Baukräne gehören zum Dresdner Stadtbild mittlerweile genauso dazu wie der Goldene Reiter. Hinter seinem Rücken gibt es nun neben der Sanierung Augustusbrücke eine weitere Baustelle.
Dort steht das sogenannte Blockhaus. Es wurde ab 1732 errichtet, um zunächst die Neustädter Wache unterzubringen und später Wohn- und Verwaltungszwecken zu dienen. Seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg erfüllte es Funktionen als Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, Veranstaltungsort, Gaststätte und Verwaltungssitz.
Vom Wachgebäude zur Kunststätte
Diese Karriere fand 2013 durch das Hochwasser eine jähe Unterbrechung und erhält nun neuen Aufschwung: Das Blockhaus soll zukünftig das Archiv der Avantgarden beherbergen.
Hinter der Bezeichnung Archiv der Avantgarden (AdA) verbirgt sich eine umfangreiche Sammlung aus verschiedenen Strömungen der Avantgarden aus dem 20. Jahrhundert. Die zahlreichen Dokumente und Kunstwerke unterschiedlicher Gattungen zeichnen das Bild einer Epoche, die neben ihrer Ästhetik vor allem für eine gesellschaftliche Vision steht.
Auch für die Zukunft gibt es eine Vision: Als ‚Lebendiges Archiv‘ soll das Blockhaus offen sein für alle, wie die Kultusministerin in einer Pressemitteilung erklärt. Es soll ein Ort für Ausstellung und Forschung geschaffen werden, außerdem sind verschiedene Veranstaltungen geplant.
Exklusive Umzugspläne
Das AdA basiert auf einer Schenkung des Sammlers Egidio Marzona an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und befindet sich momentan im Japanischen Palais. Die Umzugsarbeiten sind jedoch bereits in vollem Gange.
Um langfristig eine angemessene Residenz für die Sammlung zu schaffen, schrieb der Freistaat Sachsen einen Architekturwettbewerb für die Neugestaltung des Blockhauses aus. Gewonnen hat ihn ein Entwurf des Berliner Architekturbüros Nieto Sobjano Arquitectos.Dominieren wird das Gebäude ein schwebender Betonkubus, den vier Dachbalken tragen. Um ihn herum sind die Räume fließend und lichtdurchflutet konzipiert.
So entsteht schon durch die Linien eine klare, aber exklusive Schlichtheit, die durch die Farbgestaltung in weiß und grau noch unterstützt wird.
Die historische Fassade des denkmalgeschützten Hauses soll hingegen möglichst authentisch restauriert werden.
Auf dem Weg zur neuen Gestalt
Und so kommt es, dass ebendiese Fassade momentan alles ist, was vom komplett entkernten Gebäude noch steht. Der Anblick erinnert in diesem Zustand an eine antike Ruine.
Durch die Fenster ist der blaue Himmel zu sehen – ausnahmsweise in beide Richtungen.Die Fertigstellung der neuen Heimat der Avantgarde ist für 2022 geplant.
Dann darf man am Goldenen Reiter statt Baustellenfahrzeugen Tag für Tag Kulturinteressierte beobachten. Bleibt zu überlegen, wie der Fürst, der vom Absolutismus träumte, einer so freigeistigen Strömung im wahrsten Sinne des Wortes gegenübersteht. Vielleicht gibt er sich ja mal einen Ruck und dreht sich um.
Hallo Elisabeth,
endlich mal frischer Wind in diesen düsteren Gemäuern.
Schöne Beiträge.
Lass Dich bloss nicht vom großen Meister verheizen…