Während andere ihre Jacke bei den warmen Temperaturen ausziehen, machen sich die Langlauf-Sportler*innen warm für den Skiweltcup. Seit Mittwochabend wird das Ereignis am Dresdner Elbufer vorbereitet.
15 Lastwagen waren unterwegs, um die 4500 Kubikmeter Kunstschnee vom Flughafen zu der historische Kulisse am Dresdner Elbufer zu bringen. Dieses Wochenende startet der Cup, aber nicht ohne Kritik. Die Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion ruft zu einer kleinen Aktion am Sonntag gegen den Dresdner Skiweltcup auf.
„Ich finde den Skiweltcup absurd. Warum muss bei 10 Grad plus Schnee produziert werden? Dresden ist kein Skigebiet – also sollte hier auch folglich kein Skiweltcup stattfinden“, sagt Karla Kreuziger von Extinction Rebellion. „Dieser Skiweltcup spiegelt genau wider, wie wir Menschen handeln – nämlich dass wir nicht an die Konsequenzen für die Umwelt denken.“
Christian Bläul ebenfalls von Extinction Rebellion kritisiert: „Dieser Skiweltcup ist nur ein Marketing-Magnet, um die Betten in der Stadt voll zu kriegen. Aber es denkt nicht an die CO2 Emissionen.“
Die Klimaorganisation begrüßt, dass die Veranstalter*innen für die Kunstschneeproduktion erneuerbare Energien verwenden. Trotzdem würden mit dem Skiweltcup zusätzliche und vermeidbare CO2-Emissionen produziert.
„Und das schlimme ist ja auch noch, dass wir mit unseren Steuergeldern diese klimaschädliche Aktion unterstützen.“, sagt Christian Bläul.
Dass die Ökobilanz zwischen Ski-Events in sensiblen Bergregionen und im städtischen Raum weit weniger stark auseinanderdriftet, überzeugt die Klimaorganisation Extinction Rebellion. Angesichts der schneeunsicheren Lage auch in den Bergregionen wie Oberhof oder Oberwiesenthal müsse man sich grundlegendere Fragen stellen – nämlich: Sollten wir nicht angesichts der menschengemachten Klimakrise andere Sportarten wählen, die weniger klimaschädlich sind? Sie schlagen beispielsweise einen Ski-Roller-Cup vor. „Auch wenn das eine andere Sportart ist. Die Besucher*innen kommen bestimmt trotzdem und lassen sich unterhalten“, so Karla Kreuzinger.
Skiweltcup hat auch was Positives
Positiv können die beiden Pressesprecher von Extinction Rebellion dennoch den Sportgedanken dahinter abgewinnen. So begrüßen sie die Vorbildfunktion von Spitzensportler*innen für die Bevölkerung. Aber das gehe eben auch mit einer anderen Sportart.
XR-Aktion am Sonntag
Extinction Rebellion lädt alle Interessierten am Sonntagvormittag zu einer Aktion gegen den Skiweltcup in Dresden ein. Um 10 Uhr treffen sie sich an der Carolabrücke. Sie wollen mit Flyern und Bannern auf die Absurdität des Skiweltcups aufmerksam machen. Und wer trotzdem den Skiweltcup besuchen möchte, könnte ja wenigstens mit dem ÖPNV, zu Fuß oder mit dem Fahrrad anreisen.
Weitere Informationen zu Extinction Rebellion
- Die Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion trifft sich jeden Donnerstag, um gemeinsame Aktionen zu planen und freut sich über neue interssierte Menschen.
- Weiteres siehe Webseite: www.extinctionrebellion.de/dresden/
Nachtrag
Auch die Grüne Jugend hat sich gegen die Veranstaltung ausgesprochen. Sie demonstrieren am Sonnabend ab 12 Uhr an der Neustädter Seite der Augustusbrücke, um gegen das Event zu protestieren.
Nachtrag II
Während des heutigen Skiweltcups am Elbufer hängte Aktivist*innen von „Fridays For Future“ einen
Banner Drop an der Augustusbrücke. Unter dem Motto „Unsere Zukunft – Schnee von gestern“ kritisieren sie damit die Veranstaltung.
