Heute Vormittag wurde auf dem Dresdner Alaunplatz eine kleine Tafel eingeweiht. Eine Infotafel, ein Prototyp für ein barrierefreies Leitsystem in städtischen Grünanlagen. Mit dabei waren Jan Blüher Inklusionsnetzwerk Sachsen und Joachim Müller vom Verein barrierefreies Dresden. Halina Starkloff vom Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft und Manuela Scharf, die Beauftragte für Menschen mit Behinderung der Stadt Dresden weihten die Tafel schließlich ein.Jan Blüher war begeistert. Der seit mehr als 20 Jahren komplett blinde Mann sagte, dass er mit der Tafel einen sehr guten Eindruck von dem Park bekomme. Immer wieder ließ er seine Finger über die Tafel flutschen, die mit sogenannten Braille-Zeilen und erhabenen Buchstaben ausgestattet ist. Auch für Rollstuhlfahrer gibt es Informationen zu Hindernissen wie Steigungen und Stufen. Das größte Hindernis für den anwesenden Rollstuhlfahrer Joachim Müller war jedoch die Tafel selbst, denn die ist aktuell zu hoch angebracht. „Da ist was schief gelaufen, das wird noch korrigiert“, erklärte Frau Starkloff.
Auftakt für mehr Tafeln dieser Art im ganzen Stadtgebiet
Von diesem Malheur abgesehen, freut sie sich aber, dass es mit dieser Tafel ein Auftakt für ein stadtweites Info-Tafel-System geben soll.
Der neue Plan steht direkt am Marktplatz am Bischofsweg und ist ein Baustein zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Handlungsfeld Mobilität und Barrierefreiheit. Mit einer taktilen Linie quer über den Gehweg können ihn Blinde direkt vom Markteingang aus finden. Mit dem Prototyp soll erprobt werden, wie sich die Nutzbarkeit des barrierefreien Informationssystems im Alltag bewährt.
Der Alaunplatz wurde als Modellprojekt für das erste barrierefreie Informationssystem für Dresdner Freianlagen ausgewählt. Der Park bietet dafür gute Voraussetzungen. Er ist in weiten Teilen barrierefrei, in anderen schwer zugänglich und mit einer barrierefrei nutzbaren Toilettenanlage ausgestattet. Zunächst wurde ein Schema für Informationen in Parkanlagen entwickelt und analysiert. Welche Informationen zum Park können dargestellt werden? Was ist nicht darstellbar und was muss wie stark abstrahiert werden? Im Ergebnis entstanden zwei Modelle – mit einem taktilen Plan und einem visuellen Plan, der auch vom Rollstuhl aus optimal nutzbar sein soll.
Die Weiterentwicklung zum Prototypen erfolgte in Abstimmung mit der Deutschen Zentralbibliothek für Blinde, Mitgliedern des Planungsteams und Taktile Studios, einem Spezialbüro für Barrierefreie Systeme. Es entstand ein kombiniertes System. Dieses ist taktil nutzbar für blinde Besucher*innen, gut lesbar auch bei leichten Sehbeeinträchtigungen und kann ebenfalls vom Rollstuhl aus genutzt werden.
Planungsstart war das Semesterprojekt “Intermediale Aspekte“ 2017/18 von Studierenden der Fakultät für Gestaltung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden. Von Beginn an gab es eine fachkundige Beratung durch den Blinden und Sehbehinderten Verband Sachsen BSVS e. V., den Verband der Körperbehinderten der Stadt Dresden e. V., das Büro der Behindertenbeauftragten und das Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt Dresden. Die Projektleitung liegt beim Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft.
Die Gesamtkosten für die Entwicklung des Systems, für Prototyp und Aufstellfläche liegen bei 22.250 Euro. Die Finanzierung wurde durch das Büro der Behindertenbeauftragten der Landeshauptstadt Dresden ermöglicht.
Lasst mich raten: zugemalt und zugeklebt in 3-2-1 … In ein paar Tagen macht es wahrscheinlich keinen Spaß mehr, die Tafel mit den Fingern zu lesen.
Ich würde mal spätestens Weihnachten als Termin ansetzen, ab wann man nichts mehr auf der Tafel lesen und fühlen kann…