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Filmfest 2020 feierlich eröffnet

Filmhappen statt TV-Zappen: Das 32. Filmfest Dresden ist am Dienstag in der Schauburg gestartet. Die Corona-Regeln sorgten für lichte Flecke auf dem roten Teppich und im Foyer, doch die Cineast*innen wussten das lang ersehnte Ereignis zu feiern.

Ein so dichtes Gedränge wie die vergangenen Jahre herrschte aufgrund von Corona nicht beim Filmfest 2020. Foto: Philine
Ein so dichtes Gedränge wie die vergangenen Jahre herrschte aufgrund von Corona nicht beim Filmfest 2020. Foto: Philine

„Wer braucht schon einen Goldenen Löwen, wenn es einen Goldenen Reiter gibt?“, frotzelt Moderatorin Jenni Zylka auf der Bühne des Sergio-Leone-Saales. Und: „Heißt es nicht auch das Venedig der Elbe oder so ähnlich?“

Der Atmosphäre bei der Eröffnung waren die aufreibenden, bangen letzten Monate anzumerken, aber auch die Erleichterung und der Stolz darüber, das 32. Filmfest mit 338 Kurzfilmen und 31 Sonderprogrammen im September zu stemmen.

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Gleich zweifacher Applaus lockte im dunklen Kinosaal den Trailer herbei, der wesentlich stiller und monochromer daher kommt als der von 2019, dessen sanfter Arien-Gesang jedoch perfekt zur Untermalung der auf die Bühne gerufenen Redner*innen geeignet ist.

338 aus 2900 Filmen ausgewählt

Eine feierliche Stimmung durchflutet den Saal beim ersten Streifen von Ludovic Houplain, in dem das Publikum rückwärts über die Autobahn des Kapitalismus rast und eine hinterlassene Ölspur und ein Feuerzeug die Zukunft in Vergangenheit verwandeln. Das Schauern lag nicht nur am Inhalt, sondern, wie Jenni Zylka richtig feststellt, am endlich wieder zelebrierten gemeinsamen Erleben von Kino.

Blick in den Kinosaal zur Eröffnung des 32. Filmfestes Dresden. Foto: Philine
Blick in den Kinosaal zur Eröffnung des 32. Filmfestes Dresden. Foto: Philine

Die verschiedenen Jurys haben bis Sonnabend die große Aufgabe, aus allen 2900 eingesendeten Filmen die 338 ausgewählten zu sichten und zu küren.

Verleihung des Bastel-Awards

Die bei der Eröffnung präsentierten Appetit-Häppchen machten Lust auf mehr. Abschiedsschmerz als Laufmasche, das Gefühl von Heimat in gehortetem Ramsch, die Pracht und Energie des Lebens jenseits des Smartphone-Displays. Kurz, einprägsam, experimentell vollbringen es die Kurzfilme, Sinne und Gedanken anzuregen. Ein Gefühl wie ein kühles Glas Wasser nach einer staubigen Wanderung.

Henriette und Elisabeth bastelten den schönsten Award. Foto: Philine
Henriette und Elisabeth bastelten den schönsten Award. Foto: Philine

Die erste Preisverleihung ging unterdes bereits über die Bühne. Corona war die Zeit des Bastelns und das Filmfest prämierte den gelungensten selbst gebastelten Film-Award. Dieser ging an Henriette und Elisabeth, die einen Beutel mit Preisen und Gutscheinen abräumten.

Froh, es bis hierhin geschafft zu haben

Sebastian Hecht und Annekatrin Klepsch würdigten in ihren Grußworten das Engagement, die Flexibilität und den Mut der Organisator*innen und Filmemacher*innen. Sylke Gottlebe wagte eine zaghafte Prognose: „Wenn es dem Kurzfilm als Impulsgeber für den Langfilm wieder besser geht, geht es womöglich mit dem Langfilm auch wieder bergauf.“

Ticketing, Hygieneregeln, Umdisponierungen, Planungsunsicherheit verlangten Filmschaffenden und Orga-Team einiges ab, zumal die Planung des nächsten Filmfestes bereits anlaufen musste.

Hat gemeinsam mit Sylke Gottlebe die Leitung des Filmfests 2020 inne: Anne Gaschütz. Foto: Philine
Hat gemeinsam mit Sylke Gottlebe die Leitung des Filmfests 2020 inne: Anne Gaschütz. Foto: Philine

Die Leitung teilt sich Sylke Gottlebe dieses Jahr mit Anne Gaschütz. Das Resümee: „Jeder Tag der Planung war ein Wagnis. Wir sind froh, es bis hierher geschafft zu haben.“

Übertragung des Filmfestes via Live-Stream

Das diesjährige Filmfest läuft als Hybrid. Es wird als Internet-Live-Stream übertragen, damit internationale Gäste zuschauen können, denen die Einreise nicht möglich war. Auch in Corona-Zeiten bekennt sich das Filmfest zur Branche und zu den vielfältigen Spielstätten.

Annekatrin Klepsch bei der Eröffnung des Filmfests 2020. Foto: Philine
Annekatrin Klepsch bei der Eröffnung des Filmfests 2020. Foto: Philine

Annekatrin Klepsch: „Der Kurzfilm greift auch unangenehme, schwierige Themen auf, macht aber auch Mut. Er eröffnet damit wichtige Diskurse.“

Ein Fokus: Trauma

Eine Reihe des diesjährigen Festivals wurde schon vor zwei Jahren zu Ehren des Filmemachers Omer Fast beschlossen. Sie nähert sich auf vielfältige Weise dem Thema Trauma an. Raum bekommt z.B. die Frage, wie explizit Gewalt in Medien dargestellt wird und wie Bildsprache von Gewalt erzählen kann, ohne Menschen zu retraumatisieren.

„Wir hätten nicht gedacht, dass das Thema in diesem Jahr so unerwartet globale Bedeutung erlangt“, stellte Sven Pötting fest, der die Reihe gemeinsam mit Jelena Ilić gestaltet.

Das Filmfest Dresden 2020 ist an Tagen kürzer als seine Vorgänger, aber das Programm ist nichtsdestotrotz ein Bufett. Die Freiluft-Variante auf dem Altmarkt findet wie immer kostenlos statt und wer aus Platz-Begrenzungsgründen eine Vorstellung nicht sehen kann, sei getröstet: „Das nächste Filmfest ist bald.“ Nämlich im April.

32. Filmfest Dresden, 8. bis 13. September

  • Trailer und Programm zum 32. internationalen Kurzfilmfest
  • Spielstätten: Schauburg, Thalia, Programmkino Ost, Neumarkt
  • Homepage, Instagram
  • Tickets können ab sofort online oder an den bekannten Vorverkaufsstellen erworben werden
  • Preisverleihung der Goldenen Reiter am 12. September 2020, 20 Uhr in der Schauburg