„Durch die Klimakrise fehlt nicht nur in Dresden immer öfter der Schnee und das Einzige, was den Leuten einfällt, ist Kunstschnee, dessen Produktion die Klimakrise noch weiter anheizt. Es ist doch absurd tonnenweise Kunstschnee zu produzieren und durch die Gegend zu fahren, während gleichzeitig in Australien riesige Flächen brennen“, so Paul Simeon Pollenske, Mitorganisator.
Der Ski-Zirkus ist nur ein kleines Beispiel, dass mit den z.Z. bestehenden Wirtschafts- u. Gesellschaftssystemen der Klimawandel nicht aufzuhalten ist!
Der grüne Strom muss auch produziert werden, dafür braucht es z.Bsp. Windräder und natürlich auch Stromtrassen etc. Selbst wenn wir davon 100% aus regenerativen Quellen erzeugen würden, wird es also einen Unterschied machen, wieviel wir davon verbrauchen. Solange wir nicht bei 100% Ökostrom sind, verbraucht der Ski-Weltcup Strom, der dann für andere Abnehmer z.Bsp. über Kohle erzeugt werden muss.
Ein Ski-Weltcup in Dresden ist ökologisch unverantwortlich. Die Frage, ob solche Veranstaltungen abseits der Großstädte (also Skigebiete, wo es auch keine Schneesicherheit mehr gibt) noch sinnvoll sind, kann man stellen, aber es rechtfertigt nicht eine solche Veranstaltung hier.
Es ist eine Frage der Zeit, bis diese Sicht mehrheitsfähig sein wird. Allerdings wird damit auch die bittere Erkenntnis verbunden sein, dass wir den heute angerichteten Schaden morgen nicht mehr reparieren können. Wer Kinder hat, sollte sich vielleicht häufiger verdeutlichen, dass es um deren Zukunft geht, die man damit beeinflusst. Auch wenn es nur der so unterhaltsame Ski-Weltcup am Elbufer ist.
2019 hat angerufen und es will seinen Umweltskandal wieder haben.
Die Stadt Dresden spendiert großzügig 300000 € (wie viele Lehrer-, Kindergärtner-, Sozialarbeiterstellen könnten das beispielsweise sein oder andere kommunale Aufgaben damit realisiert werden?), das Land Sachsen den gleichen Betrag aus der Sportförderung, angesichts der Masse ehrenamtlicher Trainer bis in den Leistungssport hinein. Welche Verrenkungen müssen gemeinnützige Vereine teilweise anstellen, um an Fördergelder zu gelangen? Im Naturschutz gäbe es ähnliche Beispiele zu benennen und in vielen anderen Bereichen ganz sicher ebenso.
Ich wünsche allen Rebellen in den Winterferien viel Freude beim Skifahren/Snowboarden in den alpinen Skigebieten! Massive Eingriffe in extrem sensible Ökosysteme, auch künstlich beschneit, An.-Abreise, Energieverbrauch beim Feiern+Wellness,….
Richtig Harry, genau dies sollte auch Jeder(r) für sich sehr kritisch hinterfragen. Auf Youtube gibt es gerade eine neue SWR-Doku „Alpenrausch im Klimawandel“, danach dürfte die Buchung des nächsten Skiurlaubs schon etwas schwerer fallen.
Ähnlich ist es mit Flugreisen, Kreuzfahrten etc. Wer sich da jetzt gegängelt fühlt, kann ja gern mal schreiben, was er dann in zehn oder zwanzig Jahren seinen Kindern sagt, warum es ihm heute so wichtig war und er nicht etwas auch über ihre Zukunft nachgedacht hat. Der Preis für unseren Egoismus wird extrem hoch sein und Jede(r) kann da seinen kleinen Anteil leisten und sei es am Anfang erstmal nur der Verzicht auf den ToGo-Becher am Morgen.
