wohl, dass die Postautos den „normalen“ Straßenverkehr behindern? Wenn nicht soviele PKW unterwegs wären, gäb’s das wrschl. so nicht. Und wenn alle Besteller für ihre Ware in die Innenstadt führen, gäb’s wiederum mehr Verkehr. Aber Lieferverkehr gehört auf die Schiene, richtig! Oder ganz vermieden. Hat sich mir nie so recht erschlossen, wieso’s im Supermarkt norddeutsches Mineralwasser und schwäbische Butter gibt…
4) Wielange will man sich in D-Land noch auf seiner blühenden Vergangenheit ausruhen? Davon ab, dass diese Verklärung auch nicht mal die halbe Wahrheit ist…Und Arbeitsplätze? Echt jetzt? Wenn alle laufen müßten, gäb’s mehr Schuster!
5) DD-Döbeln scheint mit Bus und Bahn in der Tat ne blöde Verbindung zu sein. Mit dem Auto ist man allerdings auch ne Stunde für eine Strecke unterwegs. Da lohnt sich schon mal die Überlegung, umzuziehen oder halt den Job zu wechseln. Warum die Allgemeinheit private Lebensentwürfe tragen soll, ist mir nicht so klar.
@Bob: sowohl der erster, als auch dein 2. Einwurf tragen nicht zur Sache bei und sind daher nutzlos, ich kann nicht eine Sache mit einer anderen entschuldigen, da kommen wir nie weiter
@toni muttermal: und genau hier müssen und werden wir ansetzen müssen.
1. Darf es nicht sein, das jeder 7. Arbeitsplatz für die Autoindustrie arbeitet. Diese Industrie gehört zu der am meisten subventionierten Industrie. Das heißt jeder Bundesbürger muss für diese Industrie vom Gemeinwohl abgeben und dabei hat so gut wie niemand etwas davon.
– Autos werden immer teurer
– Parkplätze nicht zu finden
– Tanken/Versicherung teurer
– Straßen immer schlechter
Also wo ist der Vorteil, von all der Ingenieurskunst ? Das was ich brauche hat Volvo schon 1995 auf den Markt gebracht und fährt auch heute noch. Wir hätten uns also seit damals die Innovation sparen können. Gar nicht drüber nachdenken möchte ich, wenn dieses geballte Know-How und dieMittel in einen öffentlichen Nahverkehr gesteckt hätten werden können.
Du beklagst dich ja auch, das du Pendeln musst.
Aber warum sieht es den so aus, das Sachsen pendeln (wir gehören übrigens gar nicht zu den Pendlernationen…die liegen ausnahmslos im Westen der Republik)?
Weil es subventioniert wird, wenn es teurer wäre…würde vielleicht auch in Crimmitschau, Meerane oder eben Döbeln ein schönes Wohnen möglich sein. Aber solange Pendeln so günstig ist und nicht die wahren Kosten (die der Volkswirtschaft entstehen) dafür bezahlt werden müssen, wird sich daran nichts ändern.
Und wir werden immer größere, dichtere, teurere Mega-City´s bekommen…aus denen dann kein entkommen mehr ist, weil ringsrum nichts mehr ist.
Na klar ist das eine Dystopie…aber die ersten Anzeichen dafür sind da und wir haben die Chance hier noch gegenzusteuern. Aber da hilft es nicht immer auf die anderen zu zeigen, die ja auch nichts machen.
Lasst es uns doch probieren. Zurück geht doch immer.
wenn es erlaubt ist…
https://www.mobilegeeks.de/artikel/autofreie-innenstadt-in-amsterdam-kann-man-wieder-blumen-riechen/
so stelle ich mir das vor…und wenn es nur 15% der Straßen in Dresden sind…
@seldon
“ Warum die Allgemeinheit private Lebensentwürfe tragen soll, ist mir nicht so klar.”
