Farben, Landschaften und Lebewesen jeder Art an Häuserfassaden. Galerieschaufenster gefüllt mit fantastischen Welten oder Formen, auf Papier oder Leinwand gebannt.
Die Neustadt ist großzügig mit Kunst bestückt, wofür sie schließlich auch berühmt ist. Deutlich weniger bekannt sind die Gesichter dahinter.
Tauschgeschäfte und Kulturbotschaften
Ein paar davon werden aktuell in einem neuen Projekt des Kultur Aktiv e.V. vorgestellt. Es trägt den Namen LebensBILD. BioGrafische Begegnungen. Und was draufsteht, steckt auch drin: Begegnungen, Bilder und Biografien.
Da sind zum einen die Biografien der Dresdner Künstlerinnen, die beim Projekt mitmachen. Liane Hoder erzählt, wie sie als Kind im Lotto Geld für Stifte gewann und schon in der Schule Bilder gegen Hausaufgaben eintauschte. Heute ist sie erfolgreiche Graphic Recorderin.
Annette von Bodecker, die Mitgestalterin der Fassade der 15. Grundschule auf der Görlitzer Straße ist und die hauptsächlich Kinderbücher illustriert, teilt ihren Bezug zum Orient und ihr märchenhaftes Atelier mit den Teilnehmerinnen.
Yini Tao berichtet aus ihrem Heimatland China und wie sie ein Stück davon in die Neustadt trägt. Im SHUDAO-Studio auf der Kamenzer Straße erklärt sie das Prinzip von Yin und Yang und lädt ein, sich mit Tusche am Malen von Naturmotiven und Schriftzeichen zu versuchen.
Begegnungen mit Tiefgang
Das alles: Szenen aus verschiedenen Atelierworkshops von LebensBILD. In den anderen Veranstaltungsformaten geht es mehr um die Biografien der Teilnehmenden: Tandemsitzungen bringen je eine Künstlerin mit einer Frau zusammen, die eine Geschichte aus ihrem Leben erzählt. Später wird jede Geschichte zu einer professionellen Illustration im Comic-Stil verarbeitet; die dabei entstehende Sammlung ist so facettenreich wie ihre Erzählerinnen, die aus ganz unterschiedlichen Ländern nach Dresden gekommen sind.
Auch in den Begegnungscafés und Biografieworkshops kommen Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen, um sich über verschiedene Themen auszutauschen und sich zum Zeichnen inspirieren zu lassen. Eventuelle Sprachbarrieren werden durch ehrenamtliche Dolmetscherinnen überbrückt.
So schafft das Zusammenspiel aus lustigen und berührenden Geschichten, überraschend entdeckten Gemeinsamkeiten und dem schönen Gefühl, kreativ zu sein, eine ganz besondere Atmosphäre, der auch der Corona-obligatorische Abstand nichts anhaben kann.
Mission Inspiration
Wer bei den nächsten Veranstaltungen Teil davon sein will, ist eingeladen, sich über die Website vom Kultur Aktiv anzumelden. Der kleine Verein mit Sitz auf der Bautzner Straße stellt seit nunmehr achtzehn Jahren kulturelle Projekte auf die Beine. LebensBILD ist ein Gemeinschaftswerk mit der freien Projektmanagerin Verena Böll und den Künstlerinnen Nazanin Zandi und Elena Pagel, die schon seit einiger Zeit regelmäßige Comic-Kurse geben.
Zusammen haben sie das Projekt entwickelt, das noch bis Dezember Menschen zusammenbringen und inspirieren möchte. Viele Termine spielen sich in der Neustadt ab, in verschiedenen Ateliers oder dem Stadtteilhaus. Aber auch andere Viertel werden in Kooperation mit dortigen Vereinen einbezogen. Am Jahresende wird eine Ausstellung der entstandenen Werke in verschiedenen Standorten der Stadtbibliothek zu sehen sein. Bis dahin gibt es noch reichlich Gelegenheit, sich zu der einen oder anderen bioGrafischen Begegnung anregen zu lassen.
Super tolles Projekt. Gerne mehr davon.