Und der Verzicht auf den ToGo-Becher am Morgen ist dann der Ablass für eine Flugreise nach Südostasien oder Lateinamerika…?!
@Harry Das ist doch sicher ironisch gemeint, nicht?
Wieso wird hier Werbung für eine esoterische Weltuntergangssekte gemacht, deren Symbol ziemlich offenkundig Nazi Runen nachgebildet. Geht’s noch? Gerade in Deutschland müsste so etwas eigentlich eher Beklemmungen auslösen, als das Bedürfnis mitzumachen. Bei aller Sympathie für legitimen politischem Protest, an solcher Stellen ist dann bitte Schluss.
Nein Harry, natürlich nicht. Es war nur das Beispiel, weil ich kurz davor gelesen hatte: „In Deutschland werden stündlich 320.000 Coffee-to-go-Becher verbraucht. Pro Jahr sind es fast drei Milliarden Einwegbecher.“ Leute, dass ist wirklich völlig krank. Ja, es ist so schön bequem, wenn man sich da unterwegs den Becher kauft und nach Gebrauch wegwirft, aber eben auch solche „Kleinigkeiten“ müssen wir abstellen.
Also Harry, keine Skiurlaube, keine Flüge, keine Kreuzfahrten, kein/wenig Fleischkonsum, regionales und saisonales Obst/Gemüse, kein eigenes Auto usw. … dann ist man ziemlich weit vorn dabei. Gibt sicher noch einige Punkte mehr, die richtig was bringen, aber Du siehst, es geht nicht nur um die ToGo-Becher ;-)
Also die Jutta-Dittfurth-Einschätzung das die ne „esoterische Weltuntergangssekte“ sind, kann ich ja noch irgendwie nachvollziehen.
Aber ne Sanduhr im Kreis mit Nazirunen vergleichen. Das sehe ich gar nicht so.
@Stefan E.
Am besten sein Leben gar nicht mehr Leben und genießen.
Extinction Rebellion ist absurd
Ich finde, wir sollten aufpassen, uns nicht sämtlichen Spaß im Leben absprechen zu lassen; gerade bei einer Veranstaltung, die versucht, ökologisch vertretbar durchgeführt zu werden und deren Veranstalter zu Gesprächen über weitere Verbesserungen bereit sind. Am Ende dürfen wir keine Schlittschuhe auf künstlichen Eisbahnen mehr fahren und Schwimmhallen mit warmen Wasser oder Saunabesuche sind auch verboten. Es gibt viele andere Umwelt-Baustellen, die zuvorderst angegangen werden müssten. Außerdem sollte auch mal beachtet werden, was für ein verbindendes Element über Ländergrenzen, Nationen, Religionen etc. hinweg eine solche Veranstaltung hat: Da liefen Russen neben Amerikanern neben Chinesen neben Deutschen neben Schweden neben Franzosen….
@Yuppie: Zu Extinction Rebellion sage/schreibe ich nichts, weil ich mit der Art und Weise, wie man dort auftritt, ein Problem habe. Was aber die eigentliche Aussage der Bewegung bzw. deren Intention betrifft, so kann ich diese durchaus nachvollziehen. Ja, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden sich immer wesentlichere Änderungen für unser Leben ergeben. Und ja, dies wird mit erheblichen Einschränkungen für uns alle verbunden sein, inkl. erheblicher Mehrkosten und vieler Verbote. Je egoistischer wir heute weitermachen, desto schlimmer werden die Auswirkungen für uns alle werden.
@Königin: Und warum können die Wintersportler sich nicht dort treffen, wo Wintersport auch sinnvoll möglich ist? Ökologisch vertretbar ist eine solche Veranstaltung in Dresden nicht durchführbar. Sich darum zu bemühen, reicht leider nicht. Wie schon geschrieben, ist heute wohl eine Minderheitsmeinung, aber warten wir einfach noch einige Jahre ab, dann wird sowas überhaupt nicht mehr genehmigungsfähig sein. Schau Dir doch mal die Webcams aus den Wintersportgebieten in Deutschland an, ohne Kunstschnee ist da praktisch überhaupt nichts mehr möglich.
