Was? In Zeiten von Corona demonstrieren? Das geht doch nicht – also diese jungen Menschen – die haben keine Verantwortung! Mal ein paar Wochen ohne Straßenprotest, geht nicht oder was? Wie soll da bitte der Abstand eingehalten werden? Und sowieso – es gibt doch ein Versammlungsverbot!
Alles halb so wild, denn demonstrieren geht auch anders. Das zeigt der Aktionstag „Action Housing Day“, der für diesen Sonnabend, den 28.März angekündigt ist. Eigentlich waren zahlreiche Großdemonstrationen in fast allen europäischen Großstädten geplant, um gegen zu hohe Mieten, Zwangsräumungen und Wohnungslosigkeit zu protestieren. Das Bündnis fordert eine solidarische und ökologische Stadtentwicklung.
Schon zum ersten Aktionstag am 6. April 2019 demonstierten mehr als 50.000 Menschen in 19 Städten für ein Wohnen frei von Profiten. Auch die Dresdner Gruppe „Recht auf Stadt“ hatte zum Protest für diesen Sonnabend auf der Lignerallee eingeladen. Aber nun ist alles anders, und in Zeiten von Corona müssen alternative Mittel des politischen Protests herhalten.
Fenster- und Online-Demonstration
So hängen an mehreren Neustädter Haustüren Plakate – sie rufen zu einem lauten Töpfeschlagen um 18 Uhr auf. Ungefähr zehn Minuten solle man diesen Samstag, den 28.März lautstark gegen Mietsteigerungen vom Fenster oder Balkon aus demonstrieren. Außerdem könne man Plakate und Transparente vor die Fenster hängen
Die Aktivist*innen fordern dazu auf, die vielen kleinen Aktionen zu fotografieren, zu filmen und in den sozialen Medien zu posten unter den Hashtags: #HousingActionDay2020, #Mietenwahnsinn und #togetheragainstcorona. Dabei will das Bündnis auch auf die Corona-Krise eingehen:
„Zusammen mit unseren europäischen Bündnispartner*innen werden wir am Housing Action Day Krach schlagen und unseren Forderungen und unserer Solidarität mit den von der Corona-Krise besonders Gebeutelten Nachdruck verleihen“, kündigt Christina Zeh vom Aktionsbündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn an. „Das Wohnungsthema ist existenziell. Menschen ohne festen Wohnsitz brauchen jetzt schnell ein Dach über dem Kopf und Zugang zu Sanitäranlagen, um sich vor dem Virus schützen zu können. Hier bieten sich leerstehende Hotels und Wohnungen an. Wir brauchen Wohnungen für alle und die sofortige Auflösung von Sammelunterkünften, „Ankerzentren“ oder sonstigen Lagern. Zwangsräumungen müssen abgeschafft werden!“
Politischer Protest ist also auch in Zeiten von Corona möglich. Mal sehen, wie viele Töpfe diesen Samstag zu hören sind.
Forderungen vom weltweiten Bündnis „Action Housing Day“:
- Das „Aktionsbündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn“ will echte soziale Mieten und ein grundlegend anderes Miethöhenrecht. Keine Profite mit der Miete!
- Sie fordern ein Ende von Zwangsräumungen und Wohnungslosigkeit. Housing First in würdevollen Wohnungen und ein einklagbares Recht auf Wohnen!
- Sie fordern den Leerstand zu beenden und dass die Vermietung von spekulativem Leerstand erzwungen werden kann. Besetzungen sollen legalisiert werden!
- Sie fordern echte demokratische Mitbestimmung und kollektive Rechte für Mieter*innen. Das Bündnis will mitbestimmen, was mit unserem Zuhause passiert!
- Sie fordern eine neue Gemeinnützigkeit im Wohnungsbereich, ein Ende der Bodenspekulation, eine Sozialisierung des Grundeigentums, die Vergesellschaftung der großen Wohnungskonzerne. Wohnraum und Boden dürfen keine Ware sein!
- Einen radikalen Kurswechsel in Politik und Wirtschaft: Für eine solidarische und ökologische Stadtentwicklung!
Alle Forderungen finden sich unter: www.housing-action-day.net/forderungen
Informationen zu Action Housing Day
- Das „Aktionsbündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn“ ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Mieter*innen-Initiativen und Recht auf Stadt-Gruppen. Am 28. März 2020, dem Action Housing Day wären unter dem Motto „Wohnen für Menschen statt für Profite“ zehntausende Menschen in ganz Europa auf die Straßen gegangen, um gegen hohe Mieten, Zwangsräumungen und Wohnungslosigkeit und für eine solidarische und ökologische Stadtentwicklung zu demonstrieren.
- Weitere Infos finden sich unter: www.housing-action-day.net/
Bin schon gespannt auf die Nach-Berichterstattung vom Topfschlagen :-)
Also bei mir haben um diese Zeit die Töpfe in der Küche geklappert.
Wer hätte das gedacht: Adidas, Deichmann, Puma und H&M als Vorreiter der Mieterbewegung…
Wie wär’s für den Anfang, wenn alle auf Kurzarbeit gesetzte, Soloselbständige (auch n Wort, das ich bisher nicht kannte), Künstler usw ihre Miete um den Prozentsatz kürzen würden, der ihrem Einnahmeverlust entspricht?
Scheint mir nur fair.
Ansonsten gilt: „Das Wir aber ist Fiktion. Die Pandemie wird in ihrem ökonomischen Impact vor allem die einfachen Lohnarbeiter und zahllose Freiberufler treffen. Die Giganten werden gerettet, zur Not verstaatlicht. (Was… rein gar nichts zu schaffen hat mit der Art Verstaatlichung, die dem Sozialismus vorausgesetzt ist.) Die sich abzeichnende Krise ist umfassend, denn die Prosperität der Sektoren hängt voneinander ab. Arbeit – einer muss es den wertkritischen Sonntagslinken mal sagen – ist keine Erfindung des Kapitalismus. Sie bedeutet Überleben.“
Quelle
Mir ist nicht ganz klar, was man mit solchen Aktionen, die kaum ein Vermieter oder Politiker mitbekommen wird, bezwecken will. Und wenn das jemand hört, wird er eher an Ehekrach oder Häusliche Gewalt in der Coronakrise denken.
Man stelle sich einmal vor, da gibt es eine Aktion mit Trillerpfeifen. Ich höre also einige Leute pfeifen, habe aber als Unbeteiligter (und die will man ja erreichen) keine Ahnung, was es damit auf sich hat. Ich weiß noch nicht mal, ob es eine Aktion für etwas oder gegen etwas ist. Außer genervten Nachbarn hat man null Effekt erzielt.
Klingt irgendwie nach sinnlosem Aktionismus.
..während gar nichts tun, bekanntlich zum Erfolg führt.
Ich wär ja für n konzertierten Mietboykott…
„Wählen geh’n ist auch nur Schrott: Mietboykott, Mietboykott!“
„Hohe Mieten sind nicht gut: dafür kriegt ihr unsre Wut!“