In dem Büro-Gebäude schräg gegenüber der Schauburg hat ein kleines Unternehmen seinen Sitz, das mit Fug und Recht als Start-Up bezeichnet werden kann. Seit sechs Jahren gibt es das Unternehmen, deren wichtigstes Produkt eine App ist, die Schülerinnen und Schülern den Alltag erleichtern soll – und diese App wurde inzwischen schon 1,3 Millionen mal installiert.
Firmengründer Danny Roller: „Davon waren allein 650.000 Installationen im vergangenen Jahr.“ Inzwischen erreicht die App jeden achten Schüler in Deutschland. Und das Unternehmen ist auf dem Sprung zum europäischen Markt. Der lockt mit mehr als 40 Millionen Jugendlichen in den Schulen.
Scoolio ist eine App, mit der die Schüler ihren kompletten Schulalltag organisieren können. Sie können sich vernetzen und mit Unternehmen und Hochschulen in Kontakt treten. Letzteres ist auch die Finanzierung für die kostenlose App. Denn die Werbung in der App ist ausschließlich zur Nachwuchsgewinnung gedacht. „Das ist ein eigenes geschlossenes Werbesystem“, erläutert Roller. Unternehmen, die Auszubildende suchen treffen hier auf Schüler, die eine Ausbildung suchen.
Entstanden aus dem Hausaufgabenheft
Dieses einfache Konzept gibt es schon länger. Denn bevor die App entstand, gab es schon den „Futureplan“. Ein vorgedrucktes Hausausfgabenheft für die Abschlussklassen. Finanziert über Werbung von Unternehmen, die Auzubis suchen. Das Projekt startete 2009 und wuchs schnell bundesweit. Rund fünf Millionen dieser Hausaufgabenhefte wurden zuletzt bundesweit ausgeliefert. Der Schritt ins Digitale war die logische Konsequenz.
„Die Scoolio App soll das Heft ergänzen“, sagt Danny Roller. Und sie erweitert natürlich den Kreis der potentiellen Nutzer, denn sie ist für alle nutzbar, nicht nur für die Abschlussklassen. Und die Funktionalität geht weit über ein Hausaufgabenheft hinaus. „Wir bieten ein Datenverwaltungssystem an“, erklärt Roller, „da können zum Beispiel Aufgaben geteilt werden“.
Aber die App hat auch klassische social-media-Funktionen, wie zum Beispiel einen Gruppenchat. Auf einem Dashboard gibt es das wichtigste auf einen Blick: Die nächsten Stunden, To Do’s, Termine, der Notendurchschnitt und einen Feriencountdown.
650.000 neue Nutzer*innen in diesem Jahr
Dass die App gerade in diesem Jahr so durch die Decke ging, ist verständlich. „Die klassischen Infopunkte für die Berufswahl, wie Bildungsmessen, sind weggefallen“, sagt Roller. Die Unternehmen suchen nach neuen Kanälen. Und auch für die Schüler gibt es viel mehr digital zu organisieren. Und die Chatgruppen in der Coolio-App seien besser strukturiert als die Klassenchats der Messengerdienste.
Mit der App ist auch das Team gewachsen. Inzwischen hat die Scoolio GmbH 18 Mitarbeiter. Neben dem Sprung auf den europäischen Markt haben Roller und sein Team aber noch jede Menge weitere Ideen. So soll es eine Eltern-App geben oder spannende Feature für die Karriere. „Wir denken da an ein Berufe-Spiel in der Art von hot or not“, sagt Roller. Ein Feature sei das „One-Click-Aply“ – die Bewerbung direkt aus der App heraus. Gewissermaßen der Goldene Button der Berufswahl. Roller ist der Ansicht, dass er mit der App die Möglichkeiten für die Schüler erweitert.
„Normalerweise geht man mit den Eltern zur Ausbildungsmesse, die haben gewisse Vorstellungen und treffen so eine Vorauswahl für die Jugendlichen“, erläutert er. Über die App kommen die Schüler mit Berufen in Berührung, an die sie bisher vielleicht noch nie gedacht hatten.
Auch die Schulen sollen stärker mit eingebunden werden. Über „Scoolio Web“ können die Schüler direkt die Hausaufgaben bei den Lehrern abgeben. Ähnlich wie beim sächischen Lernsax-System. Infos unter schulen.scoolio.de.
Roller ist ehrgeizig, er will mit Scoolio Europas größte Schülercommunity werden. Schon in fünf Jahren soll es in jedem Land Europas Scoolio-Nutzer geben, das Unternehmen dann bis zu 150 Leute beschäftigen. Dennoch will er der Neustadt treu bleiben, die Scoolio-Zentrale soll hier an der Königsbrücker bleiben.
Scoolio
- Scoolio GmbH, Königsbrücker Str. 76, 01099 Dresden, www.scoolio.de
Klar, öffentliche Aufgaben wie Bildung brauchen mehr proprietäre und zentrale Werkzeuge.
Bravo, dann kann ja jeder Schüler, bei dem Papa einen langweiligen oder dreckigen Beruf wie Krankenpfleger oder Erzieher schon vorselektiert hat, endlich seine Wunschlaufbahn als Popstar, Gamingprofi oder Influencer einschlagen.
Schulalltag wird mit drei ‚L‘ geschrieben und nicht mit zwei…
Danke für den Hinweis. Korrigiert.
Ob man das seinen Kindern zur Verfügung stellen will?
Na ich weiß ja nicht.
Mindestens 7 Tracker sind drin.
https://reports.exodus-privacy.eu.org/en/reports/de.scoolio.app/latest/
Das konnte ja echt kein Mensch ahnen! „Die Scoolio-Entwickler haben Millionen an Steuergeldern für eine App verbraten, die Schüler*innen konstant mit Werbung beschallt, ihre Daten ungeschützt ins Netz stellt und sie der Gefahr von Cybergrooming aussetzt.“
https://zerforschung.org/posts/scoolio/