Bei einer Teilnehmerzahl von 30 Hanseln bei dem Treffen kann man nun nicht wirklich davon sprechen daß viele Leute dieses Projekt (hust) annehmen, also warum soll die Allgemeinheit diese unausgegorene Idee finanzieren? Merkste was?
@alexander
Dresden kann man nunmal nicht mit Amsterdam vergleichen, ebensowenig Kopenhagen. In beiden Städten ist Radfahren schon seit Jahrzehnten das Fortbewegungsmittel Nr. 1, allerdings gibt es da neben einem besseren ÖPNV auch nachts eben auch keine Südhöhe oder Weissen Hirsch und dementsprechend kein grünes Trikot für den besten Kletterer auf dem Rad )
Es entpuppt sich. Man könnte es interessante Diskussion nennen. Und ja, es ist interessant. Zu erleben, in was für Philosophien und weltfremden Filterblasen manche Leute leben. Darf man auch, ist eines jeden gutes Recht. (Man sollte halt nur auch mal was anderes tun, als in der Marx-Bibel zu schmökern.)
Es entpuppt sich -und hier wird es ungemütlich-, Ebensolche fühlen sich dazu berufen, ihre Ernährer als ein bisschen doof und erkenntnisunfähig hinzustellen, sie zu bevormunden und zu „den richtigen“ Entscheidungen zu zwingen und in ihre Lebensorganisation übergriffig zu werden. Interessant zu sehen, wie als „freiwillige Anwohnerinitiative“ getarnte Aktionen (erinnert an freiwilliges „schöner unsere Städte und Gemeinden“) von hintenrum gesteuert werden. Mir drängt sich der Eindruck auf, die Öffentlichkeits- und Rechtfertigungsarbeit wurde an Artikelschreiber und Kommentatoren ausgelagert. Schönfärberei und Irreführung scheint erstens, wahrheitsnahe Information eher zweitens.
Auf persönlicher Ebene stört es mich immer mehr, dass es zu viele Menschen gibt, die keine Breitschaft und den Reifegrad zu Realitätsakzeptanz und Eigenverantwortung/-versorgung entwickeln. Dazu zählt auch, die eigene Existenz selbst zu erarbeiten, allerdings auf dem „ersten Arbeitsmarkt“ und nicht dort, wo Hobby- und EasyGoing-„Akademiker“ zum Schein via „Arbeits“beschaffungsmaßnahmen von der Arbeitslosenparkbank weggeholt werden. Während andere, tatsächlich lebensnotwenige und gesellschaftsrelevante Branchen mitten im Kollaps befindlich sind. Ja, und eben jene fehlende Bereitschaft verschafft auch noch viel Zeit und Energie, um über die Lebensorganisation fremder Leute zu philosophieren und eine Umorganisation im Interesse der eigenen Egoismen zu erzwingen. Es wäre eine sofortige Korrektur nötig, per Reduktion der Verschleuderung von öffentlichen Mitteln (diese Bezeichnung ist irreführend, es sind enteignete Mittel anderer Leute) als „Fördergelder“. Aber da traut sich die Politik nicht dran.
Viele eher realitätsnahe Menschen erahnen den baldigen Zusammenbruch der Gesellschaft und den Bürgerkrieg schon. Aus verschiedenen Gründen, dieser ist einer davon.
Wo ist die demokratische Mehrheit
für diesen „Menschenversuch“?
Gab es eine Unterschriftensammlung
oder so was oder hat es überhaupt
eine Befragung gegeben?
Entscheidet jetzt die Minderheit von
round about 30 Personen über
den Rest von round about 14950 Menschen, die in der Neustadt leben?
Ganz schön anmaßend und diktatorisch!
Nur um Missverständnissen vorzubeugen:
Bei einer klaren Mehrheit wäre
dieser Versuch an den Bewohnern
der Neustadt legitim.
