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tranquillo

Hüftschwung an der Haltestange

Der junge Mann steht ganz oben. Fast auf der obersten Sprosse einer làngen Leiter. In der Hand einen gelb leuchtenden Lappen. In rhythmischen Bewegungen poliert er die Scheiben des Cafés Schwalbennest. Mir wird schon vom Anblick schwindlig.

Schwalbennest
Schwalbennest – Foto: Archiv
Denn dieses schicke Café reicht über zwei Etagen. Es mögen reichlich zehn Meter bis zum Boden sein. Doch der Mann versteht sein Handwerk und die Scheiben glänzen. Das ist auch nötig, denn hier wird nicht nur hinaus- sondern abends vor allem hinein geschaut.

Mit einem energischen Wisch beendet der Scheibenputzer seine Arbeit und steigt vorsichtig, Sprosse für Sprosse, wieder nach unten. Vielleicht kommt er am Abend wieder und begutachtet sein Werk und das dahinter.

Denn abends, da wackeln hier die Hüften. Nein, kein neues Tanzlokal, wo sich der Bürohengst die Kalorien wegsteppt. Im Schwalbennest dürfen nur ausgesucht gut aussehende Mädchen tanzen – in knapper Bekleidung versteht sich. Eine Stange zum Festhalten gibt es auch, oder soll der Tanz dadurch erotischer wirken?

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Der Herrengruppe neben mir gefällt die Show-Einlage offensichtlich sehr gut, sie klatschen und rufen sich gegenseitig obszöne Wörter zu. Von der anderen Straßenseite haben sie den besten Blick.

Schwieriger wird es für den jungen Mann im Cabrio, der sich eigentlich auf den Straßenverkehr konzentrieren sollte. So muss er erst laut angehupt werden, bevor er mitbekommt, dass die Kreuzung wieder frei ist, und er in die Louisenstraße abbiegen kann.

Die Leute im Café indes sind eifrig bemüht, nicht hinzusehen, vor allem die Herren in Damenbegleitung. Doch verstohlene Blicke gibt es auch auf den billigen Plätzen im Erdgeschoss. Denn die Show steigt im 2. Stock in der gläsernen Ecke, der Außenwirkung wegen. Ebenerdig können die Spontan-Spanner nur ‚mit einem kleinen Fernseher vorlieb nehmen. Nach ein paar Minuten ist die Show vorbei und die laute Herrengruppe zieht davon, die gläserne Nische ist verwaist. Im Café leben die Gespräche wieder auf und die verstohlenen Blicke lohnen nicht mehr.

Nachtrag 2020

Das Schwalbennest, wandelte sich 2010 erst in das Döner-Geschäft Anatolyen, dann in die Sportsbar „Skyline“. Im Dezember 2012 übernahm Ferenc das Café, seitdem heißt es „Eckstein“ und ist vor allem für gutes Essen bekannt. Schwingende Pole-Dance-Einlagen gab es nur in jenem wilden Jahr 2001, aber noch Jahre später erzählen die Leute davon.

Eckstein
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