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Reiseveranstalter in der Corona-Krise

Seit 30 Jahren organisieren und verkaufen Frank Schulz und sein Team Reisen in alle Welt. Krisen gab es immer wieder. Schwierigkeiten auch. Aber jetzt ist in der Corona-Krise sein Geschäft komplett eingebrochen und alle Zukunftsaussichten stehen auf wackligen Beinen.

Gestern vorm Sächsischen Landtag. Die Reisebranche hat zur Demo aufgerufen. Ein paar Koffer sind abgestellt. 50 Reisebusse fahren hupend im Kreis und die für den Bereich Kultur und Tourismus zuständige Ministerin Barbara Klepsch (CDU) ist im Gespräch mit den Vertretern der Branche. Sie will sich dafür einsetzen, das Sofortzuschussprogramm des Bundes um weitere Monate zu verlängern und zudem für Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten zu öffnen. Außerdem erklärte sie, dass man in Sachsen an einem Stufenplan zu möglichen Lockerungen im Tourismus arbeite.

Tourismusministerin Barbara Klepsch hörte sich die Forderungen der Branche an.
Tourismusministerin Barbara Klepsch hörte sich die Forderungen der Branche an.

Einer der zwischen den Koffern mit einem Transparent mitdemonstriert ist Frank Schulz vom Neustädter Reiseanbieter „schulz aktiv reisen“.

„Ich will nicht jammern, aber staatliche Unterstützung würde jetzt schon helfen“, sagt er und berichtet von den aktuellen Schwierigkeiten. Allein im April habe er 130 Reisen absagen müssen. Das bedeutet, die Kunden bekommen ihr Geld, ihre Anzahlungen zurück und er muss kämpfen, dass er seine Auslagen von Fluglinien, Hotels und Gästeführern vor Ort zurückbekommt.

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„Manche Airlines geben nur Gutscheine aus, andere sind schon komplett pleite, aber bei allen dauert es“, beschreibt er die Situation. Etwas besser sieht es bei den Unterkünften und Reiseführern vor Ort aus. „Da gibt es langjährige Partnerschaften, da einigen wir uns dann schon irgendwie.“ Verlust macht er aber mit jeder Absage. Insgesamt hat er allein für dieses Jahr schon rund eine halbe Million Euro vorfinanziert. Wie viel er davon wieder zurückholen kann, ist derzeit unklar. Genauso, ob und wann es wieder Reisen ins Ausland geben wird.

Rückhol-Aktionen

Zum Beginn der Corona-Krise war für das Team um Schulz erst einmal eine riesige Herausforderung, alle Reisenden wieder heil zurück nach Deutschland zu bringen. „Die letzten haben wir am 1. April aus Russland zurückgeholt“, berichtet er und schildert an einem Fall im Senegal, wie schwierig sich das zum Teil gestaltete.

Die Kunden hatten einen mehrwöchigen Aktiv-Urlaub in dem afrikanischen Land gebucht. Als sie vier Tage dort waren, erfuhr Schulz, dass der Senegal binnen 48 Stunden seine Grenzen wegen der Corono-Pandemie komplett schließt. „Wir haben versucht einen Rückflug zu buchen, doch fast alle Fluglinien stornierten ihre Flüge. Wir haben dann doch noch eine Flugline gefunden. Nun galt es die Kunden zu überzeugen, dass sie unbedingt das Land verlassen müssen. Die Nachrichtenlage war nicht eindeutig. Schließlich ist es uns drei Stunden vor Grenzschließung geglückt. Am Ende waren sie uns sehr dankbar“.

Frank Schulz demonstriert mit Ray Hartung, einem seiner Reiseleiter, vor dem Sächsischen Landtag
Frank Schulz demonstriert mit Ray Hartung, einem seiner Reiseleiter, vor dem Sächsischen Landtag

Theoretisch hätte er als Reiseveranstalter nun für alle Kosten aufkommen müssen und den Kunden auch noch den Teil der entgangenen Reise ersetzen müssen. „Wir konnten uns da einigen, überhaupt gibt es bei den Kunden gerade viel Verständnis“, schildert Schulz. Eine Versicherung für solche Ausfälle gibt es nicht.

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Sommerurlaub in Deutschland

Schulz will nicht jammern. Klar, eine Unterstützung vom Staat wäre gut. Ob es die gibt und wenn für welche Teile der Branche, ist derzeit nicht abzusehen. Schulz schaut lieber nach vorn. „Wenn wir in diesem Sommer wieder in Deutschland Urlaub machen können, dann kann ich mein Unternehmen retten“, ist er sicher. Dann geht es zurück zu den Ursprüngen von 1990, Reisen in die Sächsische Schweiz oder Paddeltouren durch Brandenburg. Einen Teil seiner Kunden könnte er sicher für einen heimischen Aktiv-Urlaub gewinnen. „Wir werden schnell reagieren, um mögliche Angebote zu organisieren.“

Perspektivisch glaubt er schon, dass sich auch das Reisen verändern wird. „Faires Reisen, wie wir es seit Jahren anbieten, wird einen größeren Schwerpunkt bekommen“, ist er überzeugt. Weil in kleinen Gruppen auch mehr Sicherheit gewährleistet werden kann. Für solche Reisen müssten jetzt die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Der Reiseveranstalter möchte eine Perspektive.
Der Reiseveranstalter möchte eine Perspektive.