@Beteiligung: 30+ Leute beteiligen sich aktiv, ein Dutzend meckert hier im Forum. Vom Rest der Neustädter weiß ich nichts. Vielleicht ist es denen egal, vielleicht auch nicht… Keine Ahnung! Und Du kannst genauso wenig in deren Köpfe gucken…
Domakratische Teilhabe heißt eben nicht: ankreuzen, wegducken, alles soll bleiben wies ist, sondern Probleme erkennen, benennen, über Abhilfe nachsinnen und Lösungen erarbeiten. Bestenfalls gemeinsam, meinetwegen auch streitvoll, emotional, aber bitte argumentativ und lösungsorientiert.
Das die Verkehrssituation, so wie sie ist, nicht verbesserungswürdig wäre, kann kaum jmd. behaupten.
Jetzt haben welche angefangen Vorschläge zu machen. Was wollen wir damit anfangen?
@Bildung: Akzeptanz der Realität und Verantwortung übernehmen, genau dass tun doch die Initiatoren. Fakt ist, dass der Verkehr in Dresden, die Situation auf den Straßen, negative Effekte des Individualverkehrs, klimatische Veränderungen… nach Änderungen schreien. Fakt ist, dass ein Weiter so zu Barbarei und Chaos führen, Fakt ist, dass wir auch morgen noch Brot, Luft und Wasser brauchen, rollendes und stehendes Blech nicht wirklich… Wie möchtest Du das denn gern realistisch garantieren?
Warum sollte man die Betroffenen fragen? Das ist doch was total tolles und wurde längst von Leuten beschlossen die gaaaaanz viel Ahnung davon haben was andere Leute wollen und brauchen!
Widerrede ist zwecklos, das wird jetzt so gemacht und alle die das schlecht finden sind eh alte weiße Männer und Nazis!
Ich bin dafür diesen Versuch im Hecht durchzuführen. Von Köbigsbrücker bis Hansastraße, von Bahnhof-Neustadt bis Stauffenberg…und alle Autos die dort rumstehen kommen einfach eine Woche in die Äußere Neustadt. Ist ja nur ein Experiment….
@Probildung: FullACK!
Man sollte die Projektbearbeiterinnen vielleicht einfach mal 2 Jahre nach Rietschen o.ä. versetzen, damit sie auf dem Boden der Tatsachen zurückkommen.
@Seldon: „…dass wir auch morgen noch Brot, Luft und Wasser brauchen… Wie möchtest Du das denn gern realistisch garantieren?“
Am besten so, wie das tausende intelligente Generationen vor uns gemacht haben. Zumindest intelligent genug, um zu überleben und so viel zu hinterlassen, dass du jetzt im Netz über Arbeitsinhalte und Verpflichtungen anderer philosophieren kannst.
Vielleicht bin ich bisschen zu dusslig um zu erkennen, wie die das gemacht haben. Mit Biergärten, Liegenwiesen und philosofiktatorischen Heißluftballons jedenfalls hatte es nichts zu tun. Sicher. Ganz sicher. Ganzganzsicher bin ich mir da.
@Seldon
Eine Demokratie fusst meines Erachtens auf mehrheitlichen Entscheidungen.
Sehr bedenklich, wenn Sie und so manch anderer hier einschließlich der
experimentierfreudigen Damen gar nicht darauf eingehen und zudem die üblichen Phrasen dreschen.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Beteiligten bei einer Umfrage, noch besser, einem Bürgerentscheid, eine Niederlage erleiden würden und dies mit allen Mitteln jenseits eines gesunden Demokratieverständnisses verhindern möchten.
Bei so einer Ignoranz vergeht die Lustigkeit. Verständlicherweise.
Ich fände es gut, wenn bei solchen Vorschlägen erstmal die Lebens-, Einkommens- und Erwerbssituation der/die Vorschlagenden*dinnen (richtig so? ;)) mit dargestellt würde.
Dadurch könnte man sich ein Bild von den (Lebens-)Erfahrungen bzw. den Lebensentwürfen der Protagonisten machen und ihre Intuitionen entweder verstehen oder aber als Gespinne abtun.
