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Bühnenbilder und Kopfkino

Ein Mann steht vor einem Propeller, der ihn um das Doppelte überragt. Um ihn herum ein Gerüst aus Holz. Durch die Lücken fällt Licht, das sich in Streifen auf den Boden ergießt. Die Konstruktion sieht in etwa aus wie eine Mischung aus einem riesigen Flugzeuggetriebe und einem Schiffsinnenraum.

Jenůfa: "Landschaft mit Mühle" mal ganz anders
Jenůfa: „Landschaft mit Mühle“ mal ganz anders

Tatsächlich handelt es sich um das Modell des Bühnenbilds zu der Oper Jenůfa. Es ist eines von zehn Modellen des Bühnenbildners Martin Fischer, die in den nächsten Wochen im Dresdner Societaetstheater zu sehen sind.

Die Vergangenheit der Zukunft

Ursprünglich sind die Exponate Teil einer größeren Ausstellung, die anlässlich des 60. Geburtstags ihres Urhebers in der Kloster- und Schlossanlage Dargun gezeigt wurde. „Utopische Archäologie“ war der Titel, unter dem insgesamt 60 Bühnenbilder und Zeichnungen des gebürtigen Dresdners präsentiert wurden.

Ich bin das Volk: skurriles Bühnenbild für einen skurrilen Titel
Ich bin das Volk: skurriles Bühnenbild für einen skurrilen Titel

Die paradoxe Idee, die sich dahinter verbirgt: Räume schaffen, die aussehen wie die mögliche Vergangenheit der Zukunft. Räume, welche die Geschichte, die in ihnen spielt, schon hinter sich haben. Räume, die mögliche zukünftige Entwicklungen der gegenwärtigen Welt zuspitzen, sinnlich und haptisch erlebbar machen.

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So erklärt Martin Fischer die Gedanken, die seiner Arbeit zugrunde liegen. Die Patina, die die Modelle in teilweise fast vierzig Jahren angesetzt haben, passt gut dazu.

Ein eigener Film für jede Betrachtung

Die Idee, die Ausstellung nach Dresden zu holen, stammt von Brit Magdon, die die künstlerische Programmleitung des Societaetstheaters innehat. Sie hat sich durch die Resonanz des Theaterparcours inspirieren lassen. In dessen Rahmen ist ihr aufgefallen, wie gern und lang Menschen vor Modellkulissen verweilen.

Denn eine Bühne ohne Stück gibt nicht nur eine, sondern hunderte von denkbaren Handlungen her: die Fantasie lässt in der Vorstellung jeder Person einen eigenen Film abspielen. Das macht die besondere Anziehungskraft der Miniatur-Bühnenbilder aus.

Richard III: Drama zwischen steilen Holzwänden.
Richard III: Drama zwischen steilen Holzwänden.

Die Ausstellung lädt ein, sich dieser Anziehungskraft hinzugeben. Dass es dabei – anders als beim Parcours – kein Zeitlimit gibt, hilft zusätzlich beim Träumen, ebenso wie die Platzierung, die ein Herumlaufen um die Objekte ermöglicht. Eine gekonnte Umsetzung des Konzepts „Lebendiges Museum“.

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Jenseits der Faszination, die von den Modellen ausgeht, ist auch ihr Schöpfer nicht ohne Bezug zum Haus. Er war schon bei dessen Wiederaufbau und -gründung dabei und arbeitet mit Regisseur*innen zusammen, die dort inszenieren.

Sehenswert statt Sommerloch

Die Sommerpause des Societaetstheater ab 16. Juli wird mit dieser Ausstellung also alles andere als öde. Vorgestellt werden unter anderem Bühnenbildmodelle aus Shakespeares „Othello“, Brechts „Mutter Courage und ihre Töchter“ und Camus „Die Gerechten“.

Daneben gibt es im Garten Veranstaltungen des Sommertheaters: einen Aufritt von Sax Royal und regelmäßige Darbietungen eines Gastspiels von Michael Hatzius sowie des Programms von Bodecker & Neander.

Utopische Archäologie – Bühnenbildmodelle von Martin Fischer

  • 16. Juli bis 16. August im Foyer des Societatestheaters
  • Dienstag bis Sonnabend 15 – 18 Uhr sowie 2 Stunden vor Beginn des Sommertheaters
  • www.societaetstheater.de