Für viele Jahre öffnete der Adventsladen an wechselnden Orten im Viertel für einen Monat lang sein Türchen – bis seine Ära 2013 endete. Fünf Künstlerinnen beleben ihn im Kunsthof neu. Gastgeberin ist die U.R. Galerie.
Der Advent ist da, die Türchen öffnen sich. So hat es auch Ulrike Rüttinger gehalten und fünf Künstlerinnen eingeladen. Einen Monat lang ist im Nebenraum der U.R. Galerie in der Kunsthofpassage der Adventsladen aufgeploppt.
Gut für die Motivation
Das Konzept existierte bereits zwischen 2004 und 2013 in der Neustadt, erzählt die Porzellan-Künstlerin Susanne Petzold. In der Adventszeit wurde ein kleiner Raum angemietet und mit lokalem Kunsthandwerk bestückt. Irgendwann war es schwer, einen geeigneten Raum zu finden. Der Aufwand war hoch, andere private und berufliche Ziele stellten sich in den Vordergrund.
Durch Corona erlebt der Adventsladen eine Renaissance. „Alle Weihnachtsmärkte fallen aus“, sagt die Schmuck-Designerin Dorit Schubert. „Wir möchten uns zeigen. Die Einrichtung des Ladens ist auch gut für die eigene Motivation.“
Mit im Boot sind die Schmuckdesignerin Anke Hennig, das Keramikatelier Susanne Engelhardt und die Papierkünstlerin Saskia Bach. Unter den Kolleginnen kennt man sich seit Jahren von Künstlermessen oder aus direkter Nachbarschaft. So entstand die Idee, das Geschaffene auf engstem Raum gemeinsam zu präsentieren.
Ulrike Rüttinger nimmt Abschied
Platz dafür ist im Nebengelage der U.R. Galerie, weil Textildesignerin Ulrike Rüttinger Dresden verlässt. Sie zieht ins Allgäu. „Der Ruhestand ist lange geplant und ich freue mich auf meine künstlerischen Projekte jenseits von Öffnungszeiten“, sagt sie strahlend. „Jetzt stehen neue Aktivitäten im Vordergrund.“ Peu á peu hat sie ihre Galerie leerer werden lassen und sich auf den Abschied zum Jahresende vorbereitet.
Eine der letzten Ausstellungen in diesem Jahr war „A Tulip is a Tulip is a Tulip“ gemeinsam mit Argali Filzkunst. Zu betrachten waren fünfzig textile Gestaltungen von Europäerinnen mit je einer handgestickten Tulpe von afghanischen Frauen. Bis zum 23. Dezember läuft noch die Abschlussausstellung: „Das Glück im Leben hängt von den guten Gedanken ab.“
Eine Nachfolge für die U.R. Galerie steht schon fest: Shudao, das Studio für chinesische Kultur, wird von der Kamenzer Straße in den Kunsthof ziehen.
Robuste Blüten, Porzellan wie Konfekt
Es regt sich also, in den weiß getünchten Räumen des einzeln stehenden Gebäudes mitten im Kunsthof. Zu ihrem Eröffnungstag hatten die fünf Frauen des Advents-Ladens alle Hände voll zu tun. „Am Sonnabend haben wir angefangen einzuräumen“, sagt Dorit Schubert. Ihr Schmuck, wie Blütenkapseln und Kokons, wirkt hauchzart und ist doch überraschend robust. „Es sieht ganz anders aus, als es sich anfasst“, sagt die Designerin über die Stücke, die sie aus Angelschnur und Draht klöppelt.
Ähnlich fragil wirken die in sich verdrehten, federnden Ketten von Anke Hennig. Sie werden mit einer Häkelgalonmaschine hergestellt und sind ebenfalls entgegen ihrer zierlichen Optik von Rollkragenpullovern und umgewurschtelten Schals so schnell nicht unterzukriegen.
Wie Sahneeiskonfekt sehen die Sushi-Bänkchen aus Porzellan von Susanne Petzold aus, moosgrün leuchtet das Geschirr von Susanne Engelhardt. Eigenwillige Held*innen und Engel aus Papier stellt Saskia Bach aus: „Ich lasse meine Kunst für mich sprechen.“ Sie ist für gewöhnlich auf Märkten im Westen Deutschlands unterwegs und gibt Corona bedingt ein seltenes lokales Intermezzo.
Der Adventsladen ist heuer aus der Not geboren – aber vielleicht ist das ja ein Aufbruch in die nächsten Jahre …? Man werde sehen, sagt Susanne Petzold. Zuerst einmal hoffen die Frauen auf einen ertragreichen Monat in der Kunsthofpassage.
Adventsladen in der UR Galerie
- Kunsthofpassage, Hof der Metamorphosen, 01099 Dresden
- 1. bis 23. Dezember 2020, Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Sonnabend 10 bis 16 Uhr