Im November 2019 startete die Sanierung der – von der Neustadt aus betrachtet – linken Seite der Carolabrücke. Die 1971 fertig gestellte Brücke ist besonders an den nicht befahrbaren Rändern, den Brückenkappen, stark beansprucht. Um Rad- und Fußweg zu dennoch zu verbreitern, kommt ein neuartiges Material zum Einsatz.
Carbonbeton heißt der Stoff, der breitere Geh- und Radwege auf der Carolabrücke möglich macht. Das Institut für Massivbau hat es entwickelt.
„Es steht die Aufgabe, ausreichend breite und sichere Geh- und Fahrradwege zu bauen. Dafür reicht der vorhandene Brückenquerschnitt nicht aus. Allerdings ist es aus statischen Gründen nicht möglich, die Brückenkappen mit herkömmlichen Baustoffen breiter als bisher zu bauen. Deshalb setzen wir auf Carbonbeton. Dieses neuartige Material erlaubt es, den Geh- und Radweg von 3,60 Meter auf 4,25 Meter zu verbreitern“, erläutert Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain.
Dazu arbeitet die Landeshauptstadt Dresden eng mit dem Institut für Massivbau der TU zusammen.
Wiederaufbau wurde begonnen
Die Sanierung des sogenannten Brückenzuges A hat am 11. November 2019 begonnen. Damit die Brücke auch während der Bauarbeiten von Radfahrern und Fußgängern genutzt werden kann, wird die Maßnahme in zwei Bauabschnitten durchgeführt.
Mittlerweile hat der Wiederaufbau der Brücke begonnen. Die Dichtungsschicht im Bereich des Geh- und Radweges ist bis auf wenige Anschlüsse komplett eingebaut. Ebenso sind bereits die die neuen Fahrbahnübergänge auf dem gesamten Brückenzug montiert.
Seit Anfang Juni verbreitern Bauleute mithilfe von Fertigteilen den neuen Geh- und Radweg um 65 Zentimeter. Die Vorbereitung des Untergrunds für den neuen Aufbau gestaltete sich aufwändiger als angenommen und verzögerte den Bauablauf. Wegen erheblicher Geometrieabweichungen an der alten Brücke musste eine Ausgleichsschicht auf der gesamten Brückenlänge aufgebracht werden.
Carbonbeton wird erstmals eingesetzt
„Für die Bewehrung werden die neu entwickelten Baustoffe Carbonbeton beziehungsweise Basaltbeton verwendet. Im Gegensatz zur üblichen Eisenbewehrung kann dieses Material aufgrund der Tatsache, dass es nicht rostet, mit einer viel geringeren Betonüberdeckung eingebaut werden. Damit lassen sich Rissbreiten minimieren und die Haltbarkeit des Bauwerkes verbessern“, erläutert Dr. Robert Franke, kommissarischer Leiter des Straßen- und Tiefbauamts.
„Carbon- und Basaltbeton kommen erstmals bei der Sanierung einer Großbrücke zum Einsatz. Damit werden wertvolle Erfahrungen für die Anwendung unter regulären Baustellenbedingungen gesammelt. Mit der TU Dresden haben wir einen Partner vor Ort, mit dem wir ganz neue Wege der Brückensanierung beschreiten können“, so Schmidt-Lamontain. Erste Erfahrungen bei der Verarbeitung dieser Materialien brachte die Betonage eines Probestückes im Maßstab 1:1. Beim Zerlegen des Probestückes konnten Experten die tatsächliche Lage der Bewehrung kontrollieren. Verborgen im Inneren der Brücke schreiten die Arbeiten zur Betoninstandsetzung und Erneuerung der Entwässerungsleitungen voran.
Erster Abschnitt soll im Oktober fertig sein
In den nächsten Wochen werden die Fertigteile weiter verlegt und die neuen Borde am Fahrbahnrand eingebaut. Es folgen die metallische und nichtmetallische Bewehrung und die Betonage des gesamten Kappenbereiches. Anschließend werden Geländer und Beleuchtung montiert. Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt sollen bis Oktober 2020 abgeschlossen sein. Danach folgen die gleichen Arbeitsschritte im zweiten Bauabschnitt auf der Fahrbahn.
Wegen der Verzögerungen im ersten Bauabschnitt verschiebt sich die Gesamtfertigstellung ins Jahr 2021. Ein genauer Zeitpunkt lässt sich noch nicht abschätzen, weil der Baufortschritt stark witterungsabhängig ist, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt.