Neben dem Fettboy ist seit Kurzem eine kleine Galerie ansässig, die Ausstellungsraum, Musikzimmer, Werkstatt und Silbergießerei in einem ist. Der Name Rudato ist doppeldeutig: Zum einen ist er eine Abkürzung der Namen des Künstlers und Musikers Ruben Dario Torres. „Rudo“ bedeutet auf Spanisch aber auch so viel wie roh, unbearbeitet, ungeschliffen.
Ruben Dario Torres zeigt stolz auf „sein neues Spielzeug“, einen Dremel. Vor seiner Zeit fügte er Halbedelsteinen die feinen Rillen zum Einlegen von Silberstreifen mit einer Säge bei. „Alles Handarbeit“, erklärt er. Ruben Torres stammt aus Cali, der drittgrößten Stadt Kolumbiens.
Von Kinderschuhen an Kultur und Kunst
Die Kunst begleitet ihn seit seiner Kindheit: Er besuchte bis er zwölf Jahre alt war das Instituto Popular de Cultura in seiner Heimatstadt. Seine Gruppe arbeitete nach dem Brecht’schen Begriff des „armen Theaters“. „Wir machten alles selbst“, erinnert sich Ruben Torres. Maske, Requisiten, Bühnenbild, Kostüme, Darbietung – alles wurde gemeinsam erarbeitet und mit wenigen Mitteln gestaltet. Improvisation und Kreativität waren die Lebensgrundlage des Theaters.
20 Jahre Straßenkünstler
In den samtenen Präsentationskästen in den Regalen liegen zu 70 Prozent Handarbeiten von Ruben Torres. Ihn freut es, sagt er, dass den deutschen Kund*innen seine handgemachten Ringe, Kettenanhänger und Ohrringe besser gefallen als die professionellen Schmuckstücke aus seiner Heimat. Nach seinem Schulabschluss wurde Ruben Torres Künstler und Percussionist. Er reiste umher und arbeitete etwa zwanzig Jahre lang auf der Straße. Immer neue Orte, neue Menschen. Während wir sprechen, biegt er aus Aluminiumdraht meinen Namen als silbernen Schriftzug, elegant verziert mit einer Schnecke.
Auf der Straße war es auch, wo er der Mutter seines ersten Kindes begegnete. Ruben war begeistert von ihrer Jazz-Stimme und fragte, ob er sie mit seiner Trommel begleiten dürfe. Aus dem gemeinsamen Musizieren wurde Zusammenarbeit: Die Sängerin stammte aus Deutschland und arbeitete in Cali in einem sozialen Projekt für ehemalige Kindersoldaten der Guerilla. Ruben inszenierte kleine Theaterstücke und musizierte mit den Kindern. Schließlich folgte er der Einladung nach Deutschland und kam nach Leipzig.
Künstler ohne Dokument
Von dort ging es aufgrund der Ausbildung seiner Frau nach Dresden. „Ich bleibe wegen meiner Kinder hier“, sagt Ruben Torres. Es sei nicht leicht als lateinamerikanischer Künstler auf diesem Pflaster. Nicht nur die Mentalität, auch Behörden und Vorschriften stellen ihn regelmäßig vor Herausforderungen, sagt er. In Kolumbien absolvierte er zahlreiche Ausbildungen – bekam jedoch dafür nie ein Dokument ausgestellt. Hier in Deutschland kam er als Künstler an, wurde jedoch als solcher nicht gleich anerkannt.
„Arbeit findest du als Latino in der Gastro, als Reinigungskraft oder auf dem Bau.“ Ruben fand in Dresden einen Job als Putzkraft im Hostel Kangaroo. Hier öffnete sich schließlich ein Türchen. Er übernahm die künstlerische Gestaltung vieler Wände im Hostel und machte so einen Schritt auf die heutige Galerie zu.
Hier lehnt am Arbeitstisch seine Gitarre. Als Percussionist begleitete er nicht nur die Band Macondo-son (im Video zu sehen auf der BRN 2011), sondern war auch Teil des Dresdner Trios Trijazzico. In Rudato steckt das spanische Wort „rudo“, was roh, unbearbeitet bedeutet. Eine Anspielung auf seine Existenz als empirisch gewachsener Künstler ohne Dokument, als „ungeschliffener Diamant.“ Mit Rudato hat Ruben einen Ort gefunden, an dem seine vielseitigen Interessen zusammenfließen. Seine Partnerin Jenny Junge unterstützt ihn dabei.
Galeria Rudato
- Bautzner Straße/Rothenburger Straße neben Fettboy
- Montag bis Freitag 15 bis 20 Uhr, Sonnabend 16 bis 20 Uhr