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Frostmäuschen Elsa

Dass die meisten Frauen leicht frösteln, sobald die Außentemperaturen die 20-Grad-Marke unterschreiten, der Herbst sich mit Nieselregen einnistet, es vielleicht auch mal wieder Winter mit Eis, Schnee und klirrender Kälte geben könnte, ist hinreichend bekannt.

Hier ein dicker Mantel, da noch ein möglichst handgestrickter und nachhaltig sowie sozial produzierter dicker Schal, diverse Handschuhe und gefütterte Stiefel, aber nicht aus Tierhaut, runden das äußere Bild ab.

Aber auch unter den Männlichkeiten gibt es Wesen, die bibbern bei einstelligen Werten. Nur zeigen sie es selten, um nicht als verweichlichte Warmduscher und unmännlich zu gelten. Ebenso muss es dann in Küche, Bad und Wohnzimmer wenigstens gemütlich warm sein.

Aber warum frieren Frauen leichter als Männer? Ja, ja, ich gebe es zu, dass aus dieser Frage falsche Schlussfolgerungen gezogen werden könnten. Und das hat nichts mit machohaftem Verhalten meinerseits zu tun. Männer haben diesbezüglich einige entwicklungshistorische und genetische Vorteile. Die stammen noch aus den Zeiten, als unsere Altvorderen Jäger und Sammler waren.

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Wir, also der männliche Teil der Menschheit, haben etwa 40 Prozent mehr Muskelmasse. Das war eine Notwendigkeit, um die Strapazen weiter Wanderungen und Jagden zu überstehen. Heute wird diese Muskulatur mit einem fettpolsterigen Bauchansatz umhüllt. Denn der Körper weiß ja nie, ob es nicht mal wieder schlechte Zeiten geben könnte. Also Männer, behaltet und pflegt eure Bäuche.

„Aber was ist mit uns frierenden Frauen?“, höre ich die langsam ungeduldig werdende Leserinnen energisch dazwischenrufen. Damit komme ich wieder zum Anlass dieser Geschichte zurück.

Albertplatz vor rund 100 Jahren
Albertplatz vor rund 100 Jahren
Am 15. September 1913 wandte sich nämlich eine junge Leserin aus der Gegend um den Albertplatz namens Elsa, aus anständigen bürgerlichen Kreisen der sächsischen Residenz stammend, vertrauensvoll an ihre Zeitung, die Dresdner Nachrichten: „Sobald es ein wenig kühl ist, friere ich leicht. Es läuft mir kalt den Rücken hinunter, die Beine werden kalt, vor allem die Füße. Im Gesicht sehe ich ganz erfroren aus und natürlich fehlt auch die rote Nase nicht.“

Man wusste damals nicht, dass Frauen mit weniger Muskelmasse ihre Körpertemperatur aufrechterhalten müssen. Dafür hatte Mutter Natur aber vorgesorgt – mit mehr Fett am Körper! Diese weichen Rundungen sollten für mehr Wärme sorgen. Und warum frieren die Frauen dann trotzdem? Wegen des Schlankheitswahns, so die Zeitung. Kommen dann noch Diäten zum Fettabbau dazu, ist ein frostiges Dasein die Folge, gepaart mit unleidlich sein.

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Und warum friert die holde Weiblichkeit besonders an Händen und Füßen? Auch das hat die Natur so vorgesehen. Ist es kalt, wird alle Energie des Körpers auf die Mitte gelenkt. Und was befindet sich dort? Nein, nicht der Magen, sondern die Gebärmutter. Es gilt, das ungeborene Baby zu schützen.

Und zudem hat sie auch noch dünnere Haut. So viele Ungerechtigkeiten. Wenn sie es könnten, würden Frauen die Natur wegen Diskriminierung verklagen.

Aber zurück zu Elsa. Was könnte sie gegen ihre kalten Füße tun? Zunächst erst einmal sich selbst helfen. „Ich habe schon seit ein paar Jahren mit kalten Brausen, früh Luftbad und Übungen begonnen, leide nun aber an Reißen und Nervenschmerzen. Es zieht mir im Körper herum, heute im Rücken, morgen in den Beinen.“ Deshalb bekam es Elsa mit der Angst zu tun und richtete ein Hilfegesuch an die Redaktion der Dresdner Nachrichten.

„Können die kalten Duschen schaden? Oder könnte ich gar an Arterienverkalkung leiden, weil man bei mir die Adern so sieht? Ich stehe im 34. Lebensjahr und müsste eigentlich die Welt noch umreißen können. Wäre es wohl ratsam, im Winter Wollwäsche zu tragen oder würde ich mich da zu sehr verwöhnen? Von Kind auf war ich eigentlich sehr abgehärtet. Oder könnte unsere Parterrewohnung schuld sein?“

Erst einmal wettert der Redakteur, ein männlicher natürlich, über die Verrücktheiten von Elsa. „Erst jahrelang kalte Duschen nutzen und dann meckern, dass man in allen Knochen Rheumatismus hat.“ Und er rät: „Lass vor allem einmal die Pantscherei (mit dem kalten Brausen) sein. Du bist doch keine Amphibie. Und trage beständig wollene Unterwäsche, im Sommer dünner, im Winter dicker, ebenso wollene Strümpfe. Du wirst dich sehr bald daran gewöhnen und bald innewerden, dass du im Winter weniger frierst und im Sommer die Hitze weniger empfindest. Natürlich darfst du dich nicht in der Wahl, ob dünn oder dick, nach dem Kalender richten, sondern du musst eventuell das Thermometer zu Rate ziehen, weil in unserem sogenannten gemäßigten Klima die unglaublichsten Kontraste an der Tagesordnung sind.“

Dass mit dem Duschen auch die Arterien verkalken könnten, verneinte der redaktionelle Ratgeber vehement. „Was weißt du von diesem Popanz? Deine so sichtbaren Adern sind kein Merkmal dafür.“ Und auch hier gab es guten Rat. „Lass dich lieber einmal genau aufs Herz untersuchen, das mir nicht kräftig genug zu arbeiten scheint, weil du über ständig kalte Füße klagst. Kalte Füße und kalter Fußboden, wie er meist in Parterrewohnungen zu finden ist, reimt sich natürlich auch schlecht zusammen.“

Unter der Rubrik „Vor 100 Jahren“ veröffentlichen wir in loser Reihenfolge Anekdoten aus dem Leben, Handeln und Denken von Uroma und Uropa. Dafür hat der Dresdner Schriftsteller und Journalist Heinz Kulb die Zeitungsarchive in der Sächsischen Landes- und Universtätsbibliothek durchstöbert.

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