Das ist wie beim bedingungslosen Grundeinkommen. Da macht es auch einen Unterschied, ob dazu der „Haste mal einen Euro“-Typ oder der 3-Schichten-Arbeiter seinen Kommentar abgibt.
P.S. Jeder Politiker, von links bis rechts muss auch vor der Wahl vieles über sich preisgeben, damit man die Person besser einschätzen kann.
Also… Ich lebe in der Neustadt und bin kategorisch gegen diesen Unsinn „autofreie Neustadt“
Es ist schön, dass man in Dresden neue Denkkonzepte in Betracht zieht. Als Bewohner des Hechts (und Autofahrer) wäre ich auch sofort für einen solchen Versuch in unserem Viertel – auch wenn das für mich persönlich mehr Aufwände bedeuten würde (Kind, Arbeitsweg, schlechte ÖPNV-Verbindung, Radfahren am Berg). Wenn man in verschiedenen europäischen Ländern gelebt hat, dann setzt man sich fast zwangsläufig mit den Entwicklungen dort auseinander (z.B. Niederlande, Dänemark). Zu Beginn gab es dort auch massive Anfeindungen. Angeblich war alles unmöglich. Heutzutage ist es normal. Die Menschen profitieren von einem besseren Klima, weniger Lärm und Stress, mehr Freiraum und z.B. einer besseren Fitness. Es wäre schön Kinder einfach so spielend auf der Hecht- oder Rudolf-Leonhard-Straße zu sehen (und nicht nur zum Hechtfest). Es ist Zeit die ersten Steps zu machen. @Autoindustrie: Wir haben freie Stellen zu besetzen, stellen gern Umsteiger ein und bilden diese ggf. auch aus. Es gibt viele offene Stellen.
Also ich für meinen Teil habe mir zu dieser Gängelung jetzt schon mal einen Kalendereintrag mit 1 Monat vorher erstellt.
Wenn das wirklich kommen sollte verlasse ich die Stadt auf den Landsitz oder fliege in den Urlaub.
@9-5job können wir gerne noch zusätzlich machen im hechtviertel.
@ichkönnte…. Was denken Sie den wie Amsterdam und Kopenhagen zu Radfahrer geworden sind? Weil man sich konsequent von der damals vorherrschenden Autoaffinen Politik abgewendet hat und es 30 Jahre durchgezogen hat. Hier hat man den knall mal wieder verpasst und jetzt muss dann alles überstürzt erfolgen. (Ist genauso beim co2-Ausstoß und kohleausstieg, das ist auch schon ewig bekannt.) genauso muss man auch endlich mal klar und deutlich sagen das es mit jeden jahr mehr und weiter pendeln nicht weitergehen kann. Wenn man das einfach weiter fördert wird langfristig alles für alle schlimmer.
wenn es sie stört das sie nicht überall hinfahren und parken können, wieso erregen sie sich dann nicht genauso gegen brn, hechtfest und fussgängerzonen im allgemeinen? Außerdem worin besteht denn der Unterschied zwischen keinen Parkplatz finden, weil schon alles voll ist und keinen finden, weil es keinen gibt?
Mein Mantra: das Auto-Parkhaus an der Bautzner Straße über dem REWE-Markt steht meistens mindestens zu ein Drittel leer und sollte besser genutzt werden. Allein auf dem offenen obersten Parkdeck befinden sich circa 50 ungenutzte Stellplätze. Hier sollte die Stadtverwaltung versuchen, gemeinsam mit dem Parkhaus-Betreiber ein attraktives Nutzungskonzept zu entwickeln. Dann können entsprechend dauerhaft Kfz-Stellplätze in den Straßen wegfallen.
Woche des schönen Lebens klingt gut, aber für mich gehört mehr als der Autoverzicht dazu. Z.B. ohne Dreck und Müll auf den Straßen und ohne Angst in der Nacht mal wie zusammengeschlagen und ausgeraubt zu werden. Gerade letzteres ist mir wichtiger, als Autos die im Weg stehen.
