Am Alaunpark, Carolaplatz, der Martin-Luther-Straße und am Königsbrücker Platz hat sich etwas verändert: Neue Mobi-Punkte wurden von den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) errichtet. Was Mobi-Punkte sind und wie diese funktionieren berichtet das Neustadt-Geflüster in einer dreiteiligen Serie – vom Leihrad über das Teilauto bis zur Stromtankstelle.
Teil 1: Das Leihrad
Für die neue Winterkollektion haben die bekannten Next-Bikes ihren grünen Mantel abgestreift und gegen einen gelben Rahmen eingetauscht- und mit der Farbänderung auch ihren Namen: Mobibike. Wie das neue Konzept der DVB für ihre Leihräder aussieht, möchte ich an einem verschneiten Januarnachmittag herausfinden.
Auf der Suche nach dem gelben Rad
Mit der App geht es eigentlich ganz leicht: Wer auf der Suche nach dem nächsten Fahrrad ist, braucht nur auf die Karte zu schauen – in den meisten Fällen ist bereits eines der gelben Räder in nächster Nähe anzutreffen, wenn man nicht schon an der Haustür über eins, mitten auf dem Gehweg geparkt, stolpert. Natürlich kann man auch Start- und Zielpunkt eingeben, dann wird die Route automatisch berechnet.
Nach einer umfangreichen Anmeldung – Name, Telefonnummer, Adresse und E-Mail-Adresse, Geburtsdatum, Geschlecht, und schließlich Zahlungsart (Kreditkarte oder PayPal) werden von mir gefordert – gehe ich mit meinem Handy in der Hand auf die Suche nach meiner nächsten Fahrmöglichkeit. Es hat etwas von einer sehr kurzen Schnitzeljagd. Sobald ich mein, dein, unser Rad gefunden habe, schnappt das Schloss mit einem Klick auf der App und einem Piepen sofort auf. Noch kurzerhand den Sattel heruntergeschraubt, dann kann es los gehen.
Das Mobibike ist simpel, aber mit allem Nötigen ausgestattet: sieben Gänge, Licht, und ein Gepäckträger am Lenkrad mit Expanderseilen. Und wenn man sich nach den ersten Pedaltritten an das leichte Wackeln gewöhnt hat, dann macht das Radfahren auch wirklich Spaß.
Übrigens: Wenn auf der Fahrt ein Defekt geschehen sollte, dann rät die DVB dazu die Fahrt zu beenden und den Kundenservice zu benachrichtigen, das Mobibike würde dann bis zur Abholung gesperrt werden und nur dann könne die Fahrt storniert werden.
Sie haben Ihr Ziel erreicht
An meinem Ziel angekommen, bin ich in der Lage das Fahrrad auf jeder Straße abzustellen, die blau in der Appkarte eingezeichnet ist. Das sind in der Neustadt in der Regel die größten und befahrensten Straßen. Rosa gezeichnete Zonen sind auch zum Abstellen erlaubt, die App berechnet dann aber 1 Euro mehr – alles außerhalb der blauen Straßen und rosa Zonen wird mit 20 Euro Strafgeld versehen. Dazu gehört, unter anderem, die Zone rund um die soziale Ecke und der Alaunpark!
Weil ich weiß, dass ich für das Abstellen meines Mobibikes an einem der Mobi-Punkt zehn Minuten Fahrguthaben gutgeschrieben bekomme, suche ich den am Alaunpark auf – der ist aber bereits voll. Also parke ich es bequem am Rande des Gehwegs, wo es niemanden stört. Das Abschließen ist noch einfacher als das Aufschließen. Lediglich das Schloss herunterdrücken und mit einem Piepen ist es verschlossen – und die App weiß sofort, dass die Fahrt beendet ist.
Am Ende meiner halbstündigen Fahrt durch die Neustadt zieht mir die App zwei Euro ab. Leider kann man auf der Quittung nicht nachvollziehen, von wann bis wann man gefahren ist und wie sich der Preis zusammensetzt – eigene Recherche auf der Website ist geboten. Ohne DVB-Abo oder Studierendenvorteil kann sich ein längerer Fahrradausflug als teuer herausstellen. Mit Abo ist die erste halbe Stunde umsonst, für den Rest kostet sie zwei Euro, ab dann wird pro Viertelstunde ein weiterer Euro dazugerechnet.
Im Vergleich: Ein einfaches Ticket in einer Tarifzone für den öffentlichen Nahverkehr kostet 2,50 Euro für eine ganze Stunde. Radfahren mag ein corona- und umweltfreundliches Fortbewegungsmittel sein, im Vergleich zu Bus und Bahn ist es jedoch relativ teuer. Immerhin ist die Nutzung um einiges günstiger als die der Lime- oder Tier-Roller. Richtig günstig wird es in Kombination mit dem Abo-Ticket der DVB.
Mobi-Punkte
- Mehr Infos unter www.mobi-dresden.de
- Preisübersicht unter: www.nextbike.de/de/dresden
- Link zum Herunterladen der App: www.play.google.com
Nachtrag, 3. Februar 2021
Das Mobibike ist kein Bestandteil des Semestertickets mehr. Das hat der Studentenrat der TU Dresden mitgeteilt. Als Übergangsfrist können die Räder jedoch bis zum Ende des Wintersemester 2020/21 noch gemäß des alten Vertrag genutzt werden. Der Studentenrat hätte mit einer 2/3-Mehrheit für den neuen Vertrag mit den DVB stimmen müssen, die wurde jedoch nicht erreicht.
Als DVB-Abo-Kunde sind meine Lieblingsnutzungsmöglichkeiten der kostenfreien 30 Minuten auf einem der Räder: Früh viel zu faul gewesen, um zur Arbeit zu radeln, nachmittags bei Sonnenschein mit Rad heim gefahren. Die Bahn ist mir vor der Nase weggefahren, Rad steht gleich daneben, ist letztendlich genauso schnell.