„Ökologisch vertretbar“ ist eine verharmlosende Bezeichnung der Veranstalter für den Versuch, das mit der Veranstaltung verbundene umwelt- und naturzerstörende Potential zu minimieren, was nicht ausreichend ist. Allein die vielen Lkw-Transporte des Schnees sind problematisch. Und solange es in Deutschland nicht 100 % Windräder gibt, ist die Verwendung von Öko-Strom eine Farce, denn die hier zusätzlich verbrauchten alternativen Energien fehlen an anderer Stelle. Also bitte etwas kritischer sein, bevor man Propaganda von Herren nachbetet, denen es nur um ihren persönlichen Gewinn geht.
Die mit der Veranstaltung verbundenen Probleme sah man auch auf dem Elbradweg. Am Samstag rechtselbisch rücksichtslos schnell fahrende Teilnehmer/innen, die den Rest des Radweges auf schnellen Rollgeräten als Trainingsstrecke missbrauchten.
Auch waren aufgrund der Sperrungen für Fußgänger und Radfahrer die freien Wege voller als sonst.
@Yuppie
Es ist schon ein Genuss anderen Menschen etwas aufzuzwingen was diese nicht haben woll(t)en.
@Königin
Der Veranstalter versucht und ist zu Gesprächen bereit. Welch ein Geschenk.
Was genau hat Schlittschuhlaufen, Schwimmbadbesuche (sofern vorhanden) und Saunabesuche mit dieser Veranstaltung gemein? Sind neben den Chinesen auch Taiwanesen gelaufen?
@Dieter Schmitz: „[…] Was genau hat Schlittschuhlaufen, Schwimmbadbesuche (sofern vorhanden) und Saunabesuche mit dieser Veranstaltung gemein? […]“
…das hat insofern etwas miteinander zu tun, als oftmals mit zweierlei Maß gemessen wir, wenn es um ökologisches (Nicht-)Verhalten und die Kritik daran geht. Auch das jemand zu Gesprächen einlädt gerade weil es massive Kritik an der Veranstaltung gibt, könnte eigentlich mal positiv gesehen werden. Warum man darüber meckert erschließt sich mir nicht.
Warum wird die Strecke nach dem Weltcup nicht für alle anderen freigegeben? Letztes Jahr hat unser Kleiner noch rodeln können bis einer vom Sicherheitsdienst kam und uns verjagte, es wäre Baustelle. Einfach nur traurig. Wir haben alle dafür gezahlt!
Ich war heute auch mit meinem Kind schauen, ob wir nicht etwas rodeln könnte. Die halbe Fläche wurde für Schulklassen genutzt, der Rest war gesperrt. Angeblich ist der Schnee ab Hang schon zu dünn um noch Rodeln zu können. Für die Allgemeinheit ist dann am Freitag zw. 16 und 20 Uhr mal offen, yay, ganze 4 Stunden!!! Weiß man nur auf Nachfrage, steht nämlich nicht im gedruckten Programm. Wenn schon den Schnee dahin kippen, dann auch mal die Dresden drüber sausen lassen, bitte.
Kann irgendwer schreiben, wann ich privat auf die (nun schon existierende) Schneefläche darf? Ich finde keine passende Info im Internet…
Ja, ich finde das Event auch nicht richtig. Dennoch fahre ich gern mal bissl Ski.
oh steht schon im Kommentar. Danke und Sorry fürs Nachfragen.
Auch das sind nachträgliche Legitimationsargumente für die Veranstalter. Also sollte man sich das private Skifahren dort verkneifen. Für den Klimawandel tragen wir alle Verantwortung. Was nicht mehr geht, weil es nicht mehr genügend Schnee gibt, sollte man nicht machen und nicht auf einen Zug aufspringen, der mit (der Natur gegenüber) unlauteren Mitteln für ein Spaß-Event künstlichen Schnee herbeikarrt.
Sehr gutes Argument, Andreas!