@Steffen, wenn du eine entsprechende Initiative auf die Beine stellst, werden wir auch darüber berichten.
Ja, das Klima zu retten ist wichtig und ja, die Zukunft der Stadt ist vermutlich autofrei und natürlich braucht es dafür Projekte.
Ich bin prinzipiell nicht dagegen so eine Woche zu haben und ich glaube das sind viele Kritiker hier auch nicht, das eigentliche Problem ist einfach nur, dass das über die Köpfe der Einwohner hinweg entschieden wurde! DAS ist das Problem.
Wenn irgendwelche Leute meinen für einen ganzen Stadtteil zu entscheiden, dann ist es falsch. Dann kann der Zweck noch so gut sein, wenn jemand für mich entscheidet ohne mich zu fragen, dann bin ich dagegen.
So einfach ist das. Und da könnt ihr noch so sehr dafür argumentieren, es bleibt dabei.
Ich vermisse ein gewolltes Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilehmer. Stattdessen wird es ein immer rüderes Gegeneinander. Ich bin als Bewohner der Neustadt gegen diese autofreie Woche und möchte das vorher eine Bürgerbefragung durchgeführt wird. Mit einer sachlichen, neutralen Fragestellung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine Mehrheit unter den Neustädtern/Innen gibt. Ich fahre nicht nur Auto sondern auch Rad und StraBa+Zug. Aber ich bin 2-3x die Woche auf mein Auto angewiesen und will auch nicht 20Min hinwandern müssen. Sicher. Es gibt verschiedene Interessen. Aber die müssen nebeneinander funktionieren und sollten nicht im Ausschlussverfahren gegeneinander ausgespielt werden. Von einer Radfreundlichen Stadt sind wir Lichtjahre entfernt. Aber das ist nicht die Schuld der Autofahrer. Von einer Autofreundlichen Stadt sind wir mindestens genausoweit entfernt. Der einzige Verkehrsteilnehmer für den es in Dresden richtig gut läuft sind der ÖPNV. Sehr einseitig…. Einseitige Sichtweisen waren noch nie gut…
@Reisekafka: Wie stellst Du Dir eine solche Bürgerbefragung vor?
Für mich stellen sich da folgende Fragen. Wer darf befragt werden? Nur Neustädter*innen? Nur Erwachsene? Oder dürfen auch Gewerbetreibende mit abstimmen, die hier vor Ort ein Ladengeschäft haben. Oder auch Besucher, die evtl. mit dem Auto in die Neustadt fahren, zum Einkauf oder zum Café-Besuch? Ab wie vielen Teilnehmern wäre das Ergebnis den repräsentativ?
Ich erinnere mich gut an eine Bürgerbefragung zum Thema Bierverkauf nach 22 Uhr in Spätshops. Damals hatten sowohl die Linke als auch der Gewerbe- und Kulturverein Umfragen erhoben. Beide kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. (Neustadt-Geflüster vom März 2016). Repräsentativ waren beide nicht.
Die Befragung mit Postkarten gestaltete sich damals als schwierig, da man so nicht in alle Häuser hineinkommt. Die Online-Befragung hat als Problem, dass evtl. Bewohner*innen anderer Stadtteile mit abstimmen. Ein Institut mit einer Telefonbefragung zu beauftragen, würde vermutlich den Kostenrahmen des Projektes sprengen.
Abschließend noch die Frage: Wie stellst Du Dir eine neutrale Fragestellung vor? Ich bin mir sicher, dass es auch zum Thema „neutrale Frage“ unterschiedliche Meinungen gibt.
Immer dieser Vorwurf der Einseitigkeit…Klar muß ggf. auch mal etwas differenziert an die Sache rangegangen werden, aber man sagt doch auch nicht:
„Schlägt sein Kind? Na gut…muß man aber schon beide Seiten betrachten…“.
