Der Branchenverband der Dresdner Kreativwirtschaft „Wir gestalten Dresden“ (WGD) hatte heute zu einer Kreativwirtschaftsradtour eingeladen. Auf dem Tourprogramm standen in der Neustadt ein Club, eine Agentur und ein Hosen-Designer.Zum Auftakt gab es im Objekt Klein A an der Meschwitzstraße eine Podiumsdiskussion. Thema: die Zukunft der Kultur- und Kreativwirtschaft mit besonderem Blick auf die coronabedingten Probleme der Branche. Mit dabei Olaf Becker, der Theaterleiter des Boulevardtheaters, Felix Buchta vom Club Objekt Klein A, Martin Fiedler von der Design-Agentur neongrau und Stefanie Rostoski von der Filmproduktionsfirma ravirfilm. Die Projektkoordinatorin des Verbandes, Carolin Gerlach, moderierte die Runde.
Wie wichtig diese Branche ist, verdeutlichte die Moderatorin gleich bei der Einleitung. Jährlich wird in der Kultur- und Kreativwirtschaft allein in Dresden rund eine Milliarde Euro erwirtschaftet (Vergleiche Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht Dresden – PDF). Damit sei sie eine der wichtigsten
Branchen in Dresden.
Umgang mit der Krise
Die Erfahrungen mit der Krise sind sehr unterschiedlich, während Designer Martin Fiedler die Krise für eine Introspektive nutzte, um dann gestärkt mit klarem Blick in die Zukunft zu schauen, brachen Stefanie Rososki vor allem Werbe-Aufträge aus der Wirtschaft weg. „Da war es gut, dass wir breit aufgestellt sind“, sagt sie und berichtet, dass durch Corona auch einige neue Aufträge hinzukamen. So entstanden zum Beispiel virtuelle Führungen für Unternehmen, die sonst mit Besucherverkehr arbeiten.
Für Olaf Becker waren die massiven Einschränkungen ab Mitte März ein Schock. „Wir waren auf einer Erfolgswelle, hatten 600 Veranstaltungen im Jahr und dann ab 15. März komplett geschlossen“, berichtet der Chef des Boulevardtheaters, dass sich komplett selbst finanziert, im Gegensatz zu den großen Theatern, die mit überwiegend von Steuergeldern leben. „Der Schock war so groß, da haben wir viel Zeit verplempert“, sagt er rückblickend. Dann galt es die Kosten zu minimieren und neue Wege zu finden. So gab es die Shows des Theaters nun auch im kostenpflichtigen Livestream. Und eine der besten Ideen war dann das Open-Air-Theater in der Jungen Garde.
Felix Buchta, der sich neben dem Objekt Klein A auch noch im Dresdner Clubnetz engagiert, sagte, dass die Krise ja gewissermaßen schon vorher da war. Corona habe die Innovation angetrieben, so gab es nun Tanztheater im Club, dazu Filme und Biergarten. So einiges davon könne auch nach einem Ende der Krise Bestand haben.
Kreativquartett vorgestellt
Nach der Talkrunde zogen die Beteiligten weiter zu einem Gespräch mit dem Amtsleiter der Wirtschaftsförderung, Robert Franke, in die benachbarte Kreativagentur Cromatics. Dort wurde auch das ganz neu aufgelegte Kreativwirtschaftsquartett präsentiert. Das Quartett wurde von WGD gemeinsam mit der Integrations- und Ausländerbeauftragten und der Dresdner Wirtschaftsförderung realisiert und dient dazu, Kreativwirtschaftsunternehmen und -orte in Dresden kennenzulernen. Auf 32 Karten werden 32 Kreativunternehmen und -orte aus Dresden vorgestellt.
Anschließend zog die Kreativ-Radtour weiter zu Ruttloff Jeans und dann in die Tenza Schmiede nach Johannstadt. Im Kraftwerk Mitte gab es im Co-Working-Space „Neonworx“ eine Abschlussveranstaltung.
Transparenzhinweis: die Textwerkstatt Dresden (Betreiber des Neustadt-Geflüsters) ist Mitglied im Branchenverband „Wir gestalten Dresden“.