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Crystal an der Ecke

Ein Sonntagmorgen im April 2019, früh kurz vor halb Fünf. Ein Streifenwagen biegt von der Louisen- in die Görlitzer Straße. Der Polizeihauptmeister sieht an der Ecke einen Mann mit Fahrrad stehen. Der kommt ihm bekannt vor. Vielleicht ist das Rad geklaut. Die Polizisten halten an.

Der Mann an der Ecke ist nervös, redet wie ein Wasserfall. Der Polizist fordert ihn auf, ins Licht zu kommen, er will Rad und Papiere prüfen. Seine Kollegin sichert das Geschehen ab. Plötzlich fällt ihr auf einem Mauersims ein kleines gelbes Plastikdöschen ins Auge – das Innere eines Überraschungseis. Verklebt mit schwarzem Klebeband. Auf der anderen Seite der Kreuzung nähern sich zwei Männer, als sie die Polizisten erkennen, biegen sie in die Louisenstraße ab.

Währenddessen hat die Polizistin die Einweg-Handschuhe angezogen. Sie nimmt das Plaste-Ei an sich, öffnet es und sieht weißes Pulver in kleinen Cliptütchen, sieht aus wie Crystal. Die Polizistin sichert die Drogen in einer Plastiktüte. Beide sprechen nun den Mann auf die Drogen-Schachtel an. Gehört ihm nicht, sagt er. Und dann gehen die Aussagen auseinander.

Angeklagter Rico I.
Angeklagter Rico I.
Denn der Mann, Rico I., groß und schwer, 47 Jahre alt, sitzt derzeit hinter Gittern. Am vergangenen Donnerstag hat ein Prozess gegen ihn und Frank H. vorm Landgericht Dresden begonnen. Staatsanwältin Corinna Reinhold wirft den beiden Drogenhandel bzw. Beihilfe zum Drogen-Handel vor. Heute wurden vor Gericht nun die Details zu eben jenem Sonntagmorgen im April vergangenen Jahres erläutert.

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Die Angeklagten wollen sich bislang weder zum Sachverhalt noch zur Person äußern. Die Vorsitzende Richterin Monika Müller hat nun erst einmal mit der Befragung der Zeugen begonnen. Das waren heute die Polizistin und der Polizist, die in der Nähe des Angeklagten dieses Überraschungs-Ei mit Crystal gefunden haben. Als Rico I. vor dem Haftrichter stand, sagte er, ihm wäre das Ei in die Hand geben worden, die Polizisten bestreiten das, das könnt hinsichtlich der am Ei gefundenen DNA-Spuren noch wichtig werden.

Als ein irritierendes Detail stellte sich heute heraus, das dieses Überraschungsei zwar den Weg zur Spurensicherung gefunden hat, jedoch nach der Untersuchung irgendwie abhanden gekommen ist. Immerhin, der Inhalt, etwas mehr als 11 Gramm Crystal, ist noch da.

Im Laufe des Verfahrens wird nun zu klären sein, ob Rico I. nachgewiesen werden kann, dass diese Drogen ihm gehörten. Außerdem will das Gericht noch einem zweiten Fall, bei dem dann auch der Mitangeklagte Frank H. ins Spiel kommt nachgehen. Diesmal geht es um 9,6 Gramm Crystal.

Dafür wird die Richterin noch weitere Zeugen hören. Ein Termin für die Urteilsverkündung steht noch nicht fest.

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