„Umwelt- und Gesundheitsschäden? Ja schon klar, aber wenn’s doch so bequem ist…“
Niemand ist auf Biegen und Brechen auf’s Auto angewiesen, es gibt vielfältige Möglichkeiten. Davon ab geht’s auch nicht darum, das Auto jetzt und sofort abzuschaffen, sondern eine Woche langmal zu testen, was so ohne Auto geht. Notfalls muß man da etwas weiter zum Fahrzeug laufen (in 20 min bist Du aus der Neustadt schon fast am Hauptbahnhof)…Ist das vielleicht auch mal ne Erfahrung?
@Anton
Dass die Umsetzung einer Bürgerbefragung schwierig ist, ist kein Argument eine Entscheidung darüber hinweg zu treffen.
Oder auf Deutsch gesagt: Das ist das Problem der Veranstalter.
Viktor Ernunft, die Veranstalter können ihre Veranstaltung auch ohne Bürgerbefragung planen, wie sie es ja auch tun. Mir ist auch nicht bekannt, dass in letzter Zeit zu irgendeiner Veranstaltung eine Bürgerbefragung durchgeführt wurde. Durch den Skiweltcup z.B. müssen Radfahrer Umwege fahren, da gab es keine Befragung. Während der BRN ist die Neustadt auch für vier Tage autofrei, da wurde auch niemand gefragt. Wenn irgendwelche Demos stattfinden und den Verkehr behindern, wird auch niemand gefragt.
Ich persönlich würde ne Umfrage gut finden, stelle es mir nur eben sehr schwierig vor, das zu realisieren.
@Anton: Ich finde, du stellst die richtigen Fragen. Darüber hinaus denke ich, dass dieser verkappte „Verein“ (oder was auch immer das ist) mitnichten zu irgendwelchen politischen Entscheidungen legitimiert ist. Somit dürfte sich auch keine Frage bezüglich Mehrheitsverhältnissen (einfache oder 2/3,…) stellen. Es müsste eine einzige Nein-Stimme genügen… Hingegen zu solchen Entscheidungen legitimierte „Institutionen“ sollten sich mindestens an ein paar Gesetze halten.
Es ist eine Frechheit, dass für soetwas Stellen mit Bezahlung aus öffentlichen Geldern geschaffen werden. Und lächerlich wird es, wenn diese entschieden haben, aber selbst nicht wissen wie es gehen soll. Dort sollen dann die Entmündigten „mitmachen“ und erzählen, wie es gehen soll. Eine Frechheit und lächerlich, nicht ernstzunehmend. Es schreit nach Aufstand.
Im Übrigen: Der PKW-Verkehr ist schon mehr als genug eingschränkt worden, aus Rücksicht auf andere Fortbewegungsformen. Es sollte genügen. Es sollte sich die Frage stellen, wie weit mehr noch Gehwege als Biergärten und Werbeflächen missbraucht werden. Darüber wird aber lustigerweise kein Wort verloren. Aber mir solls egal sein. Auch ich habe für Spielplätze, Grünflächen etc. bezahlt. Dann haben wir halt planbare Parkmöglichkeiten für meinen Paketlieferanten, mich, meine und andere. Wenn sich die Kinder lieber auf die Straße schmeißen.
Der Rest ist, wie schon von anderen angesprochen, Nachbarschafts- und Gesellschaftsspaltung. Das Spielen mit irrationalen Ängsten von Abgehängten darüber, etwas weggenommen zu bekommen. Das Heraufbeschwören von Weltuntergangsfantasien. Das Schein-Solidarisieren mit Fremden, um die eigenen Egoismen zu rechtfertigen. Beständige Hetze. Das Radikalisieren der Gesellschaft. Aus der politischen Richtung von… ups.
(Und man sollte wieder dahin zurück, dass Unreife sich um ihr Zeug kümmern, statt den erwachsenen Versorgern Vorschriften zu machen.)
@Viktor Ernunft sagt :11. Januar 2020 um 18:23 Uhr
Absolute Zustimmung!
„Ihr wollt doch alle den Nachtisch zuerst.“