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Premiere: Blut am Hals der Katze

Cie.Freaks und Fremde feierten am Freitag im Societaetstheater mit Rainer Werner Fassbinders Stück „Blut am Hals der Katze“ Premiere. Auf der Bühne agieren zehn Charaktere – aber nur zwei von ihnen atmen.

Phoebe Zeitgeist versteht die Sprache der Menschen nicht, obwohl sie ihre Vokabeln gelernt hat. Foto: André Wirsig
Phoebe Zeitgeist versteht die Sprache der Menschen nicht, obwohl sie ihre Vokabeln gelernt hat. Foto: André Wirsig

Sie suchen nach Worten und sich selbst, die armen, verletzten, eitlen Menschen. Der sadistische Polizei-Macho, der masochistische Alt-Chef, die selbstverliebte Prostituierte, die ernüchterte Feministin, die trauerlose Witwe taumeln, streifen und irren durch die Großstadt mit ihren Lichtern und dunklen Nischen. Sie fordern brutal Zärtlichkeit, klagen andere für ihre Fehler an, ergeben sich hingebungsvoll ihren Peinigern. Den Rahmen für Fassbinders Betrachtungen ist das ebenso faszinierende wie peinliche Szenario einer extraterrestrischen Betrachtung der menschlichen Spezies.

„Lieber fett als arm“

Die außerirdische Forscherin Phoebe Zeitgeist ist zur Erde gereist, um eine Reportage über die Demokratie der Menschen zu machen. Phoebe versteht die Menschen nicht, obwohl sie deren Vokabeln gelernt hat … Wie alle anderen Figuren in der Inszenierung ist Phoebe eine Puppe. Als stumme Beobachterin mit Astronautenhelm verfolgt sie die Dialoge. Nach dem Ende jeder Szene zieht sie (Kurz-)Schlüsse aus den Gesprächen. Aus den von ihr mit Siri-Stimme rezitierten Glaubenssätzen ergibt sich eine tragikomische, aufschlussreiche Collage, die vom menschlichen Streben nach Idealen und ihrer nur mangelhaften Verankerung in der Realität zeugt: „Lieber fett als arm … Da ist der Wunsch der Vater des Gedankens … Wer lieb ist, kann auch bös‘ sein.“

Druck erzeugt Unterdrückte. Szene aus "Blut am Hals der Katze". Foto: André Wirsig
Druck erzeugt Unterdrückte. Szene aus „Blut am Hals der Katze“. Foto: André Wirsig

Ungemütlich ist sie, die Drauf- und Einsicht in die Vergeblichkeit menschlicher Anstrengung. Und gleichzeitig anrührend, vertraut und aufschlussreich.

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„Jeder, der Augen hat, schaut“

Der Stoff ist ein bedrückender. Triebe und Getriebensein, körperliche Nähe durch Schläge, mit Duldsamkeit erstickte Träume, Ausweglosigkeit auf dem Höhepunkt der Karriere. Die Umsetzung mit lebensgroßen Puppen lässt die Charaktere noch mehr als Statist*innen in ihrem eigenen Leben erscheinen.

Doch gerade in dieser Theaterform liegt auch ein tröstliches Moment: Innig werden die Figuren Sabine Köhler und Heiki Ikkola gehalten, geführt, gestoßen. Sie leihen ihnen Stimme und Augen, verleihen ihnen Tiefe und Ausdruck und helfen, wo es Not tut, mit Körperteilen aus.

Wo die Puppen auf der Bühne zusammenbrechen, liegt in Mimik und Gestik der Spieler*innen Verständnis, eine Frage oder die nötige Prise Verwunderung, um das Drama verdaulich zu machen. Belebte und unbelebte Körper verschmelzen in einem komplexen Zusammenspiel, zu dem Ton und Bild auf der Bühne eine dichte Atmosphäre weben. Es beweist sich: „Jeder, der Augen hat, schaut.“

Immer wieder entwickeln die Puppen – beabsichtigt und unbeabsichtigt – ein Eigenleben und treten in Beziehung zueinander. Die obligatorischen  Premierenblumen reichen Sabine Köhler und Heiki Ikkola selbstverständlich an die in sich gesunkenen Puppen weiter.

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Es ist der rabiate Motorrad-Officer in Cowboystiefeln, der nach dem Schlussapplaus auf den Bühnenboden knallt und damit ein letztes Mal an diesem Abend die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er scheint allein für den Sturz gemacht zu sein. Hinter seinem schwarzen Visier bleibt es leer.

Blut am Hals der Katze – Figurentheater im Socie

  • nächste Vorstellungen am 28. und 29. Oktober, 20 Uhr