Seit Mitte September ist die Königsbrücker Straße um einen kulinarischen Anlaufpunkt reicher. Im schmalsten Laden der Straße hat ein syrisches Restaurant eröffnet. Der Name: „Opas Haus“.
Das im Volksmund als „Damaskuserlebnis“ beschriebene Ereignis, welches das eigene Leben ähnlich eines „Aha-Erlebnisses“ verändert, ist hier ganz einfach zu haben. Man muss nur eintreten.
Ein Name, der Neugier weckt
Bei einer Tasse Tee und Baklava komme ich mit dem Inhaber Ali Alomayer ins Gespräch. Es ist nicht mein erster Besuch, denn schon seit der Eröffnung lockten bunte Luftballons und die Neustadt-Gerüchteküche in den kleinen Laden – jetzt habe ich endlich die Gelegenheit, nach der Herkunft des ungewöhnlichen Restaurantnamens zu fragen. Ali erzählt, dass in Syrien das deutsche „Essen wie bei Oma“ als „Essen wie in Opas Haus“ bezeichnet wird.
In seiner Heimatstadt Damaskus gebe es außerdem ein bekanntes Restaurant, das den gleichen Namen trägt. Verschmitzt berichtet er von der Belustigung Damaszener Gäste über die vergleichsweise bescheidene Größe seines Geschäfts.
Damaszener Flair in Dresden
Seit 2014 ist Ali in Dresden zu Hause. Der Weg in die Selbstständigkeit sei nicht einfach gewesen: Er berichtet von der Schwierigkeit, als Migrant passende Räumlichkeiten für ein Restaurant anmieten zu können. Dennoch werde „Opas Haus“ von einer bunten Mischung internationaler Gäste gut angenommen.
Es liegt Ali am Herzen, mit seinem kleinen Laden nicht nur „Syrisch für Syrer, sondern Syrisch für alle“ anzubieten. Es scheint mir passend, dass sich meine Teetasse mit einem Dresden-Panorama und einem verschnörkelten Goldrand schmückt – Essen wie bei den syrischen Großeltern wird hier kulturübergreifend mit der Ästhetik sächsischer Großelternkeramik kombiniert.
Falafel, Foul und Fatteh-Teller
Ali erzählt, dass die syrische Küche bis hin zur Verwendung spezifischer Gewürze stark nach der Region variiere. Bei Opas Haus wird deshalb – logisch – nach Damaszener Art gekocht. Schnell wird klar, dass der kleine Laden nicht nur leckere Falafelsandwiches im Repertoire hat, sondern vor allem besondere Tagesgerichte anbietet.
Die Karte hat Ali so zusammengestellt, dass auch vegetarische und vegane Gaumen auf ihre Kosten kommen. Die Linsensuppe zollt der vorher im Gebäude ansässigen Suppenbar Tribut, und mitunter werden sogar Wünsche von Gästen einbezogen: Die von einer Kundin erfragten, in Syrien üblichen Pommes-Sandwiches landeten prompt auf der neuen Karte.
Ali erzählt, dass ihm besonders wichtig sei, Gerichte anzubieten, die sonst schwer zu finden seien, wie zum Beispiel den Fatteh-Teller, ein Gericht aus pürierten Kichererbsen mit frittiertem Fladenbrot. Aber auch die vegetarischen Kibbeh, eine Art roher Frikadelle aus Bulgurmasse, Granatapfelsirup, gemahlenen Walnüssen und Zitronensaft (ähnlich den türkischen Çiğ Köfte) sind andernorts kaum zu finden.
Auch die Auswahl an Süßigkeiten ist hausgemacht: Baklava mit Pistazien, mit Datteln gefüllte Kekse und die köstlichen Halawa el jibn – kleine Grießröllchen mit einer aus Milch eingekochten Füllung – erfüllen die kühnsten Träume einer jeden Naschkatze.
Herausfordernde Zeiten
Die Lage mit Corona empfindet Ali als schwierig. Insgesamt kämen weniger Gäste, und das seit kurzer Zeit bei Lieferando einrichtete Lieferangebot werde noch nicht richtig genutzt. Seine Hoffnung liegt nun auf mehr Bestellungen zum Mitnehmen. Für herzliche, wenn auch aktuell kurze, Begegnungen und warme Bäuche in kalten Corona-Zeiten ist Opas Haus jedenfalls genau die richtige Wahl, und eines ist sicher: Das Zurückbringen meines Maklouba-Tellers wird nicht mein letzter Besuch bei Opas Haus gewesen sein.