4 Kommentare

  1. Da steht sie nun. Die Reisbranche. Und ist betroffen. Sie hat die große weite Welt in Kooperation mit den Fluggesellschaften kleiner, schneller und erreichbarer gemacht. Egal wohin. Es ist ALLES möglich. Die Reisebranche partizipiert direkt von der Globalisierung und fördert diese aktiv. Mit allen Risiken. Sie verdienen ihr Geld damit den Menschen zu ermöglichen zu jeder Zeit an beinahe jedem Ort dieser Erde sein zu können. Sie sind ein Teil des Problems. Der andere Teil des Problems sind die Menschen, die einen persönlichen Anspruch darauf erheben immer und überall auf dieser Welt sein zu können. Eine unheilvolle Symbiose zwischen Anbieter und Nutzer. Ergebnis? Schutzmasken. Ja, ja ich höre es schon…. nicht die Tourismusbranche ist schuld. Die allgemeine Globalisierung ist schuld.
    Dem Virus allerdings ist es scheißegal ob er sich mit einem Touristen oder einem Geschäftsreisenden verbreiten kann.

  2. @Ruben

    Die Globalisierung ist nichts neues, gab es schon im alten Ägypten. Wo wären Städte wie Hamburg heute? Fahren Sie mal zu den Feuersteinfeldern auf Rügen (z. B.). Überall finden sich Orte die, nach meiner Auffassung, es wert sind besichtigt zu werden. Was ein Interesse voraussetzt. Eingelullt von (entfernt, bitte keine Beleidigungen, danke) Kulturdefinierern bleibt nur noch der Weg zurück zum Tier.

    Dies ist nicht nur im Personenverkehr zu beobachten. Auch zur BRN stehen die meisten Besucher Schlange um möglichst viel Alkohol in den (meist) (entfernt, bitte keine Beleidigungen, danke) Schädel zu schütten. Feiern ist Konsum, Urlaubszeit nicht mehr der Zeitraum zur Entspannung, nein, er dient dazu im Nachgang den Nachbarn erzählen zu können wie erfolgreich man ist, nachweisbar durch die letzte Kreuzfahrt. Dass der Kühlschrank leer ist sieht ja keiner.

    Um am Markt bestehen zu können werden Preise kalkuliert die auf den Unverstand von Mitarbeitern zielen. Auf dem You Tube Video sah ich Unternehmer die stolze 1.800 € Brutto (Unternehmeraussage: umfasst 304 Stunden pro Monat) für einen Reisebusfahrer bezahlen, wobei die Lohngelder 20 (in Worten: zwanzig) Tage später bezahlt werden. Das Personal muss dem Unternehmen Darlehen gewähren, und diese Fachkräfte machen dass auch. Da wundere ich mich nicht wenn der ‚Busfahrer`vor seinen Fahrgästen die Bierpulle am Hals hat. So wie das Niveau der Fahrgäste nach unten ging passten sich auch die Unternehmen an. Durch Hungerlöhne und die Selbstverständlichkeit dass der Mitarbeiter Eigenmittel dem Unternehmen zur Verfügung stellt gibt es heute einen Fahrermangel (jetzt nicht mehr Dank Corona). Wo war den da der Korso?

    Nicht der weltweite Handel ist das Problem, es ist das fehlende Element des Sozialen. Die Selbstverständlichkeit dass Schlitzaugen (kein Rassismus, dient lediglich der Deutlichmachung!!!) für uns Herrenmenschen die Drecksarbeit machen und wir dann, großzügig wie wir sind, den Afrikanern unseren Müll spenden. (was deren Lebens?-Situation derart unerträglich macht dass diese heute nach Europa schwimmen)

    Und auch hier, mitten in Deutschland, gibt es Unterscheidungen zwischen den wichtigen Unternehmern (Leistungsträger, oftmals gute Rechenkünstler) und den weniger wichtigen Menschen. Vor wenigen Jahren erst führte eine Verkehrsgenossenschaft Schulungen durch wie man Löhne umgeht! Wo sind diese ganzen Unternehmensberater jetzt? All diese schlauen Leute die alles können (außer Busfahren). Auch die Gewerkschaften haben ihren Teil beigetragen, nicht verhindert dass lächerliche Lohnzulagen in Form von Tankgutscheinen und Mitgliedschaften in Fitnessstudios den Bruttolohn auf das niedrigste senken und somit die Rentenkassen ausbluten.

    Weite Teile dieser Reisebranche verdienen es nicht gerettet zu werden. Wer (seine) Mitarbeiter behandelt wie Vieh und es versäumt Rücklagen zu bilden muss den Weg alles irdischen gehen. Einige (nicht alle, Bitte keine Verallgemeinerungen) der an dieser Aktion Beteiligten zeigten in der Vergangenheit keinerlei Verpflichtung zu sozialen Mindeststandards. Und jetzt sollen die Öffentlichen Kassen geschröpft werden die man selbst meidete wie der Teufel das Weihwasser.

    Geiz ist geil. Ist der Tanz auf dem Vulkan jetzt vorbei, dank Corona?

  3. Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Hausordnung. Es ist durchaus möglich, Kritik sachlich und ohne Beleidigungen vorzutragen. Vielen Dank.

  4. Alles schön und gut aber was hat das mit dem Unternehmen von Frank Schulz zu tun?
    Er hat es gewagt sich selbstständig zu machen, über Jahrzehnte ein Unternehmen aufgebaut, was soweit ich das beurteilen kann immer fair mit seinen Arbeitnehmern umgegangen ist. Soweit es in dieser Branche möglich ist wurde sogar schon auf Nachhaltigkeit geachtet bevor (entfernt, bitte keine Beleidigungen) Gören Freitags die Schule geschwänzt haben…
    Also was genau wird ihm hier vorgeworfen? Etwa daß er arbeitet, Arbeitsplätze geschafft hat, Steuern bezahlt und sogar Geld damit verdient?
    Hoffentlich regnet es bald, am liebsten wäre mir (entfernt, bitte keine Beleidigungen)

Kommentare sind geschlossen.